Nach eine Woche der Pause habe ich gestern die beiden jüngsten Folgen am Stück geschaut, ich war die Tage einfach nicht so in the mood für die Truppe aus Birmingham. Dafür dann gestern um so mehr. Und Heidewitzka war da war los. In mir hatten sich bis zur vierten Folge zwei Fragen gestellt. Wann wird Father Hughes denn mal so richtig gefährlich – er ist ja der große Gegenspieler von Tommy in dieser Staffel – und wann kommt denn endlich mal Mr. Solomons ins Spiel?
Die Antwort auf beide Fragen lautet: jetzt!
Handlung
In beiden Folgen steht Father Hughes und seine Economic League – hört sich für mich immer noch an wie eine Superevil-Geheimorganisation aus einem DC/Marvel Comic – im Mittelpunkt. Tommy hatte über seine Schwester Ada herausgefunden, dass Hughes ein doppeltes Spiel spielt. Zum einen mit den russischen Revolutionären auf der einen Seite und somit auch mit Tommy als auch mit der russischen Botschaft und den Bolschewiken. Dies hatte er seinen russischen Freunden über Countess Tatiana mitteilen lassen mit der Bitte, Father Hughes aus dem Weg räumen zu dürfen.
Nach einer nächtlichen „Diskussion“ mit Tatiana, die mehr als gelangweilt zu sein scheint und recht gerne mit dem Leben spielt (Russisches Roulette, Strangulierung beim Sex), erhält er die Erlaubnis seinen Plan umzusetzen. So graviert er eine spezielle Patrone mit dem Namen Hughes und plant seinen Mord.
Da Tommy weiß oder ahnt, dass seine Organisation aktuell vielleicht nicht besonders vertrauenswürdig ist, die Probleme mit Arthur weiten sich auch langsam aus, vertraut er den Mordauftrag auch nur Tante Polly an. Und hier passiert etwas, was ich nicht ganz nachvollziehen kann.
Polly, in meinen Augen nicht sonderlich religiös oder auf einem ähnlichen Selbstfindungstripp wie Arthur, kann scheinbar mit der Last der Shelbys nicht mehr so richtig umgehen und entscheidet sich, dem Pfarrer einen Besuch abzustatten. Also dem Pfarrer ihrer Gemeinde. Sie will beichten. Dieser weist sie zwar daraufhin, dass die Sprechzeiten andere wäre aber ein „The name is Shelby“ reicht völlig zur Begründung, warum es jetzt sein muss. So erzählt sie ihm, dass sie Gewissensbisse habe, da das nächste Ziel ein „holy man“ sein soll. Mehr nicht. Aber das reicht auch schon denn anscheinend hat Father Hughes nicht nur Feinde sondern auch Freunde. Denn so erfährt er vom Komplott ihm gegenüber und er kann sich so noch rechtzeitig darauf vorbereiten.
Poor Tommy!
So geht sein Mordversuch beinahe nach hinten los. Er tappt in eine Falle und muss fast mit seinem Leben dafür bezahlen. Knochenbrüche, Stichwunden und eine Gehirnerschütterung trägt er dabei mit davon und die Serie macht nach der offiziellen Entschuldigung beim Essen mit den Russen einen dreimonatigen Sprung. Tommy ist in dieser Zeit auf Morphinekur, setzt diese dann aber eigenmächtig ab, da er bemerkt, dass er wieder abhängig wird/ist und nicht mehr klar denken kann.
Die Russen und vor allem Tatiana scheint nun auch zu merken, dass mit Father Hughes nicht gut Kirschen essen ist. Tommy selbst hat durch die kurze Befragung durch Father Hughes und den Bemerkungen herausgefunden, was die Economic League eigentlich im Schilde führt. Man will die diplomatischen Beziehungen zwischen England und Russland kappen, damit .. ja was eigentlich? Das habe ich nämlich nicht ganz verstanden. Aber zumindest versuchen sie beide Seiten gegeneinander auszuspielen.
In den drei Monaten seiner „Kur“ hat Tommy auch einen großen Plan ausgeheckt, wie die Blinders noch von der Schippe springen können. Denn die Gefahr besteht durchaus und ist real, dass die Blinders zwischen beiden Fronten aufgerieben werden könnten. Die Seite der russischen Botschaft kann er wiederum über seine Schwester Ada erreichen und in seinen Plan einweihen, so dass deren Plan des Überfalls und der Vernichtung des Zuges mit den Panzern aufgegeben wird. Dieser Überfall hätte nämlich die diplomatischen Auseinandersetzungen beginnen lassen sollen. Da Tommy ein McGyver seiner Zeit ist und entsprechende Mitarbeiter im Stab hat, die sich mit Panzern auskennen, werden die Panzer durch die Entfernung eines kleinen Metallstückes, an das man wohl nicht sofort denken würde wenn mal was nicht klappt und das man wohl auch nicht ersetzen kann, umgewandelt in größere Spielzeuge mit Panzerung. Sie stellen für die Bolschewiken also keine Gefahr mehr dar.
