Nachdem die letzte Folge eine gekonnte und vor allem kompakt erzählte Familiengeschichte geboten hatte, die trotzdem vielschichtig daher kam, geht es diese Woche getrennt zu und wir bekommen vorrangig ein eher rares Jerry-Rick-Abenteuer zu sehen.
„What does your stupid 21st century watered down fortune cookie say, dad?“ – „You will have sex with your mother.“ (Morty & Jerry)
Schön fand ich, dass mit Sleepy Jerry Sleepy Gary ein kurzer Bezug zur letzten Folge zu einer älteren Folge geschaffen worden ist. Hinzu kam ein kurzes Spiel mit den TikTok-Trends und schon zieht die Familie gen Zoo aus. Unsere Erwartungen an ein hin-und-her-Springen zwischen den Geschichten bleibt jedoch zunächst aus, wird sich komplett auf Jerrys Schicksal konzentriert. Der Auftakt ist dabei zunächst etwas lahm, was in einem Pappschachtel-Spielchen gipfelt, das selbst Rick zu lange gespielt wird.
„I’m gonna tell you something, I never told anyone. We need to go to Panda Express. If these guys wanted my respect, they could have gotten a liquer license.“ (Rick)
Das erste richtige Highlight ist dann der eindrucksvoll inszenierte Kampf mit den Panda-Express-Angestellten. Wunderbar mit unpassend harmonischer Musik unterlegt gibt es sehr kleinteilige und vor allem blutige Animationen in Zeitlupe zu bewundern. Nice! Dass es sich bei dem Blutbad letztlich um ein Missverständnis gehandelt hat – Doppel-nice!
Es gibt natürlich auch wieder ordentlich Technik-Schnick-Schnack zu sehen, sei es nun Ricks Roboterauge oder diverse Arm- und Bein-Verlängerungen, die mir etwas zu viel Mr. Gadget-like waren. Immerhin schafft die Serie es aber selbst, diese überhöhte Fülle gekonnt zu adressieren, als Jerry im Schacht die Schraubendreher-Finger anspricht, die dann aber nicht zum Einsatz kommen. Mein Highlight war jedoch das Stempel-Tool, um Chamäleon-artig vor einem Hintergrund zu verschwinden! Dich gefolgt von der wiederverwendbaren „Sailor Moon“-Sequenz, deren voller Effekt natürlich erst bei der zweiten Verwendung zur Geltung gekommen ist. Mal schauen, ob die in irgendeiner zukünftigen Episode nochmals vorkommen wird.
„I can just feel the savings.“ (Rick)
Dann kommt endlich Bewegung in die eigentliche Geschichte. Der Ansatz, Schicksals-biegende Glückskekse zu erschaffen, ist schon mal nicht schlecht. Zusätzlich wird das Thema auch ordentlich in Sachen Wortspielen ausgeschöpft, beginnend mit dem Organisationsnamen „Fortune 500“.
Vor allem aber haben es mir die skurrilen Schicksale angetan, die die Soldaten in ihrer ersten Auflevelungs-Runde angenommen haben. Allgemein war das Prinzip, Glückskekse in Münder zu schießen, eine smarte Technik, um Chaos zu entwickeln.
„We need that man’s mother!“ – „A lot of mothers in the world, m’am.“ – „But only one of them is misses… god dammit – Smith?!“ (Bösewichtin & Security)
Ein signifikanter Punkt, der zeigt, wie sehr Rick als Figur mittlerweile gereift ist, wird am Ende geboten, als jener darauf verzichtet, das Allmacht bringende Alien für sich zu beanspruchen, um Jerry zu retten. Das hätte Rick in der ersten Staffel auf gar keinen Fall so gemacht. Vor allem vor dem Wissen, dass es unendlich viele weitere Jerrys da draußen gibt, wirkt das schon fast un-Rick-lich.
Einige smarte Ereignisse gibt es dann noch fast nebenläufig zum Abschluss geboten. Rick war die ganze Zeit unbesiegbar, weil sein eigentlich banales Schicksal noch nicht erfüllt worden war, das er im Panda Express erhalten hatte. Mich hatte eingangs schon gewundert, dass wir nicht alle vorgelesen bekommen hatten, das hat man aber gut mit Jerrys Text und dem schnell einsetzenden Intro als Trenner verbergen können.
Nach den Credits bekommen wir dann doch noch den Zoo-Besuch der restlichen Familie zu sehen. Und eine endlich mal wieder herrlich absurd entwickelnde Mini-Geschichte, die an „Interdimensional Cable“ erinnert hat.
Ich weiß gar nicht genau, warum, aber irgendwie hat mir die Folge zunächst etwas schlechter gefallen als die vorherige. Jetzt nach Schreiben des Reviews fallen mir aber doch weniger Gründe ein, das jetzt auf 3,5 Kronen zu setzen. Letztlich war das nämlich sehr kurzweilig, auch wenn das erste Drittel mir ein bisschen zu lahm war. Aber gut, diese Geschichte musste auch irgendwie erstmal ins Rollen kommen und grundsätzlich empfand ich das banale und dann in die Absurdität gedrehte Setup mit den Glückskekse schon kreativ.
Allgemein war es auch angenehm, mal wieder „aus dem Haus“ zu kommen. Das Abenteuer fühlte sich deutlich sonderbarer an, so dass einem kaum aufgefallen ist, dass Rick mit Autos statt dem Portal reisen musste. Das durchgezogene Aufziehen Jerrys mit dessen Mutter-Situation aus allen Ecken und Enden war auch ebenso nett wie das Spiel mit den Erwartungen von uns Zuschauer:innen an der einen oder anderen Stelle. Dennoch haben erneut die ganz großen Momente gefehlt, um wirklich episch zu werden.
Bilder: Adult Swim
Kleine Korrektur: Als Jerry den Glückskeks hochwürgen wollte erwähnt er Sleepy Gary aus der Folge mit den Erinnerungsparasiten und nicht Night Jerry von letzter Woche. Mit ersterem hatte er in seiner Erinnerung eine Romanze, weshalb sein Würgreflex jetzt im Eimer ist.
Oh jau, du hast natürlich Recht, danke für den Hinweis! Hatte mich schon gewundert, weshalb er „Sleepy“ gesagt hatte, war aber nicht nochmal zurückgesprungen.
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