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Die Wahrheit ist irgendwo da draußen.

Review: Paranormal S01E01-03 (Ersteindruck)

10. November 2020, 16:00 Uhr
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Dr. Refaat Ismail, der Name ist Programm. Was, ihr kennt ihn nicht? Das wird sich grundlegend ändern, zumindest wenn ihr Gefallen an der neuen, bei Netflix seit dem 04. November? erhältlichen Serie „Paranormal“ findet. Hierbei handelt es sich um die erste ägyptische Eigenproduktion des großen Streaminganbieters. Die dort erzählten Geschichten ereignen sich im Kairo der späten 1960/70er Jahre und der Universitätsprofessor Dr. Refaat spielt die Hauptrolle als zynischer, allein der wissenschaftlich beweisbaren Realität Glauben schenkender Halb-Misanthrop. Basierten viele der von mir in diesem Jahr besprochenen Serien noch auf Graphic Novels wie z.B. das „Sumpfding“, so hat „Paranormal“ seine Wurzeln in der preisgekrönten Buchreihe des Autors Dr. Ahmed Khalid Tawfik. Die Serie selbst ist in einzelnen Episoden angelegt, die in sich abgeschlossen sind, deren Inhalt aber Refaat nach und nach davon überzeugt, dass das Übernatürliche trotzdem existent ist, egal wie sehr er dies abstreitet.

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Schauen wir uns diesen Refaat doch noch einmal etwas näher an. Mit der ersten Episode dürfen wir gleich eine für ihn unliebsame Geburtstagsparty erleben, sein 40. Geburtstag soll gefeiert werden. Nicht dass diese Feierlichkeiten von ihm ausgehen würden, nein! Seine ältere Schwester übernimmt, wie wohl bislang stets innerhalb seiner Familie, hier die Regie und richtet die Party für ihn aus. Diese verläuft natürlich anders als geplant, entwickelt sich zum Reinfall. Frei nach Murphys Gesetz, „was schiefgehen kann, geht auch schief“, auf welches Refaat gerne anspielt. Murphy, der mit seinem Gesetz eine unumstößliche Lebensweisheit geschaffen hat, die wohl jeder schon einmal gehört oder gelesen hat, war im Übrigen ein US-amerikanischer Ingenieur. Refaat dachte sich wohl, da er auch Akademiker ist, kann er sich seine eigenen Regeln für die Welt basteln, mindestens 22 davon hat er sich erdacht. In jeder Folge erfahren wir Zuschauer in unbestimmter Reihenfolge von diesen Refaat-Regeln, zumeist von Refaats Stimme aus dem Off präsentiert. Die wichtigste Regel wäre diese hier:

„Oberster Grundsatz: Natur funktioniert nach dem Gesetz 1+1 = 2.
Nur eine Ursache führt zu einer Wirkung.
Alles außerhalb dieser Gleichung ist nicht normal.
Es gibt keine paranormalen Erscheinungen.“ (Refaat)

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Zur erwähnten Zwangsparty bringt der Professor seine ehemalige Kommilitonin Maggie Mckillop mit, die er erst kurz zuvor zufällig wieder getroffen hat. Nachdem seine Schwester natürlich auch Refaats bezaubernde, junge Verlobte Howaida eingeladen hat, sind entsprechend seltsame Reaktionen der geladenen Gäste vorprogrammiert. Vor allem seine Schwester hält nicht mit ihrer Meinung hinter dem Berg. Aber genug damit, wer ist denn diese Maggie? Die rothaarige Powerfrau kommt ursprünglich aus Schottland, spricht aber auch arabisch, da sie natürlich ein großes Interesse an dieser Sprache hat, wer hat das denn nicht? Sie ist Refaats große Liebe, für die er schon schmachtende Liebes-Gedichte geschrieben hat, wobei aber nicht bekannt ist, ob sie diese jemals zu Gesicht bekam. Warum sie plötzlich wieder in seinem Leben auftaucht, ist auch nicht von Belang, wichtig ist: Sie darf Refaat fortan auf seinen kommenden Abenteuern begleiten.

