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Das Ende von Sense8

Review: Sense8 – Staffel 2

19. Juni 2017, 08:50 Uhr
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Es gibt nichts Ärgerlicheres, als wenn Serien frühzeitig eingestellt werden. Jetzt findet auch die Mystery-Saga um acht Menschen, die mental und emotional miteinander verbunden sind, nach nur 23 Episoden ihr Ende.

Nachdem wir bereits ausführlich über das Weihnachts-Special und Episode zwei der 2. Staffel berichtet haben, gibt’s jetzt einen finalen Blick auf die zweite und letzte Staffel.

Während die erste Staffel die acht sogenannten Sensates etablierte und ihren mysteriösen Widersacher Whispers einführte, baut die zweite Staffel die Einzelschicksale der Figuren weiter aus und führt sie im Kampf gegen die geheime Forschungseinrichtung BPO (Biologic Preservation Organization) erneut zusammen. Wir erfahren, dass die Organisation ursprünglich zum Schutz der Spezies der Homo sensorium eingerichtet wurde. Diese Abspaltungen der Homo sapiens sind auf einer Metaebene miteinander verbunden und teilen Gefühle, Gedanken und Fähigkeiten. Im Laufe der Jahre wandelte sich die Einrichtung aber zu einer Organisation, die versucht, die Homo sensorium, oder kurz Sensates, auf der ganzen Welt aufzuspüren und zu kontrollieren – allen voran Whispers, der ihrer Führungsriege entstammt. Die Thematik rund um die BPO wirkt wie ein übergeordneter Handlungsstrang, der die Schicksale der Protagonisten noch stärker verknüpft. Auf einer zweiten Ebene ereignen sich die spannenden, einzelnen Geschichten.

Insbesondere die Storyline rund um den Chicagoer Polizisten Will und die isländische DJane Riley ist eng mit der Geschichte der BPO verwoben. Nach Whispers Angriff auf Wills Psyche in Staffel eins sind die beiden nun auf der Suche nach ihm und kommen ihm dabei gefährlich nah. Die südkoreanische Kampfkünstlerin Sun bricht nach dem Tod ihres Vaters aus dem Gefängnis aus und macht Jagd auf ihren Bruder, während Schauspiel-Star Lito sich auf einer Parade in Sao Paolo outet und damit seine Karriere aufs Spiel setzt. Kala, die indische Pharmazeutin, hadert derweil mit ihrer Beziehung zu ihrem Ehemann, erst recht, als sie hinter die vermeintlichen Machenschaften des Unternehmens ihres Mannes kommt. IT-Alleskönnerin Nomi findet nach der Flucht aus dem Krankenhaus in Staffel eins wieder Zugang zu ihrer Familie. Als Trauzeugin auf der Hochzeit ihrer Schwester kommen sich die beiden wieder nah; später spricht selbst ihr skeptischer Vater, wenn auch unter Zugzwang, seine Akzeptanz aus. Der Kleinkriminelle Wolfgang legt sich in der Zwischenzeit mit einem Berliner Unterwelt-Boss an und gerät dabei an eine verführerische Femme Fatal, die sich als manipulative Sensate entpuppt. Capheus, der furchtlose Busfahrer aus Nairobi, wagt in dieser Staffel dank einer Journalistin den Sprung vom Busfahrer zum Politiker und tritt damit das Erbe seines verstorbenen Vaters an – leider zum Missfallen der politischen Opposition.

Die zweite Staffel startet direkt mit einer unerwarteten Änderung. Der sympathische Capheus-Darsteller Amil Ameen aus Staffel eins wurde in Staffel zwei kurzerhand durch Toby Onwumere ersetzt. Zunächst wirkt der Wechsel befremdlich, aber Toby Onwumere macht seinen Job ganz gut und ist ein würdiger Ersatz. Das merkt man spätestens, wenn er Reporterin Zaiki seine Gefühle gesteht.

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Liebe ist auch in der zweiten Staffel wieder ein sehr präsentes Thema – sei es die Liebe zum Partner oder zur Familie. Da ist Kala in Mumbai, die für den Berliner Wolfgang schwärmt, oder Nomi, die ihrer Schwester bei einer Hochzeitsrede für ihren Beistand dankt. Es sind gerade diese zwischenmenschlichen Beziehungen, die uns mit den Figuren mitfiebern und uns um sie sorgen lassen.

