Neue Serien bekommen zu Beginn ja gerne einen Stempel aufgedrückt – wie „XY ist wie Breaking Bad mit Transparent-Einflüssen“ oder sowas. Das gilt auch für „Riverdale“: Hier sollte es eine Art „Twin Peaks“ sein, das als typische Teenager-Serie konzipiert worden ist. Ich ma diese Vergleiche ja nicht, weil jede Serie zunächst einmal ihre eigene Chance bekommen sollte, sich einen Namen zu machen. Wie bei „Stranger Things“. „Stranger Things“ ist wie… tja, da gibt es kein Pendant. Für Seriengucker, die solche Vergleiche brauchen, kann ich nach der Pilotfolge sagen: „Riverdale“ ist wie „Dawson’s Creek“, aufgepeppt mit einer Mordgeschichte und ausgebreitet durch die Erzählung eines Off-Sprechers (siehe seriesly podcAZt, Folge ‚O‘, verfügbar auf sAWE.tv am 1.3.).
Zum Geschehen: „Riverdale“ beginnt als seichte Teenager-Romanze, ist gespickt mit Stereotypen und Klischees. Cheerleader-Wettbewerb, böser Football-Coach, verliebtes Mauerblümchen, der schwule beste Freund, der Basketball-Kumpel, der alle Freunde mit ‚Bro‘ anspricht und auch sonst den Jugend-Sprech perfekt beherrscht, dann der düstere, alternative Typ, der die ganze Story erzählt – kennt man alles. Dann versucht man natürlich auch, Anschluss an andere angesagte Serien zu finden. Das Mauerblümchen heißt Betty, so kann man natürlich prima Bezüge zu „Mad Men“ hinbekommen, allerdings leider nur ich schlecht: „Ach Du bist so wie Betty in Staffel 1, Season 5.“ Pffft. Kurzes Highlight ist ein Hinweis eines Jugendlichen, was man denn in Riverdale so machen kann – für eine Serie, die auf Netflix läuft, sicher nicht schlecht:
"Zum Glück gibt's #HBO…" Kann man mal bringen in einer Serie bei #netflix… :-D #riverdale
— serieslyAWESOME.tv (@serieslyAWESOME) February 24, 2017
Riverdale selbst ist zwar nur eine Kleinstadt, hat aber großes, großes Glück: In dem Städtchen sind alle schön, haben pussierliche Häuschen, und wer es geschafft hat, fährt einen hübschen Oldtimer. Die sind natürlich je nach Wagenklasse verschiedenen Personengruppen zugeordnet: Die alten Straßenkreuzer fahren die angesagten Typen der Stadt, die Lehrerin fährt einen kleinen, alten VW Käfer. Sie selbst trägt natürlich eine typische Brille mit großen Gläsern, das Haar zurückgebunden – klingt wie eine klassische Beschreibung, wie schüchterne, attraktive Lehrerinnen dargestellt werden, trifft hier aber dann auch exakt zu. Hat natürlich ein Verhältnis mit dem Hauptcharakter der Serie, so dass wir hier schon unser erstes „großes“ Geheimnis haben. Ohhh…
Und es kommt noch dicker: Die beiden haben beim morgendlichen Schäferstündchen einen Schuss gehört, worüber sie aber nicht sprechen wollen, weil sonst ihr Verhältnis auffliegt. Man kann aber auch in verrückte Situationen kommen…
Naja, auf jeden Fall plätschert alles so vor sich hin, die Cheerleader-Zicke stößt sich an der neuen, attraktiven Mitschülerin aus New York, die sich ausgerechnet mit dem Mauerblümchen abgibt (da greift wieder die alte Regel, sich mit weniger attraktiven Menschen zu umgeben, um selbst attraktiver zu wirken). Ganz zum Schluss kommt Bewegung in die Sache, als die Leiche des vermissten Schülers angespült wird. Zu spät, um noch überzeugen zu können.
Lichtblicke im trüben Piloten sind die Optik der Serie – alles ist chic angelegt, die Optik und Einstellungen passen, alles ist auch stringent erzählt -, und die Altstars, die wir aus alten Serienklassikern kennen und die sich schauspielerisch schon vom restlichen, bislang gänzlich unbekannten Cast abheben (was nichts heißen muss, siehe erneut „Stranger Things“): Mädchen Amick aus „Twin Peaks“ als – Achtung – Alice Cooper, und Luke Perry aus „Beverly Hills, 90210“ als Vater der Hauptfigur Archer. Gerade Perry gefällt mir richtig gut – hoffentlich bekommt er noch mehr Screentime (wobei ich davon vermutlich nicht profitieren werde, da ich nicht glaube, dass es die Serie für weitere Folgen auf meinen Bildschirm schafft). Schade eigentlich, dass das groß angekündigte Projekt dann doch zu so einer Teenager-Romanze mit ein bisschen Drama verkommt. Da wäre mehr drin gewesen. Sicher, Fans von „The Vampire Diaries“ & Co. werden ihre Freude haben – kann aber eigentlich kein Anspruch für eine gute Serie von heute sein.
„Fans von „The Vampire Diaries“ & Co. werden ihre Freude haben“
Ich hatte auch den Eindruck das jeden Moment Edward Cullen um die Ecke kommen kann und das ist kein gutes Zeichen. Wir sind inzwischen bei der vierten Folge angelangt und es wird eigentlich nur noch schlimmer. Gerade habe ich gesehen das die Serie von CW stammt und das überrascht mich kein Stück. Ich fand auch „Arrow“ und „Supergirl“ schon ganz schlimm und wundere mich das sich dafür ein (anscheinend vorwiegend weibliches) Publikum findet.
Uli, das war auch genau mein Eindruck… Das ganze Material von „The CW“ ist schon recht speziell…. schade, die meisten Sachen haben eigentlich einen guten Ansatz…
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