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Eine Beleidigung für jeden Fan

Review: „Star Trek: Sektion 31“ (Film)

29. Januar 2025, 09:14 Uhr

Als die ersten News veröffentlicht wurden, dass eine neue Serie über Sektion 31 mit Michelle Yeoh geplant sei, habe ich mich sehr gefreut. Yeoh, die in der fehlgeschlagenen Serie „Star Trek: Discovery“ noch ein kleiner Lichtblick war, hätte mit ihrem schauspielerischen Talent und dem komplexen und dunklen Charakter wirklich etwas reißen können. Außerdem war ich seit „Star Trek: Deep Space Nine“ gespannt, was es mit der supergeheimen Organisation auf sich hat.

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Doch je mehr die Zeit voranschritt, desto klarer wurde, dass diese Serie nicht ganz so sicher war wie gedacht. Erinnerungen an „Star Trek 4“ mit der neuen Crew rund um Christopher Pine wurden geweckt. Am Ende wurde das Projekt aber doch durchgezogen – allerdings als Feature-Film. Dabei hatte man sich wohl mehr erhofft, wenn man sich das Ende genau ansieht. Doch dazu später mehr. Kurz vor der Veröffentlichung machten Gerüchte die Runde, dass der Film nicht so gut sein soll. Aber nachdem ich auch fünf Staffeln „Star Trek: Discovery“ ausgehalten habe – was könnte schon passieren?

Es kann etwas passieren. Und zwar einiges – leider.

Star Trek: Sektion 31 (Offizieller Trailer) | Paramount+ Deutschland

„Sektion 31“ beginnt mit einem Rückblick auf Georgious Vergangenheit. Sie musste gegen ihren geliebten antreten und ihn besiegen. Nur einer von beiden konnte Imperator der Terraner werden. Als Krönung musste sie alle Brücken zu ihrer Vergangenheit abbrechen: Sie vergiftete als junge Erwachsene ihre komplette Familie. Ihren geliebten Freund durfte sie zwar am Leben lassen, musste dabei aber Dominanz zeigen und verbrannte ihm das Gesicht. So „erheiternd“ startet der Film.

Ein Sprung nach vorne: Wir befinden uns jetzt in der Nicht-Spiegelwelt des Star-Trek-Franchise. Georgiou diente einst Sektion 31, hat sich aber irgendwann aus dem Staub gemacht und ist nun Besitzerin eines riesigen Hotels mit Bar im All. Das allein ist schon irgendwie lahm, aber okay – es ist ja erst der Anfang. Sektion 31 ist auf der Suche nach ihr, findet sie und will, dass sie erneut tätig wird.

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Doch die Crew, die sie suchen soll, passt so gar nicht zu dem, was man bisher von Sektion 31 gelernt hat: keine Verschlagenheit, keine Intelligenz, kein Stil – rein gar nichts.

Es fühlt sich an, als lautete der Auftrag für die Autoren: „Könnt ihr nicht Star Trek machen, aber mit dem Humor und der Chemie von Guardians of the Galaxy? Ach ja, Aliens, die wie in Men in Black aussehen, wären super, und vielleicht ein bisschen Mission Impossible dazu? Oh, und ein Weltuntergangsszenario wäre klasse.“ Auf die Rückfrage der Autoren, „aber das hat doch gar nichts mit Star Trek zu tun“, folgte wohl nur unverständliches Gebrabbel über Marktforschung und aktuelle Trends. Anders kann ich mir dieses seltsame Stück audiovisueller Unterhaltung nicht erklären.

Die Crew – ein schlechter Witz: Da wäre zum Beispiel eine Mischung aus Terminator und Drax, ein durchgeknallter Men in Black-Jar-Jar-Binks und ein Anführer, sowie eine austauschbare Figur die einfach nur lustig sein soll. Georgiou passt so gar nicht in diese Clownstruppe. Klar, sie musste auch mal mit Tilly vor der Kamera stehen, aber bei diesem Film hätte man ihr eine ebenbürtige und passende Crew geben müssen. Achso, ich habe Garrett vergessen, zu diesem Charakter später mehr.

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Die Story in Kurzform: Philippa wird von ihrer Vergangenheit eingeholt. Eine von ihr gebaute Waffe ist in dieser Dimension angekommen und muss in Sicherheit gebracht werden. Am Ende steckt ihr totgeglaubter Freund aus der Anfangsszene dahinter. Das Men in Black–Alien-Crewmitglied entpuppt sich als Verräter, und natürlich schaffen sie gemeinsam es am Ende.

Ohne die Star Trek-Brille, die Historie von Sektion 31 und die großartige Michelle Yeoh könnte man so einem Film noch eine 4 bis 3- geben. Er macht nichts richtig, aber auch nicht viel falsch: Die Bilder sind gut, es gibt vorhersehbare Action – auf dem Grabbeltisch für 2€ kann man sich so etwas mit etwas Alkohol schon geben.

Aber mit der Erwartungshaltung und den Möglichkeiten der Vorgeschichte wäre so viel mehr drin gewesen. Jede „Star Trek: Deep Space Nine“-Folge mit Sektion 31 war besser als dieser Film. Und selbst bei der Action gibt es Einschränkungen: Dass sie am Ende mit einer batteriebetriebenen Spielzeugpuppe das gegnerische Schiff zerstören, ist fast so dumm wie die Musik der Beastie Boys, mit der man in „Star Trek: Beyond“ eine Armada von Drohnen vernichtet. In dieser Disziplin ist „Sektion 31“ immerhin konsequenter Star Trek-Trash-Kanon.

