Die zweite Staffel „Silo“ ist vergangene Woche zu Ende gegangen – Zeit, sich dem Apple-TV-Plus-Epos zu widmen.
Die erste Staffel von „Silo“ hat mich direkt fasziniert: Eine Zivilisation unter der Erde, ohne zu wissen, warum sie sich in einem riesigen, aus Beton gebauten, Silo befindet. Dazu ein Mix aus moderner und alter Technologie – und eine endlose Treppe, die von ganz oben nach ganz unten führt. Fahrstühle? Fehlanzeige. Die Story hat mich schnell gefesselt und die Logikfehler zu Beginn vergessen lassen. So braucht man anfangs angeblich mehrere Stunden oder sogar einen Tag, um von oben nach unten zu gelangen, doch später rennen die Figuren in Minuten die Treppen hoch und runter.
„Silo“ ist großartig besetzt: Tim Robbins und Rebecca Ferguson sind die Stars der Serie. Staffel 1 endete mit einem großen Cliffhanger: Die Heldin Juliette wird zum Reinigen nach draußen geschickt – und überlebt. In Staffel 2 knüpft die Handlung direkt an diesen Moment an. Juliette entdeckt ein weiteres Silo, dessen Türen offen stehen und dessen Eingang mit unzähligen Leichen übersät ist. Sie schafft es hinein und kann dort überleben.
Juliettes Überleben, welches das gesamte Silo gesehen hat, löst eine Kettenreaktion aus. Die Autorität der Anführer wird infrage gestellt: Gibt es draußen also doch eine Überlebenschance? Wird den Menschen die Wahrheit gesagt? Für Bernard wird diese Entwicklung zur Bedrohung.
Während Staffel 1 die Gegebenheiten im Silo erklärt – die Gesetze, die Gepflogenheiten, die ständige Überwachung und die Unterdrückung in vielerlei Hinsicht – entzündet Juliettes Überleben in Staffel einen Funken, der einen Aufstand auslöst. Das führt zu Intrigen und inszeniert die Serie stellenweise fast schon als Politdrama. Bernard und Robert sind dabei ganz vorne mit dabei. Beide suchen ihren Vorteil. In Staffel 1 fand ich diese Charaktere noch etwas eindimensional gezeichnet, doch in Staffel 2 werden sie viel differenzierter dargestellt. Sie zeigen Verletzlichkeit, und man kann ihnen beim Zweifeln zuschauen. Das tut der Serie gut. Tim Robbins kann als Bernard hier die volle Bandbreite seines Könnens zeigen.
Was sich in Staffel 2 allerdings nicht geändert hat, sind die Längen. Genießer würden vermutlich sagen, die Serie nimmt sich Zeit – für mich könnte es an einigen Stellen gerne schneller vorangehen. In Juliettes Erzählstrang dauert es Ewigkeiten, bis sie Solo trifft und sich dieser annähert. Dass sie später auch noch auf diese jungen Erwachsenen trifft, war mir zu viel. Es ist so offensichtlich, dass sie zusammenarbeiten werden, aber zunächst wird krampfhaft ein Konflikt aufgebaut. Das hätte man sich sparen können.
In Juliettes Silo und im noch vollbesetzten Silo von Bernard werden die Zuschauer mit modernster Technik konfrontiert. Jedes Silo hat einen speziellen Raum mit Relikten der Vergangenheit – darunter Computer, die auf einem ganz anderen Niveau arbeiten als die Standard-Terminals im Rest des Silos. Dahinter scheint eine Art KI zu stecken, die als letzte Instanz das Sagen hat. Dieses Mysterium wird nur angerissen, macht aber Lust auf die dritte Staffel. Ein bisschen auflösen, neue Fragen stellen – so funktioniert gutes Mystery. Auch wenn Silo eigentlich eine Dramaserie ist, gefällt mir dieser Aspekt besonders gut.
Generell dreht sich viel um den Kampf der Kasten im Silo: Oben gegen Unten, Technik gegen Autorität. Hier gibt es einige Passagen, die ich auf den Zettel „Längen“ setzen würde. Vielleicht liegt das aber auch an meiner Neugier, mehr über die Hintergründe der Silos zu erfahren.
Dass Juliette und Bernard am Ende quasi zusammenarbeiten müssen, um das Silo zu retten, birgt eine interessante Perspektive für die nächste Staffel. Juliette weiß durch Solo und das andere Silo, dass es Sprengstoff gibt, der im Notfall eine Rebellion auslösen soll.
Das Finale, in dem dieses Ende stattfindet, verdient besonderen Lob: Hier passt meiner Meinung nach fast alles. Actionreiche Ereignisse, ein hoher Zeitdruck und die Fallhöhe, dass das Silo und all seine Bewohner sterben könnten – entweder durch die Sicherheitsabschaltung oder das Öffnen der Tore. Dazu ein brillanter Plan der Technik, das Opfer von Juliettes Vater und Bernard, der aus seiner omnipotenten Rolle herausfällt und erkennt, dass er verloren hat.
Die zweite Staffel ist meiner Meinung nach besser als die erste und liefert einen ganz besonderen Cliffhanger: Man sieht eine Szene aus der Gegenwart. Ein Politiker spricht mit einer Journalistin über eine schmutzige Bombe. Offenbar ist dies der erste Schritt zur Zerstörung der Welt und der Anfang der Silos. Ein bisschen erinnert mich das an Fallout: Dort sieht man ebenfalls die Welt vor dem Untergang – zugegeben deutlich prominenter und ausführlicher, aber das Prinzip ist ähnlich. Das hyped mich umso mehr auf die dritte Staffel. Die Frage „Was ist passiert?“ scheint endlich beantwortet zu werden.
Was ist eure Meinung? Seid ihr auch begeistert von der Staffel?
Bilder: Apple TV+
Mir hat die Staffel auch sehr gut gefallen. Und ja, das Pacing ist nicht immer optimal (genau wie die dargestellte Leichtigkeit/Schwierigkeit so mancher Unterfangen), aber gerade bei der Annäherung zwischen Juliette und Solo war meiner Meinung nach ein langsames Tempo genau richtig und wichtig.
Insgesamt gefällt mir, wie man es schafft, den Scope der Handlung immer wieder eine Stufe weiter hinaus zu ziehen, so dass nach und nach nicht nur neue Informationen geteilt werden, sondern sich auch ganze Welt(anschauung)en für die Charaktere verändern. Ich freue mich bereits auf die georderten letzten beiden Staffeln!
Dass bereits Staffel 3 und 4 geplant sind, habe ich auch gestern erst wahrgenommen. Richtig gut, dass sie einen klaren Plan haben und nicht einfach endlos weiter machen wollen.
Autor:innen gesucht!
Neueste Beiträge
Severance: Macrodata Refinement Simulator
Severance: Neues Intro für Staffel 2
Yellowjackets: Trailer zur 3. Staffel
Zufalls-Serientipp
Review: Cowboy Bebop – Staffel 1 (Netflix-Serie)
Aufreger der Woche
TV-Aufreger: Klickgeilheit bei Keller Fornes (verstorbener „‚The Walking Dead‘-Star“)
Partner
WERBUNG