Sexify? Was ist das denn? Klingt … na ja, irgendwie spannend, interessant und, natürlich aufregend und heiß, weil. na klar, weil der Begriff „Sex“ darin steckt. Jeder weiß, Sex sells, das weiß nun auch Natalia, die Heldin dieser neuen auf Netflix ausgestrahlten Serie. Seit dem 28.04. können wir die acht Folgen von „Sexify“ streamen, das habe ich natürlich bereits getan und möchte euch nun vorstellen, inwiefern „Sexify“ mein Leben bereichert hat oder eben nur meine Lebenszeit etwas verkürzt. Den Trailer zur Serie sowie einige Vorabinformationen findet ihr hier bei uns im Blog. Wie schon erwähnt geht es Sex und um eine App und beides beschäftigt vor allem unsere Hauptdarstellerin Natalia.
Natalia (Aleksandra Skraba) ist eine Studentin mit sehr guten Noten, den besten ihres Jahrgangs sogar. So gerüstet hatte sie damit gerechnet, nicht nur den besten Abschluss zu machen, sondern auch einen landesweiten Wettbewerb für junge Startup-Gründer zu gewinnen. Sie hatte dafür eine App programmiert, die das Schlafverhalten optimiert: besser schlafen, weniger Zeit verlieren, so ähnlich war ihr Konzept. Allerdings macht ihr der neue Prof keinerlei Hoffnungen, mit ihrer App irgendetwas gewinnen zu können. Viel zu langweilig, ihre Altersklasse, diejenigen, die also verhältnismäßig am meisten auf neue Apps zugreifen, würden niemals Interesse an einer „Schlafoptimier-App“ haben. Mist, Traum zerstört und monatelange (Programmier-)Arbeit für die Katz. Über ihre Freundin und eine neue Kommilitonin kommt sie aber bald auf eine neue Idee: Eine App, die den weiblichen Orgasmus optimiert, das wärs doch! Gesagt, getan, Natalia stürzt sich, der Wissenschaft zuliebe, auf die nötigen Recherchen und erweitert ihr Wissen über den Traum jeder Frau: den perfekten Orgasmus. Allein und mit ihrer spärlichen Erfahrung, was Orgasmen anbelangt funktioniert das natürlich nicht und so rekrutiert Natalia ihr Team, worunter auch ihre beste Freundin Paulina ist.
Paulina (Maria Sobocinska) wiederum hat so ihre ganz eigenen Probleme. Wir, da draußen vor dem Bildschirm bekommen das in Auszügen mit: Ihr Freund und künftiger Angetrauter (wenn es nach ihm ginge) Mariusz ist, wenn es um Sex geht, eine fürchterliche Nullnummer. Nicht dass es zu selten Sex gäbe oder er Probleme mit der Standhaftigkeit hätte, nein. Er ist nur sehr phantasielos und gefühlt nach 30 Sekunden bereits „fertig“. Nicht ganz fertig: Hunger hat er noch, sofort nach dem Sex gibt es Sprüche wie: „Ich hol mir ne Kabanossi, willst du auch?!“ Paulinas sexuelle Bedürfnisse, Wünsche oder Träume berücksichtigt er dabei natürlich in keinster Weise. Sie selbst versucht alles Mögliche, um ihr langweiliges Liebesleben etwas aufzupeppen, hier seien nur diverse Verkleidungen und Rollenspiele angefügt. Klar, so richtig mit eigener Erfahrung und zig Partnern beim Thema Orgasmus helfen, das kann Paulina ihrer Freundin Natalia mangels eigener Erfahrung eben auch nicht. Wie gut, dass es noch Monika gibt.
Monika (Sandra Drzymalska) dürfte wohl, rein schulisch gesehen, das krasse Gegenteil von Natalia darstellen. Das Studium steht für Monika an allerletzter Stelle, sie hat es sogar soweit getrieben, dass sie in 6 Monaten nicht ein einziges Mal auf dem Campus war und entsprechend auch keine Vorlesung besucht hat. Ihr Papa, der edle Gönner und Spender, auf dessen Kosten Monika ihr Leben lebte, wozu unter anderem die kostenlose Nutzung einer luxuriösen Wohnung gehörte (Marek zufolge kostete ihm die Wohnung 3.5 Millionen Zloty) sowie mindestens drei von Papa bezahlte Kreditkarten. Schluss, aus, Papa wirft die Kleine raus, sein Leibwächter bringt Monika zurück zur Uni, dort muss sie sich im Studentenwohnheim einschreiben. Wie es der Teufel will, bezieht sie die kleine Bude neben Natalia. Monika wäre nicht Monika, wenn sie nicht gleich wieder so verfährt, wie gewohnt: jeder Kerl, der, sprichwörtlich gesehen, nicht bei Drei auf dem Baum sitzt, wird vernascht und danach natürlich abserviert. Wenn Monika etwas hat, dann eine Unmenge Erfahrung, wenn es um Sex geht, natürlich auch beim Thema Orgasmus.