Nachdem in jeder Folge eine eigene Story abgehandelt wird, spreche ich die Themen nur kurz an, um nicht zu spoilern. Folge 1 dreht sich um ein verfluchtes Haus, welches Refaat bereits in frühester Kindheit entdeckt. Ein kleines, freches Mädchen namens Shiraz, die dort wohnt, bezaubert ihn, sie ist seine erste große Liebe. Allerdings geschieht dort auch ein großes Unglück, welches Refaat nie vergessen wird.
In Folge 2 wird Refaat von offizieller Seite dazu verdonnert, an der Autopsie des angeblichen „Schwarzen Pharaos“ mitzuwirken. Bei diesem Vorgang wird ein böser Rachegeist freigesetzt, der scheinbar die ganze Welt, zumindest das damalige Ägypten bedroht! Der Aberglaube besagt, dass alle, die die Mumie berühren, sterben werden. Es gibt nur einen Ausweg: Mut, der unruhige Geist aus den Hieroglyphen, muss Ruhe finden, wozu die Mumie erneut begraben werden muss. Wer, wenn nicht Refaat könnte diese Aufgabe erfolgreich bewältigen?
Folge 3 zeigt uns Refaat auf der Suche nach Silphium. Diese fast überall ausgerottete Heilpflanze wächst angeblich noch irgendwo in der Wüste Libyens. Howaida muss um jeden Preis gerettet werden, daher macht sich Refaat auf nach Libyen, wo passenderweise auch ein Medizinerkongress zum Thema „Bluterkrankungen“ stattfindet. So wird er mit einem weiteren alten Studienkumpel vereint, der ihn bei der Suche nach der Pflanze unterstützt. Das kleine Team darf sich in der Wüste mit Touareg-Stämmen, Treibsand und Monstern herumschlagen.

Man muss ihn einfach mögen, diesen Refaat, wenn ihn dann Diplokokkusnakterienproben unterm Mikroskop an gemeinsame Studentenparties mit Maggie erinnern oder er wieder eines seiner selbst erdachten Refaat-Gesetze rezitiert. Das gefällt mir. Die Figuren sind durchweg sympathisch (okay, für mich als Ausnahme: Maggie, irgendwie wurde ich mit ihr, also eher der Darstellerin, nicht warm) gezeichnet. Das Setting im „alten Ägypten“ wirkt ebenfalls und die verschiedenen Episoden der Serie erscheinen als eine Art modernes Märchen oder skurrile Akte X Folge (mit angezogener Handbremse). Klar darf man von den Effekten nicht viel erwarten. Ich denke mir, es wurde hier sicherlich mehr Wert auf Storytelling und Charakterentwicklung gelegt als auf Creature- und Effektdesign. Um nicht zu viel zu verraten: in Folge drei wisst ihr dann, was ich damit meine. Humor kommt allgemein nicht zu kurz, tritt er auf, dann nicht als Schenkelklopfer, sondern eher als durchdachter Wortwitz wie hier:

„Sobald eine ausländische Frau mit am Tisch sitzt, spricht jeder ägyptische Mann plötzlich ein Dutzend Sprachen.“
(Refaats Gedanken)

Das bereits erwähnte Gefühl der Sympathie durchzieht diese Serie, ein gutes Gefühl stellt sich beim Schauen ein, die Lovestory zwischen Refaat und Maggie ist stets unterschwellig Thema. Hin und wieder darf der Zuschauer auch wohlig schmunzeln, wenn Unerwartetes gezeigt wird. Zum Beispiel dann, wenn der Grund dafür bekannt wird, weswegen gewisse Monster mit Argusaugen über Höhlen wachen. Diese Serie will keineswegs Horror zeigen, sondern vielleicht ein wenig Gruseln vermitteln. Vor allem aber will sie unterhalten und diesem Anspruch wird sie gerecht. Wir dürfen bereits in den ersten drei Folgen viele Gruselgestalten der ägyptischen Mythologie erleben: Mumien, Skarabäen, Monster, Pharaonengeister. Ich bin gespannt auf die restlichen drei Folgen und rate euch: Schaut mal rein bei Refaats Abenteuern!

„Ägypten fesselt wie ein Krimi und betört wie ein teures Parfüm“ (Omar Sharif)

Bilder: Netflix

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Dienstag, 10. November 2020, 16:00 Uhr
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