In rund zwei Wochen wird Staffel Vier von „Rick and Morty“ auch über Netflix zu sehen sein, heute habe ich zum letzten Mal meinen Schönheitsschlaf frühzeitig abgebrochen (hilft eh nichts mehr…), um das Staffelfinale in der Erstausstrahlung anschauen zu können. Parallel zu den USA lief „Star Mort Rickturn of the Jerri“ erneut auf TNT Comedy heute früh und hat uns vielleicht nicht ganz das erhoffte, aber ein erwartet großes Finale geboten.
Dass die Folge besonders werden dürfte, wird bereits nach wenigen Sekunden deutlich, als eine Variante von Beth einen auf „Star-Lord“ (s. Episodentitel) aus „Guardians of the Galaxy“ oder Gary Goodspeed aus „Final Space“ macht (der jedoch auch eigentlich nur einen auf „Star-Lord“ macht, aber lassen wir das…). Jedenfalls ist sie ein cooler Bad-Ass, was neben der Tatsache, dass sie ein „Most Wanted“ in der Galaxie ist, auch ihr Undercut zeigt.
„My dad made a perfect clone of me to take my place…“ (Real Beth)
Neben der Tatsache, dass das große Mysterium aus der dritten Staffel aufgenommen wird, ob die von uns zu sehende Beth nun ein Klon ist oder nicht, gibt es auch erfreulich viele weitere Referenzen zu sehen. Erneut wird das Thema Familientherapie angerissen und Rick weiß sich erfolgreich davon loszusagen, auch wenn er statt der Verwandlung in eine Gurke („Pickle Rick“!!!) dieses Mal einfach den „Family Therapy Mode“ der Garage aktiviert. Neben dieser kleinen technischen Errungenschaft weiß vor allem ein Unsichtsbarkeits-Gürtel eine treibende Rolle zu spielen und mich ein „Ausgespucktes-Bier-wieder-zurück-ins-Glas-Beförderungs“-Dingens zu faszinieren.
„Smurf guns, go save human life! And the therapist’s…“ (Rick)
Auch fand ich mal wieder groß, wie „Rick and Morty“ Werbung betreibt. Nicht nur gibt es einen gekonnt platzierten Kommentar zur Fast-Food-Kette „Wendy’s“, die ihnen sogar Geld gegeben hat, sondern auch ein gewohnt beiläufig halb-ironisch umgesetztes Product Placement, das sogar an Bord des Alien-Raumschiffes mit den Worten „Coorporate sponsor detected!“ tituliert wird. Aber wer hätte auch gedacht, dass Wrangler Jeans eine Todesstern-zerstörende Qualität besitzen?!
„I don’t discuss problems, I incinerate them.“ (Rick)
Dass die Folge eine gewisse Größe erhält, liegt auch am Wiedersehen mit alten Bekannten. Nicht nur ist Tammy da (zunächst normal, dann in einer weirden „Weekend at Bernie’s“-Version), sondern auch Bird Person – pardon: Phoenix Person. Beide wirken jedoch in ihren Auftritten eher als eine plumpe Variante von dem, was sie eben sind: kleine Show-Auftritte, die ihre Bedeutung einzig und allein aufgrund ihrer Wiederkehr erhalten. Ansonsten werden sie eher beiläufig abgefrühstückt.
„You made me go to a wedding!“ (Rick)
Wobei, nicht ganz. Zum einen hat Tammy ja dann doch noch eine kleine Funktion am Ende, vor allem aber bietet Phoenix Person die Möglichkeit, Ricks Freundschafts-Potenzial zu offenbaren. Der hat die letzten Überreste seines intergalaktischen Freundes nämlich zuhause in der Garage gehortet. Selbst dieser Fakt verkommt aber zur Randnotiz, denn wirklich gewaltig ist die Offenbarung am Schluss. Nicht nur hat Rick sich die Erinnerung darüber entfernen lassen, welche Beth denn nun die echte und welche der Klon ist, es will nicht mal jemand wissen. Außer ihm selbst, doch selbst in der Gedanken-Aufnahme ist nicht ersichtlich, wer real und wer die Kopie ist, hat drunk Rick doch einfach mal ein kleines Hütchenspiel draus gemacht. „Father of the Year“…
Natürlich war das verdammt gute Unterhaltung und ein kurzweiliges Finale der Staffel. Allerdings bin ich auch etwas zwiegespalten, wirkte die Zusammensetzung dann doch sehr berechnend auf mich. Zumindest die mittlerweile beinahe obligatorische Wiederkehr bestimmter Figuren. Man hat schon das Gefühl, dass immer, wenn es einen Rückbezug benötigt, einfach Tammy und Bird Person rein geworfen werden. Aber egal, dass die „Ist Beth nun ein Klon oder nicht?“-Frage nochmal aufgegriffen wird, fand ich super, zumal in dieser Form. Dass es zunächst jedoch keine wirkliche Antwort darauf gibt, schert mich deutlich mehr als die Figuren der Serie selbst. Zumal es irgendwie unsinnig erscheint, dass Rick nicht auch dafür irgendeinen Test auf Lager hätte.
