Es ist die Zeit der Therapeuten in Staffel 4 von „Sherlock“: Letzte Woche begab sich Sherlock Holmes selbst in Therapie, diese Woche ist es John Watson. Hilfreich scheint das aber für beide nicht zu sein: Sherlock befindet sich nach den Ereignissen aus „The Six Thatchers“ in einem schrägen Drogenrausch, und John Watson… ach, dazu später mehr (im Hinterkopf behalten).
Eines ist klar: Den Tod von Mary haben offensichtlich weder Sherlock noch John verkraftet. Beide therapieren sich auf unterschiedliche Weise: durch Drogen oder durch Gespräche. John spricht dabei lieber mit der toten Mary als mit seiner neuen Therapeutin. Auch wenn Mary in der letzten Folge gestorben ist, bleibt sie in dieser Episode allgegenwärtig. Sie taucht in Johns Vorstellung auf, im gemeinsamen Zuhause, neben Mycroft, später in Sherlocks Wohnung. Sie hat eine wichtige Rolle für John: Sie motiviert ihn, gibt ihm Tipps, steht ihm zur Seite. Noch braucht er diese Unterstützung wohl.
Neben diesem Beziehungsdrama unserer drei Hauptprotagonisten entwickelt sich das zweite Hauptthema dieser Folge, das Machwerk von Culverton Smith, großartig gespielt von Toby Jones. Er wirkt in der Öffentlichkeit als großer Menschenfreund, ist aber in Wirklichkeit abgrundtief böse, was offensichtlich nur von Sherlock erkannt wird. Er bezeichnet ihn als Serienkiller, in seinem Wahn wird er aber von Smith in der Öffentlichkeit bloßgestellt. Smith selbst bekennt sich zwar ebenfalls als Killer, allerdings als Cereal Killer, in einem Werbespot – eine ebenso groteske wie großartige Szene in der Mitte der ersten Folge.
Überhaupt dieser Culverton Smith: Es macht großen Spaß, Toby Jones beim Spiel zuzusehen. Seine Mimik, seine Gestik – einfach genial besetzt und umgesetzt. Culverton Smith weckt das Interesse von Sherlock über dessen Tochter, die Sherlock um Hilfe bittet – oder doch nicht? Man weiß es nicht so genau, Sherlock selbst weiß es nicht wirklich – was in seinem Zustand nicht weiter verwundert. Wir dürfen Sherlock bei der Kombination aus wirrem und gleichzeitig genialem Gedankenspiel verfolgen und müssen uns schon genau konzentrieren, um ihm auf der Spur zu bleiben.
Alleine kommt er an dieser Stelle nicht weiter, und es obliegt Mrs. Hudson, Sherlock und John wieder zusammenzubringen. Sie rast im wahrsten Wortsinne zu Johns Therapiestunde, mit Sherlock im Gepäck, und in der Beraterpraxis entwickelt sich die gleichzeitig groteskeste und beste Szene der Folge: Alle Protagonisten versammeln sich irgendwie an diesem Ort, wurden von Sherlock schon vor 2 Wochen dorthinbestellt, obwohl John erst seit einer Woche hier in Therapie ist.
In der Auflösung wird dann die Verbindung zwischen dem Privatschicksal von Sherlock und John auf der einen Seite und dem Fall des Culverton Smith auf der anderen Seite deutlich: In der letzten Folge haben wir Marys Botschaft nur unvollständig zu sehen bekommen. Jetzt sehen wir den ganzen Hinweis und verstehen den Gesamtzusammenhang, an dessen Ende die Zusammenführung von Sherlock und John steht. Sherlock zeigt erstmals aufrichtig Freundschaftsgefühle, nachdem sich John sehr einfühlsam und bewegend von Mary verabschiedet. In diesen Momenten zeigt Martin Freeman ganz große Schauspielkunst: Hatte er letzte Woche noch wenig Gelegenheit, sich zu zeigen, spielt er hier ganz groß auf und ist das zweite Highlight neben Toby Jones. Man fühlt richtig mit ihm, fühlt den Schmerz, die Enttäuschung, den Frust.
Wie (fast) immer endet auch diese Woche mit einem Knalleffekt und einem nicht minder virtuosen Finale als letzte Woche. Johns Therapiestunde entwickelt sich nämlich vom ruhigen Gespräch zu einer mehr als bedrohlichen Aktion für sein Leben. Die Gesprächstherapiestunde hat er sich sicher anders vorgestellt – okay, wir auch. Mehr denn je bleibt hier das Ende offen… auf ein spannendes Finale!
Insgesamt war die Folge etwas weniger überzeugend aus meiner Sicht: Es war zu sehr Verwirrspiel, zu wenig Konzentration auf die eine oder andere Sache. Ich hätte mir mehr von dem Fall um Toby Jones gewünscht – Potenzial wäre sicher da gewesen. Einige komisch gemeinte Einlagen kamen mir auch schon zu Slapstick-mäßig daher, so dass wir zwar immer noch Folgen auf gutem Niveau sehen, hier aber sicher mit Abstrichen.
Ich fand die Folge tatsächlich etwas stärker als die erste. Ich mag solche Verwirrspielchen und den einen Bogen mehr als man bereits vorahnen könnte. Sehr durchdachte Story, ein toller Gegenspieler und okay, das Ende war mir beinahe etwas zu drüber, aber irgendwie mochte ich es. Für mich eine der tollsten Folgen überhaupt.
HAMMER FOLGE! Ich wäre sprachlos, wenn ich die Macher nicht so für diese Episode loben müsste. Ich muss zugeben, dass mich die erste Folge nicht ganz so geflasht hat, wie gehofft. Sie war schon gut, aber irgendwie hatte ich mehr erwartet. Diese Folge dagegen fand ich tatsächlich eine der besten der gesamten Serie. Ich habe bereits an unseren Jahresrückblick 2017 gedacht und „The Lying Detective“ schon in die Kategorie „Beste Episode“ eingeordnet. Super Story, sehr schöne, schnelle und absolut verwirrende Erzählung, schöne Kamera (diese angeschnittenen Gesichter in Nahaufnahme, yes!), großartiger, fieser Toby Jones, toller Freeman und … naja, zu Cumberbatch muss man eh nichts mehr sagen. Diese Folge hat sehr viel Spaß gemacht. Steigerung? Echt schwierig!
Dass ihr die Episode alle so feiert… :D Mir war es irgendwie too much.
Das Highlight war die unerwartete Umarmung von Sherlock. Und natürlich Martin Freeman! Aber ansonsten… ich kann es gar nicht richtig erklären, will aber auch nicht der party pooper sein ;)
Klar war das Absicht, aber der Drogentrip war mir einfach zu konfus. Da hab ich schon bessere Drogentrips in Serien gesehen (hust Mr. Robot hust).
Freue mich aber auf die nächste Folge und erwarte Großes.
Ich sehe ehrlich gesagt nicht, wie der Drogentrip hier unpassender inszeniert worden sein sollte, als bei Mr. Robot. Komplett anderes Setting, andere Zielausrichtung, kann man kaum miteinander vergleichen. Für mich hat hier tatsächlich bis auf Kleinigkeiten alles gepasst. Wer die sucht, ist „Party Pooper“. :)
Ich bin da mehr bei Anna – das war mir teilweise too much irgendwie. Da ist die Hauptgeschichte um Culverton Smith leider, leider etwas zu kurz gekommen.
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