Eigentlich hat „Silicon Valley“ in der neuen Folge viele der besonderen Fassetten ausgespielt, die die Serie so toll machen. Vor allem im subtilen Bereich, der soziale Gemengelage, kleinere Anspielungen und Humor abseits des Schenkelklopfens bereit hält. Und doch fehlte irgendwas. Aber der Reihe nach.
Der erstaunlich schnell durchgeführte Aufkauf Hoolis durch Pied Piper war natürlich eine große Sache, die aber auch entsprechend Nachwirkungen mit sich zieht. Ich finde gut, dass die Macher das nicht einfach unter den Teppich kehren, sondern entsprechend einbinden, dass da etliche neue Mitarbeiter sind, mit denen entsprechend nach Protokoll umgegangen werden muss, ehe man sie feuert. Einer von ihnen ist Ethan, unter dem Richard einst bei Hooli gearbeitet hat. Der hat ein paar gute Ideen, wie man doch tatsächlich weiteren Mehrwert aus der Zusammenführung ziehen könnte. Problem: Ethan ist ein Arsch. Ein arschiger Chef-Arsch, selbst wenn er gar nicht selbst der Chef ist. Hier wird gut mit dem zerbrechlichen Selbstbewusstsein Richards gespielt, das dann doch immer wieder lieber scheu zurückzieht, statt zu konfrontieren. Um seine Attitüde etwas aufzupushen zeigt Dinesh ihm das Video „Maximizing Alphaness“ das mich an das legendäre Barney Stinson-Bewerbungs-Video erinnert hat.
„Dinesh, this is the dumbest thing I‘ve ever seen.“ – „Fuck, yeah!“ (Richard & Dinesh)
Letztlich führt dieser Maskulinitäts-Schub dazu, dass Richard Ethan schlägt, aber der einzige ist, der sich beim Vorfall wirklich verletzt hat. Eine schöne Situation mit seinem Anwalt und der Personalschefin. Ebenso schön fand ich den Dreh, dass nicht etwa Richards Dominanz zur Verhaltensänderung bei Ethan geführt hat, sondern das Einschreiten von Assistent Holden.
Die meiner Meinung nach beste Szene der Folge hatte Jared, obwohl es sich eigentlich um die allerschlimmste seit langer Zeit handelte. Der Besuch bei seinen leiblichen Eltern wurde zu einem absoluten Fremdschäm-Festival, das sich nach und nach in seiner „Kann nicht wahr sein!“-Haftigkeit entblättert hat. Harte Kost, die einen richtig mitleiden ließ.
„We‘re having Chinese.“ – „That‘s one of the hardest decision we ever had to make!“ (Jareds Eltern)
Weniger mochte ich (wie bereits in einem früheren Review geschrieben) das Nebenbei-Geplänkel um Gavin und seinen Roman „Colt Ice Cream and Hot Kisses“. Ja, ein paar Witze sind dabei und die Figur weiß allgemein zu unterhalten, aber letztlich diente der kleine Literatur-Ausflug (der trotz Andeutung von Hoover, dass das nicht so schnell ginge, verdammt schnell ablief…) nur dazu, Gavins Kurzauflug aus der Tech-Branche heraus auch schon wieder zu beenden.
„I didn‘t fail tech – tech failed me!“ (Gavin)
Ein ungewöhnliches Stückchen Charakterentwicklung konnten wir bei Gilfoyle beobachten. Dachte ich zunächst, dass er den Hooli-Mitarbeiter John nur aus Verachtung und Langeweile herumkommandiert, um ihn vielleicht in seinem Verhalten zu studieren, hätten wir beinahe eine richtige Freundschaftsentwicklung beobachten können. Aber wer weiß, was nicht ist, kann ja noch werden.
„Bertram Gilfoyle?“ – „No.“ – „I‘m John.“ – „Okay…“ (John & Gilfoyle)
Neben all diesen kleineren Schauplätzen könnte eine Hauptweiche für die weiteren Episoden die Entwicklung um das eigentlich verhasste „Foxhole“ darstellen. Das wird fleißig von Oben nach Unten in der Firma durchgereicht, was dazu führt, dass Monica sich zunächst etwas profilieren kann, ehe ihre Angestellte einen besseren Job als sie zu machen scheint.
„Well, we do have a lot of funny people. You could add… balance.“ (Laurie)
Gefeiert habe ich den Moment, in dem Gwart Eindruck bei Laurie hinterlässt, die beiden sind eigentlich wie füreinander geschaffen! Ob wir Gwart wohl jemals reden hören werden? Vielleicht ja in der letzten Sequenz der Serie. Noch ist sie ja nicht ganz aus der Welt, auch wenn sie Jared gekündigt und bei Laurie angeheuert hat. Das führt jedenfalls auch dazu, dass Jared mit Holden in den Wettstreit um den Assistenz-Posten Richards treten kann. The Battle is on!
Schon komisch, direkt nach der Folge hatte ich eher ein „meh…“-Gefühl und hatte eine 3-Kronen-Wertung vergeben. Mittlerweile bin ich doch eher bei 3,5 und beim Aufschreiben der Zeilen waren dann doch einige schöne Momente dabei und eigentlich hatte so ziemlich jeder Seitenhandlungsstrang so seine Berechtigung. Dazu gab es auch etliche schöne One-Liner und Dialoge, allgemein gibt es wenig bis keine Längen und Pausen, alles ist sehr kurzweilig. Dennoch hat mir irgendwas gefehlt, um auf eine höhere Bewertung zu gehen. Vermutlich die ausbleibenden größeren Sprünge in der eigentlichen Haupthandlung. Aber das folgt bestimmt nächste Woche.
Bilder: HBO
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