Jesse ist in seinem Element angekommen: Er predigt drauf los, was das Zeug hält. Und mit einem gewissen Trick kann er sehr überzeugend wirken. Zu überzeugend für Fiore und DeBlanc – die beiden versuchen weiterhin, die „Sache“ zurückzuholen. Das nimmt in Folge 4 von „Preacher“ bisweilen groteske Züge an.
Erstmal müssen sie feststellen, dass Cassidy nicht wirklich überzeugend gewesen sein muss in dem Versuch, Jesse weiß zu machen, dass er seine „Macht“ wieder zurückgeben muss. Er gesteht den beiden „Ermittlern“ diese Tatsache, holt sich aber mehr Informationen, um Jesse weiter zu bearbeiten – und er besorgt in dem Zuge als Argument gleich ein paar Drogen, die er natürlich selbst konsumiert. Fiore und DeBlanc enthüllen mal wieder ein neues Gerät, mit dem sie mit jemanden kommunizieren können, es aber lieber bleiben lassen, da sie wohl auf geheimer Mission unterwegs sind.
Als dann Telefongeräusche zu vernehmen sind, wirken sie kurz schockiert – bis sich klärt, dass es sich tatsächlich um das Telefon handelt. Es schließt sich eine wirklich großartig-groteske Szene an, in der einer der beiden versucht, irgendwie an etwas Essbares zu kommen. Dass es am Ende nochmal klingelt, dieses Mal aber wohl die Leitung nach oben ist, war zu erwarten – aber schön, damit geht’s handlungstechnisch dann endlich weiter.
Jesse missioniert derweil unter weiter. Die Kirche ist endlich voll; vor allem natürlich, weil er einen 1A-Plasmabildschirm verlosen möchte. Auch der Energiemogul Odin Quinncannon ist mit von der Partie – hier muss Jesse aber schon seine ganze Macht ausspielen, um diesen zu überzeugen. Er hat vorher noch ein paar coole Auftritte: Zum einen pinkelt er gemütlich dem Ortsvorsteher in den Koffer, dann spielt er mittelmäßig interessiert Qbert und dann darf er noch eine Rede im Wald halten, nachdem ein Mädchen auf tragische Umstände umgekommen ist – die ist für sich gesehen natürlich auch schon wieder großartig, wie auch das wirklich spannende Intro zur Folge.
Etwas abgefallen ist dabei die Story um Tulip. Sie war mir jetzt ein bisschen zu moralisch unterwegs, wenn man bedenkt, was sie sich in den ersten Folgen geleistet hat. Auch die Rückblenden in Jesses Kindheit hatten jetzt erstmal keinen Mehrwert und störten eher das Gesamtgefüge. Aber mal sehen, vielleicht macht’s ja später noch Sinn.
Nach vier Folgen kann man sagen, dass man sich so langsam im recht schrägen Setting von „Preacher“ zurecht findet. Die relevanten Figuren dürften eingeführt sein, und die einzelnen Elemente fügen sich zu einer bis jetzt recht coolen Serie zusammen. Klar ist der Drive von Folge 1 nicht mehr da, die Serie ist aber weiterhin auf solidem, unterhaltenden Niveau unterwegs.
Kommentiere