„Ich werde leiser sein. Da ich Orgasmen für gewöhnlich vortäusche, bin ich flexibel“ (Monika zu Natalia, nachdem diese sich beschwert hatte)
Wir können so manche Dinge aus „Sexify“ lernen, darunter so profanes Wissen wie „Chemie hilft nur dann, wenn auch die Chemie stimmt“. Was wohl heißen soll: wenn sich zwei Liebende nicht so richtig gut riechen können, wird daraus wohl in den seltensten Fällen der beste Orgasmus resultieren. Natürlich erfahren wir auch viel über die drei Hauptdarstellerinnen, persönliche Details wie dieses, dass Natalia es gar nicht leiden kann, wenn ihre Mama sie Nati nennt (das ist für sie ein Hundename!). Ist das für die Story wichtig? Nein, im Gegenteil: unsere jungen Frauen sind wandelnde Klischees: eine asexuell, die andere stockkatholisch, wie es in Polen halt so sein soll, die nächste eine Samantha Jones 2.0. Das macht die Charaktere nicht unbedingt glaubhafter, aber es bringt etwas Leben rein und unterhält einfach gut. Natalia, Paulina und Monika sind sehr überspitzt dargestellte Kommilitoninnen aus dem Studentenwohnheim um die Ecke und sollen einen Abriss darüber geben, wie es in solchen Wohnheimen eben zugeht. Alles entwickelt sich etwas langsam, man braucht schon etwas Sitzfleisch, um so „richtig in die Serie reinzukommen“. Ich vergebe derweil einmal
Vergleiche zu „Sex Education“ könnten sich aufdrängen, das mag sein. Ich bin aber allgemein jemand, der solche Vergleiche gar nicht bemüht. Meine Bewertung habe ich ganz unvoreingenommen vorgenommen, und daher ist es „nur“ meine persönliche Meinung, die ich hier mit euch teilen möchte. Wir alle kennen das bekannte Klischee, dass Männer stets nur an Sex denken. Frauen dafür nicht ständig, aber häufig. Ganz egal, inwiefern das nun den Tatsachen entspricht und ob Männer nun 18- oder 50-mal am Tag an Sex denken: er gehört zu unserem Leben dazu und ist stets Garantie für erfrischende Unterhaltung und – bekanntermaßen, die schönste Nebensache der Welt. Daher kann eine Serie, die den optimalen Orgasmus zum Gegenstand hat, ja auch nur gut unterhalten. In diesem Rahmen tut „Sexify“ das auch, es gibt Humor aber keinen Gagmarathon, bei dem eben ein Joke den nächsten jagt. Richtige Schenkelklopfer fehlen, aber ein Schmunzeln entlocken die Situationen allemal.
Das Erzähltempo ist, wie schon erwähnt, etwas gemächlicher, doch es werden immer wieder unterhaltsame Alltagssituationen unserer Hauptdarsteller gezeigt, die man sich bis zu einem gewissen Grad auch gut vorstellen kann. Ob es jetzt wirklich der Realität entspricht, dass die Polizei das Auto einer hübschen Frau durch die Stadt schiebt, die Streberin im Plüschhasen-Pyjama auf dem Weg von der Dusche in ihr Zimmer durch eine Studentenparty schlurft oder der Professor im Hörsaal liegend gemütlich eine(n?) durchzieht, sei jetzt mal dahingestellt. Ein kleiner Wermutstropfen mag es auch sein, dass genau die titelgebende App ein wenig zu kurz kommt. Aber, wer wissen möchte, wie man eine gewinnbringende App für ein erfolgreiches Start-Up entwickelt, dürfte mit dieser eher auf den komödiantischen Aspekt abzielenden Serie sicherlich die falsche Wahl getroffen haben.
Wer hingegen einige unterhaltsame Stunden vor dem Bildschirm verbringen möchte, wobei einige Lacher garantiert dabei sind und einfach etwas Zerstreuung vom hektischen, Corona-mitgeprägten Arbeitsalltag sucht, der darf und soll ruhig bei „Sexify“ einschalten.
„Essen und Beischlaf sind die beiden großen Begierden des Mannes.“ (Konfuzius)
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