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Das Zeitreise-Mixtape

Review: Paper Girls – Staffel 1

9. August 2022, 12:42 Uhr

Zeitreisen sind in Filmen und Serien derzeit wieder hoch im Kurs. In unsicheren Zeiten sehnt sich der Mensch nach sorglose Momente in der Vergangenheit oder Zukunft. Die neue Comicadaption „Paper Girls“ widmet sich nun auch der Thematik und begleitet vier junge Mädchen, die beim Zeitungaustragen in ein turbulentes Abenteuer geraten.

Paper-Girls-Titelbild

In der auf den Comics von Brian K. Vaughan und Cliff Chiang basierenden Verfilmung tragen vier 12-jährige Mädchen am Morgen nach Halloween im Jahr 1988 erstmals miteinander Zeitungen aus. Dass sich ihre Tour zu einem wendungsreichen Trip durch Raum und Zeit wandelt ahnen Erin, Mac, KJ und Tiff zunächst nicht. Ausgestattet mit BMX Rädern, Walkie-Talkies und Walkman flitzen die Radfahrerinnen durch die fiktive Kleinstadt Stony Stream. Die in Neonlichtern ausgeleuchtete Szenerien vermitteln gleich zu Beginn ein angenehmes Retrofeeling und stellen gleichzeitig eine gelungene Umsetzung der pastellfarbenen Vorlage dar. Durch einen mysteriösen Zufall landen die Vier plötzlich im Jahr 2019, wo für die Mädchen alles vertraut, aber doch irgendwie anders wirkt. Was die Mädels noch nicht ahnen: Im Hintergrund tobt ein Krieg zwischen der Alten Wache, die die Zeitlinie wahren will und den Rebellen namens STF Untergrund. Das Ziel der Rebellen ist es die Alte Wache um jeden Preis zu entmachten, dazu sind sie gewillt mit minderen Mitteln die Geschichte neu zu schreiben. Um zurück in ihre Zeit zu kommen, müssen die vier Mädchen sich gegen die Alte Wache stellen. Anders als in den Comics steht in der TV-Umsetzung aber weniger die kriegerische Auseinandersetzung im Mittelpunkt, sondern vielmehr die Entwicklungsgeschichte der Protagonistinnen. Ob diese Entscheidung dem bereitgestellten Budget zu verdanken ist, ist mir nicht bekannt, aber es tut der Erzählung tatsächlich gut. Denn was das Amazon Original zu einer gelungenen Serie macht, sind die spannenden Charaktere. Kinder und Jugendliche nehmen Zeit etwas anders wahr. Aufgrund des kurzen Erfahrungshorizonts können scheinbar banale Ereignisse wie Katastrophen auf sie wirken. Dies verdeutlicht auch die Serie, denn es geht hier um das Erwachsenwerden und wie sich das Leben im Laufe der Jahre entfaltet. Die Kids handeln zwar hier und da mal trotzig oder nervig, aber stets nachvollziehbar und allzu menschlich. Da ist beispielsweise Erin (gespielt von Riley Lai Nelet), die ihren ersten Tag als Zeitungsausträgerin antritt. Die verwöhnte KJ (Fina Strazza), die noch mit ihrer Identität hadert und die abgebrühte Mac (Sofia Rosinsky), die in schwierigen Verhältnissen aufwächst und schon in jungen Jahren raucht. Sowie die wissenschaftlich ambitionierte Tiff (Camryn Jones), die das Team zusammenhält. Bereits in der ersten Folge trifft Erin ihr älteres Ich. Auch im weiteren Verlauf begegnen die Kinder nach und nach ihren eigenen erwachsenen Versionen oder jemanden, der ihnen etwas über sie erzählen kann.

„Menschen werden erwachsen und Dinge ändern sich.“ – Erin

Es sind gerade diese Begegnungen, die die Serie interessant machen. Besonders herzzerreißend fällt Macs Geschichte aus, die auf ihren älteren Bruder Dylan trifft und ein paar wunderbare Tage mit ihm verbringen darf. Dies macht eine Rückkehr in die 1980er für sie umso schwerer. Auch KJ, die ihrer Zukunftsversion bis in einen Kinosaal folgt, ist überwältigt von den Dingen, die sie noch erwarten. Bedroht werden die Kids derweil von der böswilligen Priorin (gespielt von Adina Porter) und ihrem Anführer Russ (Jason Mantzoukas). Sie gehören der Alten Wache an und machen Jagd auf die Mädchen, da diese den Verlauf der Zeit gefährden.

Paper-Girls-Grand-Father-Prioress

Zu Beginn der Promophase wurde die SciFi-Serie oft mit „Stranger Things“ verglichen, aber diese Parallele passt, abgesehen von dem 80s Setting am Anfang, nicht wirklich. Denn anders als bei der Netflix-Serie wachsen die Protagonistinnen hier erst noch zusammen und lernen allmählich einander zu vertrauen.

„Weißt du, die gute Nachricht ist, jeder bewegt sich in seinem Tempo und es kann überwältigend sein, aber die Reise jedes Menschen ist anders, verstehst du?“ – Lauren

Ein paar Abstriche gibt es in der visuellen Umsetzung. Die Computer generierten Effekte sind leider oftmals als solche auszumachen. So wirken die gigantischen Roboter, die durch die Landschaft stolzieren recht befremdlich. Gleiches gilt für die Kostüme der Alten Wache, die sehr schlicht gehalten sind. Bei den unterschiedlichen Zeitebenen hätte ich mir ebenfalls mehr visuelle Unterscheidungsmerkmale und Spielereien gewünscht, aber vielleicht ist dies ein gewollte Entscheidung, um zu symbolisieren, dass sich nicht allzu viel ändert. Abgesehen von einzelnen technischen Geräten unterscheiden sich die Jahre 2019, 1988 und das Jahr 1999, indem die Mädchen zuletzt landen, nämlich kaum voneinander. Wer darüber hinwegsehen kann, der bekommt aber eine feinfühlige Story geboten, die einen selbst ins Grübeln bringt. Und wenn am Ende die Rückkehr ins Jahr 1988 zu scheitern droht, sehnt man sich eine Zeitmaschine herbei, um sich schon jetzt die Fortsetzung anzusehen.

Fazit

Spannende Zeitreisegeschichte, die interessante Fragen aufwirft und durch tolle Kinderdarstellerinnen glänzt. Einzig die visuelle Umsetzung überzeugt nicht immer.

Bilder: Amazon Prime Video

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Dienstag, 9. August 2022, 12:42 Uhr
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