Nach der eher enttäuschenden Exkurs-Episode vergangene Woche bekommen wir es mit der neuen Folge „Rick and Morty“ auch wieder mit Rick and Morty zu tun. Ein klassisches Abenteuer – sprich: Es wird übertrieben irrsinnig. Aber auch wenn das im Vergleich zur vorherigen Folge eine wohltuende Sache ist, bleibt das ganz große TV-Kino leider auch dieses Mal aus. Versteht mich nicht falsch: Ich finde es super, dass man der Kirche an den Karren pisst. Dass Rick Atheist ist, wurde glaube ich bereits mehrfach im Verlaufe der Serie benannt, jetzt kommt es quasi gleich in mehrfacher Sicht zum Kampf gegen den Glauben: sein ausgelebter Gottkomplex, ein Kampf gegen den Papst und Raubbau am Himmel…?!
Was noch familiär anmutet, als Jerry seine Großmutter im vermeintlichen Jenseits antrifft (Opa hat schon keinen Bock mehr, rauszukommen), driftet selbstverständlich ab. Denn Rick hat ihn nur acht Male umgebracht und zurückgeholt, um Daten zu sammeln.
„There’s kind of a heaven!“ (Rick)
Rick will aber nicht in den Himmel, sondern nur die unendliche Energie dieses Konstruktes abzapfen. Mir gefällt, dass man einen der rational-pragmatischsten Charaktere der Popkultur quasi dazu bringt, das Konstrukt Himmel auf wissenschaftliche Art und Weise zu ergründen. Vermutlich werden irgendwelche Heinis das fortan als Argument anführen, wenn Leute sagen, der Himmel sei ein Fantasieprodukt…
„Infinite energy, Morty. You don’t even know how to appreciate that, cause you’ve never been in energy debt.“ – „Fuck you, I’ve been tired!“ (Rick & Morty)
Dass Morty einen psychologischen Test in der Schule gemacht hat, der dazu geführt hat, die Homeland Security zu alarmieren, ist ein alarmierender Nebensatz gewesen. Aber egal: Parker an und ab nach Norwegen! Dort stellt sich heraus, dass Rick nicht nur gelbe Pokeballs besitzt, sondern in einem davon auch seinen Feind Bigfoot.
Bigfoot ist echt ruchlos unterwegs, wenn es um den Vollzug von Ricks Selbstod-Plan geht. Hier hat vor allem der Moment gesessen, in dem er Morty kurzerhand wie ein Streichholz zerbricht. Dieser Überraschungsmoment, in dem auch Morty ins Jenseits geschickt wird, war einer der stärkeren der ersten Episodenhälfte.
„Bigfoot is a B-story, the A-story is he kills me and you hit the button, got it?!“ (Rick)
„Dead Rick“ und Morty landen in Valhalla, also dem Wikingerhimmel, wenn man so will. Rick tut so, als wäre er „Undercover Boss“ bzw. „Undercover God“ Odin, wobei hilft, dass er den technologischen Fortschritt in die Valhalla-Gemeinde bringt. Moderne Waffen gegen die unermüdlich anlaufende Wikinger-Armee – das wirkt wie „Call of Duty“ mit Cheatcodes. Dass Rick letztlich komplett einen auf Gott macht und gar Gebote erlässt, damit die für dumm gehaltenen Winkinger vom Energie-Relay wegbleiben, ist eine gelungene Analogie zum realen Christentum. Tut halt einfach, was mal irgendwer gesagt hat, um seinen eigenen Nutzen draus zu ziehen – egal, wie aus der Zeit gefallen das ist.
„Okay. You have pleased me. I get you guys… some kind of a ladder.“ (Rick)
In der sterblichen Welt schafft es der Rick-Klon, vor Bigfoot zu fliehen, was immerhin für eine ulkige Verfolgungs-Szene gut war. Und dafür, dass niemand Geringeres als der Papst das Fabelwesen in Gewahrsam nimmt, um es fortan aus einem Helikopter (himmelsgesandt!) auf unchristliche Ziele abzuwerfen. Kein Wunder, dass gerade der Papst an die Existenz eines Fantasiewesens wie Bigfoot geglaubt hat…
Ab hier schafft es die Folge, nochmal ein höheres Niveau zu erreichen. Ich habe zum Beispiel die Szene genossen, in der Bigfoot Rick und Morty in den Vatikan schleusen möchte, aber der zunächst von Morty vorgeschlagene „leise Weg“ wegen einer abgefuckten Eintrittsregel über Bord geworden werden musste. Auch gab es hier einige tolle Shots zu sehen, bspw. der hoch links im Bild fliegende Papst nach der ersten Angreifer-Ausschaltung. Kurzweilig war zudem auch, in welche Klone Rick den „wiedergeborenen“ Bigfoot gesteckt hat.
„Uh, feet.. so small!“ (Summer-Bigfoot)
Der Papst entpuppt sich als sowas wie ein Boss-Gegner in einem Videospiel, den man immer und immer wieder zu besiegen versucht. Das ständige Zurücksetzen nach Valhalla hat ein gutes Timing gehabt, auch wenn man sich fragt, weshalb die drei überhaupt jedes Mal in Valhalla um Kleidung gebeten haben, wenn es eh direkt wieder zurückgehen sollte. Der Ablauf wird jedenfalls immer schneller geschnitten, es gibt ausgefallene Wege, Verbesserungsvorschläge („maybe bigger chin!?“) und dramatisch weniger werdende Portal Guns (in diversen Ausführungen) zu sehen.
Letztlich muss Rick tatsächlich mal eine Grenze für sich eingestehen – gegen die unendliche Energie kommt er nicht an. Vielleicht soll das gar darstellen, dass man gegen die unendlichen Mittel der Kirche kaum ankommen kann. Außer halt, man begrenzt die Mittel der Kirche und fängt den Papst in einem Pokeball! Lustig: Tatsächlich hatte ich in dem Moment bereits das Wort „Popeball“ notieren wollen, als Rick genau dieses Wortspiel der Vollständigkeit halber aufführt.. Touché! Besonders großartig fand ich dann noch die Post-Credit-Szene, in der Rick doch tatsächlich in einem Arena-Kampf den Papst als „Pokémon“ in den Kampf schickt. Zu gerne hätte ich auch den Kampf gesehen…
Das war natürlich besser als das Halb-Fiasko vergangene Woche, aber mir hat noch die Genialität gefehlt. Gerade in den Dialogen hätte ich mir mehr Sarkasmus und Kreativität gewünscht, gerade bei diesem mit viel Potenzial ausgestatteten Thema. Hinten raus konnte man dann jedoch mit hohem Tempo und gutem Timing glänzen. Nebenbei hat man es sogar geschafft, Ricks Persönlichkeit konform zu zeichnen und seine Grenzen aufzuzeigen, was letztlich gar dazu führt, dass der sonst so sturre Rick keinen Ausweg mehr sieht als den Rückzug vom eigentlichen Vorhaben. Ich schwanke noch zwischen dreieinhalb und vier Kronen, vier fühlt sich jedoch aktuell noch zu hoch an, da ich bezweifle, dass bis auf den „Popeball“ viel von dieser Folge im Gedächtnis bleiben dürfte.
Nächste Woche dann das Staffelfinale – ich hoffe, da haut man nochmal ein Highlight raus (viereinhalb Kronen incoming…?).
Bilder: Adult Swim
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