Nach der guten ersten Staffel und der genialen Auftaktfolge in Staffel 2 waren die Erwartungen an die restliche zweite Season der Amazon-Serie „Red Oaks“ natürlich groß. Und die restlichen neun Folgen konnten wieder gut unterhalten. Sie blieben zwar ein bisschen hinter Staffel 1 zurück, hatten aber ihre absolut genialen Momente.
Im Prinzip befinden wir uns bei Staffel 2 in der neuen Sommersaison des Country Clubs „Red Oaks“. Nach der Auftaktfolge, die in Paris spielt und vor allem die beiden Protagonisten David und Skye in den Vordergrund rückt, gibt’s ab Folge 2 ein Wiedersehen mit den ganzen alten Bekannten. Ein Jahr ist vergangen, Davids Eltern sind geschieden, Davids Ex-Freundin steht kurz vor ihrer Hochzeit mit dem schrägen Fotografen Barry, und Nash glaubt in einer verwitweten Tennis-Spielerin die Frau seiner Träume gefunden zu haben.
Die Staffel stellt mehr denn je David in den Mittelpunkt des Geschehens. Es geht um seine Zukunft: Will er sie mit Skye verbringen, oder in der Firma von Skyes dubiosem Vater Doug Getty, oder an der Uni – oder in der Video-Produktionsfirma von Travis?
Apropos: Die Video-Produktionsfirma ist das absolute Highlight der Staffel. David trifft dort auf Travis, gespielt vom genialen John Hodgman, den man sicher aus der Daily Show kennt. Travis ist in der Firma, die sich auf Erotik-, Sex- und Horoskop-Sendungen konzentriert, irgendwie gestrandet, und im Laufe der Folgen entwickelt sich zwischen Travis und David eine Art Freundschaft. Travis bietet David sogar einen Job an, der deutet aber an, dass er nicht für das Fernsehen gemacht sei (eine kleine Referenz an die Auftaktfolge). Generell ist der Konflikt Fernsehen und Film häufig ein Diskussionspunkt zwischen den beiden. Auch Travis hat von einer Hollywood-Karriere geträumt, zu mehr als der Produktionsfirma hat’s aber nicht gereicht. Er gibt sogar zu, in Hollywood als John Wayne-Double Touristen unterhalten zu haben, was zu einem sehr schönen Dialog führt:
David: Du imitierst Stars? – Travis: Wir bezeichnen uns als Hommage-Künstler.
David darf in der Firma seine Privatvideos schneiden – wenn er das Archiv aufräumt. Das riecht ein bisschen komisch, und als er Travis nach dem Grund fragt, bekommt er auch wieder eine traumhafte Erwiderung:
David: Was riecht hier so komisch? – Travis: Ein sterbender Lebenstraum – oder eine tote Maus.
Allein von den Szenen zwischen den beiden würde ich mir mehr wünschen. Ich könnte mir sogar gut ein Spin-Off vorstellen, das sich ausschließlich um diese Video-Produktionsfirma dreht, natürlich nur mit John Hodgman.
Ansonsten zitiert auch diese Staffel natürlich sehr viele 80er Jahre-Ikonen, und auch einige Reminiszenzen an diverse 80er Jahre-Filme lassen sich entdecken. Da bestätigt sich einmal mehr die kluge Entscheidung, Regisseure wie Hal Hartley oder Amy Heckerling für die einzelnen Folgen engagiert zu haben, die ihren Stil in den 80er und 90er Jahren entwickelt haben. Sie verstehen einfach, dass man 80er Jahre-Ikonographien nicht nur bloß abfilmen kann, sondern dass man sie inszenieren muss – das gelingt ihnen ganz wunderbar.
Am Ende verwässert die Serie ein wenig, wenn mehr Beziehungsdramen Thema sind, als eigentlich notwendig. Auch Davids Entscheidungsfindung wird zu glatt durchdekliniert, und seine Entscheidung am Ende ist irgendwie zu unbegründet daher gekommen. Trotzdem macht „Red Oaks“ wieder jede Menge Spaß und man kann nur hoffen, dass es eine dritte Staffel geben wird – oder wenigstens ein Spin-Off.
Kommentiere
Trackbacks