Ich hatte ja schon von den Vorgeschichten erzählt, die bei „Preacher“ gerne vor die eigentliche Handlung gesetzt werden. Episode 5 macht da keine Ausnahme – im Gegenteil: Der Vorspann ist knapp 10 Minuten lang und macht rund ein Viertel der Gesamtfolge aus. Die Zusammenhänge sind derzeit noch nicht klar.
Bei der Vorgeschichte werden wir wieder ins 19. Jahrhundert zurückversetzt, in den Wilden Westen. Einziges verbindendes Element zur Gegenwart ist ein alter Baum, an dem in der Vergangenheit der eine oder andere Mensch baumelt, und unter dem in der Gegenwart Jesse steht und nachdenkt. Damit sind wir im jetzt der aktuellen Folge angekommen.
Jesse fühlt sich sichtlich wohl in seiner neuen Prediger-Rolle, in der er durch einen bestimmten Tonfall seinen Wort noch mehr Ausdruck verleihen kann, um es man so zu formulieren. „Prediger, setzen Sie sich doch zu uns, wir diskutieren gerade, wer denn wohl der größte Evangelist ist“, formuliert es eine Gruppe Teenager in schrägem Bibelsprech. Er nimmt dann in dem Diner Schäfchen für Schäfchen dran, hört sich jede Geschichte der Gemeindemitglieder an und flößt ihnen dann ein, wie sie weiter vorzugehen haben. Emily Woodrow macht sich derweil ernsthaft Sorgen, weil sie Jesse nicht wiedererkennt. „Das sind nicht Sie“, sagt sie besorgt. „Ich bin’s auch nicht“, erwidert Jesse. „Das ist Gott.“ Dass er glaubt, Gott stecke in ihm, zeigt er auch später nochmal im Dialog mit den beiden „Ermittlern“. Sei sagen ihm nochmal, dass sie diese Macht gerne zurückhätten. Sehr schön, wie sie darauf deuten, dass doch diese Macht in die alte Kaffeedose zurückmüsse.
Auf der anderen Seite beschäftigen sich Tulip und Cassidy ein wenig miteinander. Er gabelt sie bei ihrem Onkel auf und gibt ein paar fiese Sprüche in Richtung Tulips Leben und Umfeld ab:
Wie ich sehe, ist Linoleum wieder angesagt. (Cassidy)
Der Plot zwischen den beiden tritt allerdings etwas zurück hinter der Geschichte um Jesse. Zwischendrin stecken auch noch Sheriff Hugo Root und sein Sohn Eugene in einer Krise – Eugene ist ja seit einem missglückten Selbstmordversuch mit einem Gewehr ziemlich entstellt, womit Hugo nicht wirklich zurecht kommt. Als dann irgendjemand Eugene per Graffiti und Gewehrattrappe dazu auffordert, den Job endlich zu beenden, rastet Hugo aus – und pflichtet dem Fremden bei. Das war schon eine ziemlich harte Szene. Ach, und am Rande wird noch Odin Quinncannons Geschichte ein wenig vorangetrieben – was aber nur erwähnenswert ist, weil durch ihn die Folge mit einem Knalleffekt endet. Eine Folge übrigens, die wieder gut unterhalten hat und das solide Niveau der Serie hält. Diese Folge hat sehr schön viele neue Aspekte angestoßen und Personen miteinander verbunden, die bislang für sich alleine durch die Serie liefen. Ich bin vor allem auf die Fortsetzung der Prologgeschichte gespannt.
Den Auftakt fand ich visuell wie erzählerisch stark, hat teils sehr an Tarantino erinnert. Allerdings war der Bezug zur Haupthandlung dann doch recht gering (oder ich habe es einfach nicht geblickt). Insgesamt okay Folge, gab aber schon bessere zum Auftakt. Fühlt sich gerade für mich so an, als ziehe man einige Dinge („abwartende“ Engel, Rache-Plan, …) künstlich in die Länge.
Ja, der Auftakt war wirklich klasse. Und sonst finde ich das langsame Erzähltempo gerade wirklich sehr angenehm. Wir sind ja super dynamisch in die Serie eingestiegen mit einem schnell erzählten Piloten, aber jetzt ist man irgendwie in der Serie angekommen und hat Zeit, sich um die Personen zu kümmern – gefällt mir sehr gut.
So kann man es natürlich auch sehen. :)
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