„Rick and Morty“ sind wieder da! Heute Nacht lief die Auftaktfolge zur sechsten Staffel in den USA bei Adult Swim, ab heute Abend werden die neuen Folgen dann auch hier in Deutschland über Warner TV Comedy zu sehen sein (zunächst nur im Original mit deutschen Untertiteln, ab 17. Oktober dann auch mit deutscher Synchro). Nach dem vollgepackten Finale der fünften Staffel war klar, dass „Rick and Morty“ fortan nicht mehr das gleiche sein könnte. Wobei, bei „Rick and Morty“ weiß man nie, mit welchem Trick alles wieder auf Anfang gestellt wird…
„Dramatic voice over while stranded in space? I guess, when you’re dying, the first thing to go is your creativity.“ (Rick)
In gewisser Weise macht die Serie das auch. Zunächst bekommen wir Rick und Morty nach den Ereignissen vom Staffelfinaler in aussichtsloser Situation zu sehen, aber Space Beth kommt zur Rettung. Ich habe die ungewohnt Action-arme Inszenierung zum Auftakt als sehr angenehm empfunden.
Beim neuen Vorspann ist mir aufgefallen, dass es immer absurder wird, zunächst die schlechter gezeichneten Charakter zum Auftakt zu sehen, ehe die neuen, viel detaillierter gestalteten Sequenzen erscheinen. Ich bin schon gespannt auf Butter-Morty, sollte es diese Szene auch wirklich in einer Folge zu sehen geben.
Der erste richtige Spaß beginnt mit der Rückkehr von Rick und Morty. Vermeintlich kleine Dinge, wie der „Digest-O-bot“ zeigen, wie ausgefeilt viele Elemente der Serie sind. Das Rick das ganze Teil vermutlich nur gebaut hat, um Morty einen Haufen essen zu lassen, während er selbst „es riskiert“, das Sandwich so zu essen, gefolgt von der „Probier mal die Tomate, Digest-O-bot!“-Zeile – herrlich!
„Rick, are we about to die?!“ – „No. We’re about to vanish from this reality.“ – „That’s totally dying!“ – „No, it isn’t!“ (Morty, Rick, Jerry & Rick)
Dann folgt der angesprochene, eigentliche Reset, der jedoch deutlich tiefgreifender ausfüllt. Anstatt lediglich „mal eben“ die grüne Portalflüssigkeit zu resetten, hat Rick nebenbei auch noch in Gang gesetzt, dass alle Figuren in ihre Original-Realitäten zurückgesetzt werden. Auch Jerry, der wunderbar verwirrt hinzustößt und an seinen Aufenthalt im „Jerryboree“ erinnert wird. Mir auch die Situation gefallen, in der der grüne Countdown viel zu lang gezogen wird und alle herumstehen und darauf warten, dass etwas passiert.
Zwischenzeitlich hatte ich mich schon darauf gefreut, ein reines Frauen-Abenteuer zu sehen, aber Beth, Beth und Summer sind lediglich ein Teil der Gesamtmission. Dennoch schön, die drei mal zusammen zu erleben. Vor allem die Momente, in denen Summer und die alternative Beth ordentlich aufdrehen, während „Domestic Mom“ versucht, ihr Bestes zu geben und mitzuhalten, waren sehr erheiternd anzuschauen.
„That’s a cute outfit!“ – „The one we always wear?“ (Space Beth & Domestic Beth)
Interessiert wird es aber vor allem hinsichtlich der Zurücksetzungen. So gelangt Morty in die Realität, die wir zuletzt aus der Folge „Rick Potion #9“ (S01E06) kennen, in der alle zu Cronenbergs wurden, nachdem ein Liebestrank aus dem Ruder gelaufen war. Klasse Rückbezug, der zudem mit einem Badass-Jerry aufwarten konnte, dessen Dialog mit Morty sehr gut geschrieben war. Auch die verkehrt herum aufgehängte zweite Notiz hat mir sehr gefallen.
Rick erfährt ein noch härteres Los, wird er doch in die harte Einsamkeit seines Ursprunges zurückgeführt. Interessant und smart fand ich, wie man es geschafft hat, mit Erfindungen, die er damals umgesetzt hatte, aufzuzeigen, in was für einer miesen emotionalen Verfassung er sich befand. Alleine Dianes Stimme, die immer aus dem Nachbarraum kommt, hatte einen bitter-melancholischen Einschlag.