Die Seite der russischen Freunde um Tatiana will man dahingehend um deren Schmuckschätze erleichtern und plant dazu einen Tunnel zu bauen, der in deren Keller führen soll. Win-Win? Wir werden sehen. Auch diese Russen sind nicht ohne und absolut unberechenbar, wie die drei Shelby Brüder während einer bizarren Sexparty im Hause der Gräfin/Prinzessin erleben dürfen.
Zu den Vorbereitungen der Tunnelaktion kommt dann auch endlich wieder Mr. Solomons zurück zur Serie. Der ist nämlich auch Schmuckexperte und Schmuckdealer und eingeweiht in die Pläne Tommys. Aber nicht nur er, auch die restlichen männlichen Familienmitglieder werden eingeweiht und auch die Lees (der verbrüderte Zigeunerclan) sind mit von der Partie. Zur Vorbereitung gehört auch die schon angesprochene Party im Hause der Gräfin bei der sich Tommy seinen Lohn in Form von Schmuck aussuchen soll. So wissen Tommy und Co den Aufbewahrungsort der Schmuckstücke, deren Gesamtwert über Mr. Solomons und können ihre Planungen abschließen.
Die finale Folge der dritten Staffel ist nun also vorbereitet. Wir dürften eine interessante letzte Folge sehen mit einem wahrscheinlich dramatischen Ende. Zudem wenn man weiß, dass die Patrone mit der Hughes Gravur nun bei Michael liegt, der hat nämlich noch eine ganz persönliche Rechnung mit Father Hughes aus Kindertagen offen.
Meinung
Die beiden Folgen hatten ein gutes Verhältnis zwischen Dialogszenen und Actionszenen. Natürlich wird bei „Peaky Blinders“ sehr viel gesprochen aber in diesen beiden Episoden hatte man auch nach einiger Zeit mal wieder das Gefühl, dass es auch durch die Dialoge vorangeht. So haben wir beispielsweise von den Plänen von Arthur und seiner Frau erfahren, nach Amerika auszuwandern, um dort in eine Mission zu arbeiten. Wobei Arthur hier eher mitgerissen wird als selbst der Akteur zu sein.
Aber auch die anderen Shelbyfrauen opponieren so langsam, auch sie wollen mehr abhaben vom großen Kuchen. Sie treten sogar einen Tag in den Streik und schließen sich einer Frauenprotestbewegung an auf der Polly scheinbar eine leidenschaftliche Rede gehalten hat – an die sie sich nicht mehr erinnern kann. Whiskey!
Apropos Polly. Ich gönne ihr das Schäferstündchen mit ihrem Maler aber die grds. Gefühlslage einer meiner Lieblingsfiguren will mir nicht in den Kopf. Da hätten wir zum einen die Sache mit dem Pfarrer und den Folgen ihrer Beichte. Tommy weiß, dass nur Polly vom Mordauftrag wusste. Er wird bestimmt erfahren oder wissen, dass Father Hughes vorbereitet war. Und dann dürfte es eine einfache Rechnung sein und nicht lange dauern, bis er auf Polly kommt. Zudem warnt Polly Tommy in der letzten Szene der fünften Folge, wenn er es zulässt, dass Michael zum Mörder wird, dann packt Polly aus und vernichtet die gesamte Familie. Dürfte spannend werden. Und gefährlich für Polly.
Dazu würde passen, wie ich vermute, dass neben Grace mindestens noch ein weiterer Shelby das Ende der fünften Staffel nicht erleben wird. Meine aktuellen Favoriten sind daher Polly und Arthur. Beide gehen mir aktuell auch etwas auf die Nerven aber insbesondere Arthur ist völlig neben der Spur. Die Ehe scheint ihm nicht besonders gut zu bekommen.
Und endlich haben wir Mr. Solomons bzw. Tom Hardy zurück in der Serie. Allein sein kurzer Auftritt bei den Shelbys und der „Entschuldigungsrede“ Arthur gegenüber zu den Ereignissen aus der letzten Staffel war Gold wert und zeigt, welch ein guter Schauspieler dieser Herr Hardy ist. Und sein dreckiger Akzent. Herrlich. Ich erwarte zudem dass die Juden im Finale ebenfalls eine größere Rolle spielen werden und zusammen mit den Lees und den Shelbys könnte dies im Endeffekt vielleicht zu einem Übergewicht zugunsten Tommys führen, was uns dann zumindest einen Win einfähren lässt.
Die beiden Folgen hatten tolle Szenen und die Autoren haben es geschafft, die kurzzeitige Hilflosigkeit Tommys gut auf den Bildschirm und in die Herzen des Zuschauers zu transportieren. Ja, vielleicht lernt Tommy aus dieser Geschichte, dass Alleingänge nicht immer sinnvoll sind. Aber es deutet sich an, dass das Finale eine Familienangelegenheit werden dürfte.
Die finale Folge ist gut vorbereitet, die Spannung steigt. Und wir haben mehrere Handlungshöhepunkte zu erwarten. Was wird aus dem Tunnelbau? Kommen die Russen Tommy auf die Schliche? Klappt der Raub der Panzer? Was macht die Economic League. Wird Michael zum ersten Mal eine Waffe benutzen und damit womöglich das Ende der Shelbys einläuten?
Bilder: BBC
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