In der bereits vorletzten Folge der laufenden Staffel nimmt uns „Silicon Valley“ mit auf eine Tech-Konferenz. Aber natürlich sitzen wir nicht einfach nur von Früh bis Spät an einem langweiligen Stand, sondern es setzt richtig Action. Also, Nerd-Level-Action halt. Statt langweiligem Tagungs-Marketing setzt es Malware.
„No! No, no, no. Think of it more as… uhm… forced adpption through agressive guerilla marketing.“ (Richard)
Sehr gefallen hat mir die Referenz auf alte Inhalte der Serie, wie „Nippler“ und Co., die im Rahmen der „Leute löschen keine Apps“-Theorie genannt wurden. Weniger dagegen der eingeworfene Strang mit MI4, die von Dinesh im Gefängnis besucht wird. Das wirkt zum einen in seiner Gesamtgeschichte so ungemein drüber (nur um recht billige „Wie ist das mit anonymen Hinweisen bei euch?“-Witze zu bringen) und die Lösung, die sie mit wenigen Worten gebracht hat, hätte man vermutlich auch googlen oder als smarter IT-Mensch selbst erdenken können (behaupte ich einfach mal als Nicht-IT-Mensch).
„No wonder Mia is in prison, she’s brilliant.“ (Gilfoyle)
Interessant wird die Entwicklung in Bezug auf Jared, der eine Art moralischer Pol für uns Zuschauer einnimmt. Uns wird deutlich gemacht, dass das eigentlich so gar nicht okay ist, was da abläuft und nebenbei könnte es zu tiefen Reibungen zwischen den Figuren führen. Zunächst wird aber einfach „Onkel Jerrys Spiel“ gespielt und Jared kurzweilig als zu beschäftigendes Kind inszeniert. Problem gelöst. Vorerst.
Allgemein scheint zunächst alles aufzugehen. Mir hat gefallen, wie Dinesh und Gilfoyle über die Möglichkeit eines theoretischen Flüssigmetalangriffs auf Keenans Arschloch diskutiert haben. Das hatte Anflüge des kultigen „Befriedigungs-Effizienz-Plans“ aus der ersten Staffel, wurde aber leider viel zu schnell wieder abgedreht. Dafür hat das dynamische Duo schön ordentlich den Vier-Daumen-Gag verkackt. Ebenso gelungen fand ich, dass die Aktion der Jungs von Pide Pied Piper an sich aufgefallen ist uns uns erklärt wird, wieso nichts dagegen unternommen wird. Persönliche Beziehungen und Antipathie gegenüber den Vorgesetzten treffen auf blinden Gehorsam gegenüber direkten Vorgesetzten – die gute alte Mühle der Industrie.
Die emotionale Komponente der Episode beginnt mit einem awkward Handshake zwischen Richard und Winnie. Die Ex-Freundin mit der Vorliebe für Leerzeichen statt Tabs (das hatte ich zufälligerweise ja erst Samstag hier), ist mit ihrem neuen Freund da, der vom Erlanger Flula Borg in einer Gastrolle verkörpert wird. Richard ist mal so gar nicht eifersüchtig und setzt alles aufs Spiel, indem er aus „Peace Fare“ „Poop Fare“ macht. Selbst Jared ist sauer über die enorm schlechte Wortspielwahl, beim Gegenüber scheint der Schlag aber gesessen zu haben. Hier dürfte interessant werden, ob Jared nun nur aufgrund der Abkapselung derart ausgetickt ist, oder sich allgemein von Richard aufgrund der Vorkomnisse distanzieren wird.
„Just gave an orphan it’s first calculatur…“ (Jared)
Ein weiterer möglicher Keil in der Gruppe ist die Tatsache, dass Keenan Gilfoyle von der Absage-Mail Richards erzählt hat. Natürlich kann man hier noch davon sprechen, dass die Entscheidung im Grunde genommen keinen Unterschied gemacht hat, aber für das Vertrauensverhältnis zwischen den Figuren dürfte die Entwicklung von hoher Bedeutung sein.
„Well, who do you believe – me or him?“ – „Him. He showed me your e-mail.“ (Richard & Gilfoyle)
Aber genug mit dem Klein-Klein eines Mini-Unternehmens, das weniger Quadratmeter Standfläche hat, als man sich als Student in München an Mietraum leisten kann. Es wird Zeit für die Keynote! Darauf haben alle – Jamiroquai eingeschlossen – gewartet. Ein herrliches Abbild von auf Show getrimmten Nonsense, der gerne weiter geführt hätte werden dürfen, als die kleine „Auftrittsrichtung-Verwechslung“ mit Keenan. Dafür setzte es einen Hauch Samsung-Flare, als der Funken von der Bühne auf das Publikum herüber flog. Hier wird noch interessant, ob tatsächlich die Hacking-Funktion dafür verantwortlich war.
„When there’s a will, there’s a way. Just not for you guys…“ (Erlich)
Und dann war da natürlich noch Erlich. Hier bin ich enorm gespalten. Sein Bisher-Abschied war total unangemessen, vermutlich schlicht, weil die in Arbeit versunkenen Jungs es nicht ganz ernst genommen haben. Sollte die Figur jetzt aber tatsächlich (nach einer utopisch kurzen Reisedauer!) in Tibet verweilen, wäre das ein verfehlter letzter Auftritt. Vermutlich wird er ja in der kommenden Folge noch Gavin dazu bewegen, wieder ins Valley zu fahren und vielleicht seinen verdienten Höhepunkt zum Abschluss erhalten, in dieser Folge wirkte das aber ungemein lieblos und im Endlos-Streit mit Jian-Yang peinlich übertrieben inszeniert.
„Woah – haircut!“ (Erlich)
Puh, da ist eine ganze Menge in kurzer Zeit passiert. Es wirkte aber (bis auf die Erlich-Sache) durchaus homogen erzählt und hat sich in guten Teilen zwischen Drama und Comedy abgewechselt. Jetzt folgt also das Finale, das vermutlich auf der Main Stage des Events abspielen dürfte. Interessant wird hierbei (neben der Verabschiedung Erlichs), mit welchen Vorzeichen Richard und Pied Piper aus der Sache und dem Jahr kommen. Großes Fiasko, das mit Einreisen Gavins eine Möglichkeit der Rettung erhält, oder der positive Durchbruch des neuen Internets? Nach dem Motto „Mein Smartphone brennt, aber schaut euch diesen ganzen Festplattenplatz an, geilo!“.
Bilder: HBO
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