Nach dem erfreulich starken Staffelauftakt hat „Rick and Morty“ diese Woche wieder etwas Fahrt rausgenommen. Aber, um eure drängendste Frage direkt eingangs zu beantworten: Ja, es gibt tatsächlich „P***y Pounders“-T-Shirts zu kaufen…
Nach dem kleinen Merch-Gag folgt ein bisschen Klischee-Bösewicht aus „Teenage Mutant Ninja Turtles“-Zeiten und eine weibliche Captain Planet Persiflage. Direkt auffallend: Da spricht doch Alison Brie? Neben der Darstellerin („Community“, „GLOW“) sind diese Woche mit Steve Buscemi („Boardwalk Empire“) und Jennifer Coolidge („2 Broke Girls“) sogar noch weitere prominente Gaststimmen zu hören.
Zu sehen gibt es „Planetina“, eine radikale Aktivistin, die sowohl eine Parodie auf 90er-Jahre-Fernsehen ist, als auch ein Appell bezogen auf Klimaschutz-Politik in Zeiten des Klimawandels. Aber auch neben der gesellschaftlichen Ableitungs-Potenziale bietet sich in der eigentlichen Welt der Serie Entwicklungs-Potenzial. Morty verliebt sich natürlich in die adrette Superheldin, alles und jeden beiseite schiebend. Das gipfelt in einem weiteren Beweis der Badass-ifizierung Mortys, die weiter voranschreitet, als er sich alle Element-Ringe schnappt und etliche Leute kaltblutig umbringt, um sein Leben, aber auch das Planetinas zu retten.
„Oh, what a romantic story about our son killing a room full of people!“ (Jerry)
Zwischenzeitlich war ich wie Jerry etwas abgelenkt von diesem ultra-interessant aussehenden Brettspiel. Kann das bitte auch auf den Markt kommen?! Aber zurück zur weltrettenden Liebesgeschichte… Die geht natürlich nicht ganz aus, wie vor allem Morty es erhofft hat. Mir passiert der drastische Wandel Planetinas dann doch etwas schnell. Klar, sie ist von ihren „Kindern“ erlöst und kann entsprechend eigenständig agieren, aber rein erzählerisch hätte ich mir das zumindest als längere Montage oder gar Zwischen-Sequenzen entlang des B-Plots gewünscht. Dennoch ist das Ende dieser kleinen Liebesgeschichte wegweisend für Morty. Hat er doch sonst stets Liebeleien und Mädchen/Frauen vor alles gesetzt, hat er gezeigt, dass Moral und Weltliches dann doch (noch) wichtiger sind. Kommt er etwa aus der Pubertät raus…?!
„I am an individual character, I represent no group.“ (Individueller Charakter)
Ach, da wäre ja noch der B-Plot! Schön fand ich, dass wir mal wieder ein Summer-Abenteuer mit Rick zu sehen bekommen. Auch die Idee, drei unterschiedlicher Apokalypsen geweihte Planeten zu besuchen und ultimative Partys zu feiern, hatte was. Wie so oft haben wir lauter neue, ausgefallene Charakter-Designs zu sehen bekommen, und ironischer Weise auch, dass Rick – entgegen Morty – anscheinend doch ALLES ein paar (mehr) Brüsten unterordnet.
Das war mir insgesamt zwar etwas plump, vor allem mit dem Butt-Eating und so weiter, aber als recht lose Nebenhandlung war das in Ordnung. Immerhin hat es auch ein bisschen was für die Summer-Rick-Beziehung gemacht und als Abwechslung im sonst üblichen Morty-Rick-Abenteuer-System gesorgt.
„Hey, she’s the one who saved the world – now we gotta go to work tomorrow!“ – „BOOO!“ (Aliens)
Insgesamt war das für mich dennoch die bislang schwächste Episode der Staffel. Vielleicht hat man sich hier etwas zu ernst genommen, was den gesellschaftlichen Aspekt im Zuge des Klimawandels anbelangt. Das war mir ja zum Auftakt der Staffel bereits aufgefallen, wie ungewöhnlich viele gesellschaftspolitische Aspekte vorkamen, die nicht mehr nur subtil nebenbei und vor allem abstrakt angebracht worden sind, sondern direkt und mit Aussage. In dieser Folge hat man zwar auch Interpretations-Spielraum gelassen, im Grunde genommen aber auch aufgezeigt, in welcher hoffnungslosen Lage sich die der Zerstörung geweihten Erde befindet. Denn waren Summer und Rick auf Apokalypse-Tour im Multiversum unterwegs, kam es nicht von ungefähr, dass man auf die fortschreitende Zerstörung unseres Planeten hinweist. Insgesamt hätte das aber lustiger, besser getimed und etwas smarter erzählt werden können, finde ich. Dennoch ist das natürlich Meckern auf sehr hohem Niveau, denn auch diese Folge war gewohnt unterhaltsam, nur haben mir Highlight-Szenen und -Dialoge schlicht gefehlt.
Bilder: Adult Swim
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