„Ich verliebe mich in den Menschen. Nicht in seine Genitalien.“

Neben den tollen Charakteren zählen auch die ständig wechselnden Locations zu einer Stärke der Serie, da sie besonders eindrucksvoll die kulturelle Vielfalt in der Welt widerspiegeln. Staffel zwei erweitert dies um weitere Standorte wie Amsterdam, Sao Paolo und Schottland. Aber nicht nur die Anzahl an Drehorten nimmt zu, auch weitere Sensates, die in anderen Clustern agieren, tauchen auf und lassen nur erahnen, wie komplex die Serie weitergehen könnte.

Spannende Beobachtung: Das Konzept von Menschen, die eine neue Evolutionsstufe erklimmen und dafür von ihren Mitmenschen verachtet werden, erinnern stark an die Mutanten aus X-Men. Auch sie haben besondere Fähigkeiten und werden von der Regierung gejagt, nur weil sich die Menschen vor den Dingen fürchten, die sie nicht kennen. Sensates als neue Superhelden? Aber das nur am Rand.

„Wie kann etwas gut werden, wenn Menschen nur sehen wollen, was anders ist? Statt sehen zu wollen, was uns vereint.“

Auch an Action und Tempo mangelt es der Staffel nicht, gerade zum Finale hin. Suns Verfolgungsjagd auf dem Motorrad durch Seouls Innenstadt auf den Fersen ihres Bruders könnte auch aus einem neueren James-Bond-Film entnommen sein, genau wie die Schießerei in einer Bar in bester Slow-Motion-Manier.

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Genauso rasant endet leider auch die letzte Folge, in der Wolfgang von Whispers gefangen genommen wird. Und das bleibt leider nicht die einzige offene Frage. Gelingt es den Sensates, Wolfgang zu befreien? Werden Kala und Wolfgang sich je physisch begegnen? Wird Sun ihrem Bruder vergeben? Wie geht es mit Capheus politischer Karriere weiter? Kehrt Will zurück in den aktiven Polizeidienst? Welche Beweggründe hat Whispers wirklich? Fragen, auf die es nie eine Antwort geben wird, da trotz Online-Petition die Serie offiziell eingestellt wurde.

Fazit

Trotz offenem Ende bietet die zweite Staffel wieder große emotionale Momente und rasante Action auf hohem Niveau. Die sympathischen Figuren, deren Schicksale sich auf vielfältige Weise auf der ganzen Welt entfalten, sind es, die mich an der Serie dranbleiben ließen und sie unvergesslich machen.

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Staffel 1 und 2 von Sense8 sind auf Netflix verfügbar.

Bilder: Netflix

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Beitrag von:
Montag, 19. Juni 2017, 08:50 Uhr
ReviewSense8
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3 Kommentare

  • Mir hat die zweite Staffel deutlich besser gefallen, als die sehr schwer in Gang gekommene erste. Gerade jetzt, wo sich die große Welt der Sensates zu entfalten scheint, ist es umso trauriger, dass diese besondere Serie abgesetzt wurde. Klar, sie ist teuer in der Produktion, aber eben auch etwas komplett eigenes, da wundert es mich schon, dass man derart schnell die Reißleine zieht. Dennoch war es mir zwischendrin auch in dieser Staffel wieder zu viel Superzeitlupen mit Sonnewonneproppen-Musik und hier und da Effekthascherei, wenn es um Gruppensex und Co. ging. Dafür bot die ultra-diverse Gruppe allerlei Potenzial für gesellschaftskritische Andeutungen und Thematisierungen, die wunderbar angegangen wurden.

  • Wellington

    Ich finde einfach Schade, dass Sense8 eingestellt wurde. Die Serie ist fantastisch!

  • Sol

    es ist den Kindern so eigen das sie noch staunen können. und wie schön ist es als erwachsener sich diesem staunen noch bewusst zu sein. diese Serie hat es geschafft mich zum staunen und zum erkennen zu bringen. es wird zeit das ich meinen Cluster wahrnehme. nur gut das die quantenphysik heute schon öffentlich gemacht wird. ich denke die gafahr des weggesperrt werden wird nicht mehr passieren. sei denn Telekinese wird zu offen praktiziert.
    ich bin auf die Auflösung gespannt.

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