Bei manchen Menschen ist es so, dass wenn man sie wiedertrifft – auch nach vielen Jahren – ist es gleich so, als hätte man sie gestern zum letzten Mal gesehen. Man versteht sich auf Anhieb, fühlt sich wohl in deren Umfeld. Gestern habe ich so jemanden wiedergetroffen, nach bald 20 Jahren. Es ist die Familie Conner in Lanford, Illinois. Der Klassiker „Roseanne“ ist zurück, und es ist, als sei nichts gewesen.
Es sind immer noch die gleichen Menschen, und es ist immer noch dieses leicht heruntergewohnte Haus in der Delaware Street. Es hat sich wirklich nichts verändert: Dan verzieht sich immer noch in die Garage auf ein (oder zwei) Bier, die Geschwister streiten, Roseanne kommentiert alles bissig, aber humorvoll. Man ist gleich wieder ‚drin‘ – ein gutes Gefühl.
Natürlich sparen alle Akteure nicht mit versteckten Hinweisen und Anspielungen auf früher – das war in den 9 Staffeln vor über 20 Jahren auch schon immer so. Dass Dan in Staffel 9 eigentlich das Zeitliche gesegnet hat – spielt bei der Rückkehr nach Lanford keine Rolle. Obwohl, doch, natürlich: Dan wacht mit einer Sauerstoffmaske auf, und Roseanne sagt, sie dachte, Dan sei tot. Dass auch nach so vielen fast alle noch unter einem Dach leben, wird auch schön erklärt: D.J. ist von seinem Syrieneinsatz zurückgekehrt, Darlene hat ihren Mann verlassen und ihren Job verloren und kehrt deswegen zurück nach Hause. Mit Jackie ist Roseanne im Streit auseinandergegangen, und Darlene bemüht sich, die beiden wieder zu versöhnen. Dass Roseanne mit ihrer Schwester eigentlich abgeschlossen hat, zeigt sich unter anderem an dem Schrein samt Foto von Jackie mit Trauerrand, das Roseanne aufgestellt hat. Offensichtlich haben sich die beiden über die US-Präsidentschaftswahlen so gestritten, doch Darlene gelingt es, beide zu versöhnen. Das ist natürlich auch mit vielen witzigen Einfällen gemacht – mit einer Entschuldigung Jackies, die auf eine ebensolche Entschuldigung Roseannes wartet; die natürlich nicht kommt, sondern nur ein ‚ich vergebe Dir‘.
Jackie ist jetzt Lebenscoach, was natürlich zu vielen weiteren schönen Verwicklungen führt, unter anderem der Geschichte um Darlenes Sohn Mark, der gerne Mädchenklamotten trägt. Dan kommt damit gar nicht zurecht, was John Goodman in seiner gewohnten Art großartig spielt. Zwischendurch gibt’s in diesem Zusammenhang noch ein paar Anspielungen auf die Homosexualität der Darlene-Darstellerin Sara Gilbert.
Fehlt noch Becky, die ihre Familie damit überrascht, Leihmutter für eine Frau namens Andrea sein zu wollen – um einmal alle ihre Schulden bezahlen zu können und sorgenfrei zu sein. Andrea wird gespielt von Sarah Chalke, die Becky-Darstellerin Lecy Goranson einige Folgen lang ersetzt hatte. Auch hier gibt’s natürlich wieder einige Anspielungen („Wenn ich Dich ansehe, sieht es aus, als würde ich in den Spiegel schauen“), und es ist storytechnisch echt gut gelöst, die frühere Darstellerin auf diese Weise mit einzubinden.
Insgesamt ein großer Spaß, nicht nur für uns als Zuschauer, sondern offensichtlich auch für die Darsteller. Man merkt ihnen die große Freude über die Rückkehr beim Spiel richtig an, und sowohl storytechnisch als auch humorseitig hat die Serie nichts verloren. Man konnte ja so ein bisschen die Befürchtung haben, dass es nur ein billiger Abklatsch sein würde, der von der Nostalgie lebt, aber ganz im Gegenteil: Staffel 10 macht von Anfang an richtig Spaß. Man ist wieder mittendrin bei der Familie Conner – als hätte es die vergangenen 20 Jahre Pause nicht gegeben.
Wo kann man denn aktuell die Staffel sehen? Und wo wird sie in D. auf Deutsch laufen?
Gestern lief die erste Folge in den USA. Wer’s in Deutschland ausstrahlt, steht leider noch nicht fest. Ich würde aber mal auf ProSieben tippen… ;-)
Wirklich, wirklich gut. Es ist wie früher – nur alles eben auf Heute umgemünzt. Und sie haben den Anschluss geschafft (im Gegensatz zu Akte X). Genial!
Macht wirklich Spass, zu gucken! Und ich freu mich auf die weiteren Folgen. :)
Ja, ne? Man ist ja mit einem mulmigen Gefühl an die Sache rangegangen, aber die Rückkehr ist wirklich geglückt – Respekt!
Ja, und das ist wahrlich nicht einfach. Denn das Format funktionierte damals, weil es kaum Konkurrenz und vor allem nur analoges Fernsehen gab. Was hatte man für eine Wahl?
Aber jetzt auch noch die kritischen Themen wie Trump, Waffen, Homosexualität und Mobbing mitaufzunehmen, ist sehr mutig und sehr gut. Es ist nicht mehr nur flache Unterhaltung – man findet auch Gesellschaftskritik darin!
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