Wie dem auch sei, die Folge hatte ein sehr gesundes Pacing, das zwar schnell war, aber im Vergleich zu vereinzelten anderen Episoden dieser Staffel, nie zu überdrehen schien. Auch waren die einzelnen Handlungsstränge ganz gut miteinander verwoben und es gab mit den vielen genannten Arcs auch einen gewissen Meta-Humor. Und natürlich das kurze aber geniale Spin-Off „Invisible Garbage Truck Jerry“! Fehlte eigentlich nur noch Evil Morty…
Inside the Episode
„Spoiler: Rick is a bad father. Co-creator Dan Harmon and writer Anne Lane talk about the season 4 finale of Rick and Morty.“
„Rick and Morty“ Staffel 4 Review
Der fehlte leider auch die komplette Staffel, von der kleinen Spielzeug-Zug-Vision mal abgesehen, natürlich. Allgemein fehlte auch ein bisschen das Exorbitante. Klar, es gab viele 4,5-Kronen-Folgen und insgesamt wusste die Staffel durchaus auf hohem Niveau stabil zu unterhalten, gab es ja lediglich eine Folge, die ich mit weniger als vier Kronen bewertet habe (die Drachen-Idee Mortys wurde ja in der zweiten Staffelhälfte auch durch Rick nochmal durch den Kakao gezogen…), aber es gab eben auch „nur“ eine Folge mit einem perfekten Rating. Ja, ich weiß, Meckern auf hohem Niveau, aber von „Rick and Morty“ darf man nun mal mehr erwarten.
Dennoch bin ich zufrieden mit der Staffel. Die unverhältnismäßig lange Pause zwischen den Hälften hat mich zwar mehr abgefuckt als das ultra-frühe Aufstehen am Montagmorgen, aber insgesamt war das meiner Meinung nach besser als bei Staffel Drei (s. auch dort mein Bewertungs-Übersichts-Chart zum Vergleich). Auch ist ein extremer Qualitätssprung hinsichtlich der Animation vonstatten gegangen. Die Szenerien sind viel detaillierter ausgestaltet mittlerweile. Vor allem bin ich froh, dass man es in der zweiten Hälfte geschafft hat, wieder etwas ab von der neu angelernten Taktik zu kommen, einfach nur auf ultra-hohes Pacing, Reiz-Überflutung und kognitive Überforderung zu setzen. Da waren gen Ende deutlich kompakter anfühlende Stories dabei, die eher ein altes „Rick and Morty“-Feeling vermitteln konnten, was mir gefallen hat.
„Rick and Morty“ Staffel 5?
Natürlich wird es eine fünfte Staffel „Rick and Morty“ geben! Der Hype war zwar schon mal größer (Anfang Staffel 3…), aber er ist noch da. Ebenso, wie die Fantasie der Machenden. Und letztlich bewegen wir uns ja eh noch im 70-weitere-Folgen-Deal, der 2018 abgeschlossen worden war. Hoffentlich tritt dann jetzt auch endlich das ein, was sich damals durch die langfristige Verlängerung hoffnungsvoll abgezeichnet hatte: dass wir nicht mehr so ewig lange auf neue Folgen warten müssen. Toi, toi, toi!
Bilder: Adult Swim / TNT Comedy
4/5 ist Mal ne Ansage. Für mich geht die Serie seit Staffel 3 rapide den Berg herunter. Es gibt scheinbar nichts mehr zu erzählen, als immer wieder dasselbe. Charakterentwicklungen gibt es nicht mehr. Im Grunde läuft jede Folge gleich ab: Franchise XY wird gelobt oder zerrissen, R & M machen alles kaputt, sind Arschlöcher noch 10 und am Ende wird es damit entschuldigt, dass sie halt so sind.
Wie gesagt, wäre wenigsten noch Charakter-Development am Start, aber am Ende bekommt die Serie dasselbe Problem, wie es auch schon Community hatte. Starker Anfang und dann versucht Harmon alle davon zu überzeugen, dass er den Meta-Duden gefressen und sich so über klassische Erzählweisen lustig machen kann.
Staffel 4: 2/5
2/5 ist mal ne Ansage! ;)
Vermutlich liegt die „objektive“ Wahrheit dann irgendwo zwischen diesen subjektiven Meinungen (gibt ja durchaus noch extremere). Spannend finde ich den Punkt Charakterentwicklung, den du ansprichst. Zum einen, weil der bei animierten Serien ja eh immer so eine (oftmals fehlende) Sache ist, zum anderen, weil ich durchaus Veränderungen festgestellt habe, wenn auch vorrangig bei Morty und etwas weniger bei Rick. Aber gerade die letzten zwei Folgen haben auch einiges für die weiteren Familiencharaktere gemacht.
Dass zwischenzeitlich etwas stark auf Meta-Gags und „drüber“-Erzählung gesetzt wurde, hatte ich ja ebenfalls kritisiert, da bin ich bei dir. Dennoch fühlte ich mich für meinen Teil ganz gut unterhalten. Aber klar, an die epischen Momente aus vor allem der zweiten Staffel kam leider wenig heran.
Ich fand die letzte Folge der vierten Staffel sehr unterhaltsam. Was mir aufgefallen war, als ich eben auf Pause schaltete bei Netflix, dass in Beths/Klonbeths Erinnerungen die Geburt von Summer oder Morty zu sehen war, die erste Hochzeit mit Jerry und, was am interessantesten war, die kleine Beth mit Diane Sanchez, Ricks Frau und Beths Mutter. Zwar sah man Diane nur von hinten zu wie sie Beth umarmt, aber sie sieht genauso aus wie die Diane aus Ricks (gefaketer) Erinnerung aus der ersten Folge der dritten Staffel. Also scheint die Erinnerung nicht ganz so erfunden. Zu sein für Rick. Interessant ist es und es heißt noch warten bis die 5. Staffel auf Deutsch und bei Netflix erscheint. Wubba Lunba Dub Dib!
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