„She reminds me of you.“ – „Really? Is she dead, too?“ (Rick & Dianes Stimme)
Die originäre Motivation Ricks wird jetzt auch immer klarer, will er doch den anderen Rick fassen, der für die Ermordung seiner Original-Beth verantwortlich ist – und Mortys Großvater ist. Dessen Darstellung hat mir äußerst gut gefallen – die Sequenz mit der wunderbar durchgeknallt voraufgezeichneten Nachricht (die aber doch mit den Augen den Bewegungen unseres Ricks folgen konnte), war klasse, gipfelnd in der wunderbaren Szene mit den zahlreichen Countdowns, von denen einer stimmen könnte.
„You did this last season!“ (Rick)
Neben den inhaltlichen Rückbezügen gab es auch noch ein paar nette Meta-Referenzen für uns, die direkt Bezug auf die Serien-Struktur von „Rick and Morty“ genommen haben. Staffel-Zwei-Jerry lässt dann gleich mal mit „Mr. Frundles“ einen wunderbaren neuen, wirren Charakter frei, der mal wieder nach der Formel „Mr. XY“ benannt ist. Dass so im Fußumdrehen einfach mal ein kompletter Planet (oder später gar noch mehr?) hinfällig wird und die Familie eine neue Realität für sich suchen muss, ist grandios.
„Car, fabrigate some vomit-bags.“ (Rick)
Letztlich landen alle in einer weiteren alten Timeline, in der alle explodiert waren (welche genaue Folge das war, kann ich gerade leider nicht rekonstruieren). Erneut werden Gräber zugeschaufelt, was Erinnerungen an die Anfänge der Serie freischafft. Letztlich ist aber alles wieder wie früher, außer, dass alle das Wort „Parmesan“ falsch aussprechen… Und wir bekommen nochmals eine emotionale Seite von Rick zu sehen. Die lapidar erscheinende Szene hält finde ich deutlich mehr für uns bereit, bekommen wir doch nicht nur zu sehen, wie weit unser Rick sich verändert hat, sondern auch, wie wenig er das eigentlich wollte. Wie er wehmütig „He’s the real deal“ über den anders frisierten Rick sagt, weil der keine emotionalen Bindungen besitzt und genau das rücksichtslose Arschloch ist, das er gerne sein würde, obwohl dieser seine Beth umgebracht hat, sagt vieles aus. Aber okay, der andere Rick kann sich sogar binnen weniger Sekunden von einem Cronenberg-Jerry-Kehlenschlitzer erholen, krass.
Das war richtig kurzweilig! Es ist so viel passiert und doch hat es sich nicht so überdreht gehetzt und sich stets selbst toppen wollend angefühlt, wie es vor allem in Staffel Vier oftmals der Fall war. Ein gelungener Auftakt, der es geschafft hat, einige Ebenen der übergreifenden Geschichte mit einem eigenen Mini-Abenteuer und Rückbezügen auf alte Geschehnisse der Serie zu vereinen. Das wird zwar nicht als konkretes Highlight in die „Rick and Morty“-Geschichte und vor allem die allgemeine Popkultur eingehen (wobei dieser „Mr. Frundles“ da durchaus Potenzial hätte…), aber als Bindeglied nach diesem krassen Staffelfinale war das aller Ehren wehrt, finde ich. Das fühlte sich auch eher wie eine kurze Einleitung an, nach der man unbedingt weiter schauen möchte.
Jetzt bleibt natürlich spannend abzusehen, wie es weiter geht. Wird die Serie weiterhin diesen mittlerweile doch erstaunlich konkret weiter gesponnenen Handlungsfaden erzählen oder zunächst wieder in das gewohnte „Abenteuer-für-Abenteuer“-Schema zurück gehen? Ich würde auf Letzteres tippen, dazu wurde mit der neuen alt eingerichteten Zeitlinie genug Aufräumarbeit geleistet. Aber im Hintergrund wird jetzt neben Evil Morty auch noch der „Real Deal Rick“ schlummern. Gute Aussichten, spätestens dann zum Staffelfinale!
Featurette zur Folge
Hier gibt es noch ein kleines „Inside the Episode“ zur Folge „Solaricks“ zu sehen:
„Writer Albro Lundy, co-creator Dan Harmon, director Jacob Hair and showrunner Scott Marder dig into the season 6 premiere and discuss Morty’s return to the Cronenberged dimension, Rick’s grand mission, and the episode’s shocking reveal.“
Bilder: Adult Swim
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