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Wo bleibt Star Trek? Was mich wirklich enttäuscht: Es gibt keine Star Trek-Elemente. Keine Uniformen, keine Föderationsraumschiffe, nichts. Lediglich ein bisschen Fanservice mit Lieutenant Garrett – einem Charakter, der später als Captain Garrett in The Next Generation auftaucht. Aber mehr als der Name verbindet diese beiden Figuren nicht. Eigentlich müsste Sektion 31 einen Warnhinweis bekommen: „Achtung, enthält nur 0,1 % Star Trek.“

Man dachte tatsächlich, dass dieser Film so erfolgreich sein würde, dass man weitere Filme mit dieser Crew drehen könnte. Nach erfolgreicher Mission investiert der Film noch zwei Minuten in eine lustige Runde der Crew. Wären die Figuren einem ans Herz gewachsen, wäre dieser Ausklang vielleicht etwas wert gewesen. Stattdessen fühlt es sich wie eine zweite Ohrfeige für den Zuschauer an: „Wir hatten Spaß, bätsch – du aber nicht.“

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Dazu kommt ein debriefing mit einem Hologramm: Keine Geringere als Jamie Lee Curtis spricht zu Georgiou und der Crew. Ich finde Jamie Lee Curtis großartig, aber hätte sie gewusst, dass sie damit in die Geschichte des schlechtesten Star Trek-Films eingeht, hätte sie dieses Engagement sicher abgelehnt. Sie verkündet eine neue Mission – es könnte also theoretisch mit „Sektion 31“ weitergehen.

Da bleibt nur zu hoffen, dass die unterirdischen Reviews und ein IMDb-Ranking, das seinesgleichen sucht, die Verantwortlichen zur Vernunft bringen und dieses Experiment abschreiben.

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Fazit

„Sektion 31“ ist ein misslungenes Experiment, das versucht, mit einer herausragenden Schauspielerin und dem bekannten Namen „Star Trek“ Kapital zu schlagen. Das Ergebnis ist ein erfolgloser Mix aus „Guardians of the Galaxy“, „Men in Black“ und „Mission Impossible“. Am Ende entsteht ein Konstrukt, das bei jeder Qualitätskontrolle sofort als „unrettbar“ hätte aussortiert werden müssen. Was das alles mit „Star Trek“ zu tun haben soll, bleibt ein Rätsel. „Sektion 31“ ist Etikettenschwindel übelster Sorte.

Bilder: Paramount+

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Mittwoch, 29. Januar 2025, 09:14 Uhr
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5 Kommentare

  • Patrick

    Ein unglaublich holpriger Film und die Charaktere sind ein ganz mieses Abziehbild der „Guardians of the Galaxy“, ohne auch nur ansatzweise deren Witz, Tiefgründigkeit und Gruppendynamik zu erreichen.

    Da wir uns in einem – eigentlich – professionellen Produktionsumfeld befinden muss man sich wirklich fragen, wer sich im Rahmen der Star Trek Franchise solch einen Müll ausdenkt und – noch schlimmer – diesen erdachten Müll in die Produktion durchwinkt.

    Ganz schlimm! :-)

    • Jonas
      Jonas

      Danke. Ja, es is wirklich ein ganz großer Unfall. So uninspiriert. Wenn sie wenigstens die Häflte von dem Marketingbudget in Autoren investiert hätten….

      • Patrick

        Diese extreme Holprigkeit ist mir in den letzten Jahren immer wieder mal bei Mainstream-Produktionen aufgefallen, so z.B. auch bei „Suicide Squad“. Ich erwarte keine erzählerischen Wunder, wenn ich solche Filme anschaue, aber ich denke mir, dass es zumindest möglich sein sollte, eine oberflächliche und glatte Geschichte zu erzählen. Tiefgang braucht es bei so etwas nicht. Aber dann werden dem Zuschauer solche Versatzstücke vorgesetzt.

        Filme wie dieser landen bei mir in der Kategorie „bunt und (sehr) doof“. :-)

        Und meinetwegen dürfen solche Produktionen dann vollkommen gerechtfertigt von den Zuschauern mit miesen Bewertungen und miesen Zuschauerzahlen abgestraft werden.

        Der einzige wirkliche Pluspunkt an dem Film ist die mit knapp über 90 Minuten erfreulich sympathische Laufzeit. Man stelle sich vor, die Macher hätten dieses „Ding“ auf 2,5 Std. aufgeblasen.

  • Lencer

    Keine Ahnung, wie dieser Film überhaupt passieren konnte. Der Character von Michelle Yeoh ist für mich dermaßen unsympathisch in Discovery. Ich hätte von der keine weitere Screentime gebraucht. Jetzt floppt das ganze und ich sitz hier achselzuckend.

    • Jonas
      Jonas

      …unsympathisch sein war ja ihr Alleinstellungsmerkmal ;-)

      Ich hätte mir eine Serie, im Sinne eines Anti-Helden, deshalb durchaus vorstellen können. Sektion 31 arbeitet ja auch außerhalb der moralischen Werte der Föderation.

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