Nach dem okayen aber jetzt nicht bombastischen Staffelauftakt, bei dem vermutlich mehr Leute konzentriert hingehört statt hingeschaut haben dürften, geht es in den regulären Staffelkern von Season Sieben. Der kaum merkliche Stimmwechsel dürfte langsam aber sicher zu den Akten gelegt werden können, tritt zumindest in dieser Folge kaum ein wirklich herausstechender Moment auf, in dem Rick oder Morty seltsam klingen. Wichtiger ist aber eh der Inhalt und da habe ich mich sehr darüber gefreut, dass der vielversprechende Ansatz zu Beginn der Folge nicht nur für das Cold Open gewählt worden ist.
Eine Mischung aus Angenervtheit und verletztem Stolz verleitet Rick dazu, sein gedankliches Selbst mit Jerry zu tauschen. Das ist etwas ganz anderes als „Freaky Friday“ – vor allem ist es noch komplizierter. Gerade als man sich fragt, wieso der vermeintlich schlaueste Mann des Universums das überhaupt gemacht hat und ob er nicht die daraus resultierenden Konsequenzen hätte vorhersehen müssen, taucht ein Erste-Hilfe-Roboter auf, der alles wieder gerade rückt. Naja, fast. Gehirnteile wurden vermengt, so dass Jerry zur Hälfte Rick und Rick zur Hälfte Jerry ist. Es ist wunderbar kompliziert.
„Screw you, Half-Jerry.“ – „You’re a Half-Jerry!“ – „You’re a Half-Jerry!“ (Rick and Jerry)
Als noch niemand etwas von dem ungeplanten Mix-Up weiß, bekommen wir eine Kostprobe des Rufes, der unserem Rick im Multiversum vorauseilt. Wie der Drogenboss seinen Neuling zurechtweist, weil dieser Morty anschleppt und so nur irgendeine verrückte Sci-Fi-Strafe zu erwartet hat, war wunderbar anzusehen. Morty wird fortan ordentlich betüddelt. Zumindest bis auffällt, dass Rick nicht ganz bei Sinnen ist. Gefallen haben mir zudem auch einige der popkulturellen Anspielungen, was die vor sich gehende Drogenkriminalität anbelangt. Allem voraus natürlich dieser feine Serien-Bezug:
„What are we? Walter White?!“ (Jerry/Rick)
Allgemein muss ich auch sagen, dass es mal ganz angenehm ist, Jerry bei einem Abenteuer dabei zu haben. Vor allem, wenn er nicht ganz er selbst ist. Die Ratio Rick-Jerry dürfte eine mit der geringsten Anzahl an gemeinsamen Abenteuern sein. Auffällig ist, dass Morty in beiden bisherigen Folgen lediglich einen kleinen Nebenpart eingenommen hat, auch wenn dieser in der aktuellen Folge bereits merklich größer ausgefallen ist.
Die Folge schafft es erfreulicherweise, den ausgefallenen Charakter-Mix von Jerry und Rick nicht einfach nur als plumpes Gimmick für Gags zu nutzen, sondern auch tiefer in die Charakterisierung der Figuren und ihrer Konstellation zueinander einzugehen. Das beginnt damit, dass sich aufzeigt, dass beide Charaktere etwas zum Glücksempfinden des anderen beisteuern können, und endet darin, dass sich beide gar gegenseitig zuvor verborgene Gefühle offenbaren. Beide haben sich zudem vor dieser Geschichte zu sehr auf ihre Unterschiede und Mängel konzentriert, statt Gemeinsamkeiten und Vervollständigungspotenziale zu beachten. Da stecken durchaus einige Lehren drin, die man über das Anschauen einer animierten Comedyserie hinaus ins eigene Leben übertragen sollte.
Damit es nicht zu gefühlsduselig oder gar philosophisch wird, gibt es gerade im letzten Drittel der Folge auch einige Klamauk-Szenen zu sehen. Wie man zum Beispiel das Glasscheiben-Transport-Klischee bedient, aber noch mit einem „I can’t believe, a dying kid would wish for a window“ auf die Spitze treibt, hat mir genau so gut gefallen, wie die kleine Donkey-Kong-Hommage von „Jerricky“.
„I thought you had two sets of balls and not zero.“ (Summer)
Dass wir noch irgendwas mit dieser dämlichen Nachbars-Harke zu sehen bekommen, war ja eigentlich bereits zu Beginn der Folge klar (wie häufig taucht Gene plötzlich auf?!). Dennoch hat man das Ganze hinten raus zumindest nochmal einen Schlenker eingebaut, der zudem den plumpen Slapstick eines Harken-Fehltrittes beinahe als smarten Twist verkleidet bekommt. Aber so ganz scheint die Angelegenheit dann doch noch nicht geklärt zu sein. Die Post-Credit-Szene offenbart uns jedenfalls, dass ein Teil von Rick in Jerrys Gedanken gefangen ist, die leider keine wirklichen technischen Gerätschaften, sondern nur lauter Zahnräder und Spannfedern beinhalten. Ich bin gespannt, ob wir im späteren Verlauf der Staffel oder Serie nochmal etwas zu dieser Situation erzählt bekommen, oder ob es sich lediglich um einen vernachlässigbaren Abschluss-Gag mit einer imaginären Manifestation gehandelt hat. Dafür hat es sich allerdings zu elementar angefühlt, finde ich. Vielleicht hat Rick irgendwann ein Problem im Kampf gegen Evil Morty oder so und ihm fehlt dieses eine Prozent an geistiger Kapazität, das kurz vor der Niederlage mit „Gedanken-Rick“ zurückkehrt.
Das hat mir besser gefallen als der Staffelstart, der zwar die besseren One-Liner und Komik-Momente hatte, aber mich mit der eigentlichen Grundstory nicht so sehr überzeugen konnte. Wobei man leider auch festhalten musste, dass die wirkliche Substanz auch hier gefehlt hat. Wenn ich bedenke, wie wenige Notizen ich mir beim Anschauen gemacht habe, zweifle ich schon wieder, ob vier Kronen nicht doch zu viele sind. Aber es war kurzweilig und hat ein bisschen in die Charakterhintergründe und Beziehung zwischen Jerry und Rick eingespielt. Dieses Mal ist mir zudem auch Mortys „neue“ Stimme nicht mehr negativ aufgefallen. Trotzdem gilt das gleiche Resümee wie vergangene Woche: Da ist noch merklich Luft nach Oben und ich hoffe, dass uns die eigentlichen Highlights der Staffel noch bevorstehen.
Bilder: Adult Swim
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