„Raised by Wolves“ gewinnt immer mehr an Fahrt – wir befinden uns mit den Folgen 7 und 8 bereits auf der Zielgeraden der ersten Staffel. Worüber ich mich besonders freue: Den Autoren gelingt es, immer mehr Ungereimtheiten aus den Anfängen der Staffel aufzulösen. Jetzt bin ich natürlich gespannt, was man sich zum Staffelfinale nächste Woche ausgedacht hat.
Aber bleiben wir zunächst erst einmal bei den Folgen 7 und 8: Die Autoren stellen die beiden Figuren Marcus und Mutter immer stärker gegenüber. War Mutter zunächst die übermächtige Figur, dreht sich das jetzt zugunsten von Marcus, der immer mehr in einen religiösen Wahn getrieben wird. Er hat die Oberhand gegenüber Mutter, ist aber nicht bereit, sie zu töten, obwohl sie sogar sein Geheimnis kennt: Sie hat ihn gescannt und die anatomischen Veränderungen erkannt (wobei ich mich frage, warum die anderen Androiden, die sich in Diensten der Mithraic befinden, ihn nicht so scannen konnten, aber das ist vielleicht auch eine Spezialität des Nekromanten). Da sie erkannt hat, dass Marcus eigentlich ein Atheist ist, hatte sie ihn zu Beginn der Staffel verschont – wäre das Rätsel also schonmal gelöst, Danke dafür.
An Marcus lässt sich sehr schön erkennen, wie Glaube sich entwickeln und verstärken kann. Er steigert sich in den Glauben an Sol und an seine Rolle hinein, was sogar zur Selbstverletzung führt. Mutter hingegen kann schwer verletzt flüchten, um sich in den Resten des Mithraic-Schiffes zu versorgen. Hier gefällt mir die Verwandlung von Mutter sehr gut: Sie fürchtet, sie trage eine Art Tumor in sich, so dass ihre Abschaltung droht (spannender Gedanke, dass auch Androiden eine Art Krebs bekommen können). Man ahnt aber schon, dass es sich eher um neues Leben handelt, was sich in Mutters nächster Simulation bestätigt. Was sie in sich trägt, soll die eigentliche Zukunft der Menschheit sein.
Und da hoffe ich jetzt mal ganz stark, dass sich das Thema Glaube da noch stärker einbinden lässt. Der Medizin-Droide beispielsweise deutet ja schon an, dass der Nekromant nach Vorlagen von Sol gebaut worden sei, und dass er einige Überraschungen beinhalte, die nicht einmal die Mithraic verstanden hätten. Er gibt zwar zu, dass er das sagen muss, weil es Teil seiner Programmierung ist – aber der Gedanke ist natürlich höchstspannend. Ich könnte mir auch vorstellen, dass nicht Paul oder Marcus das auserwählte Waisenkind sind, von de die Prophezeiung spricht, sondern tatsächlich das Kind in Mutter.
Irgendwie machen es die aktuellen Folgen noch bedauerlicher, dass der Start von „Raised by Wolves“ so schwach war – das hatte die Serie nämlich wirklich nicht verdient. Ich fürchte, dass einige abgesprungen sein dürften, bevor sich alles zum Guten gewendet hat. Falls Ihr das lesen solltet – kommt zurück und schaut Euch an, was für ein tolles Stück Science-Fiction wir hier mittlerweile geboten bekommen.
Bilder: HBO
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