Fehlen dir der Humor aus „Die Nackte Kanone“ oder die übertriebene Action der 80er Jahre? Dann lohnt es sich weiterzulesen, denn beides findet sich in der Serie namens „Sledge Hammer“.
S01E01 – Under The Gun / Ein perfektes Team
Bevor überhaupt etwas gezeigt wird, sieht man das durchaus epische und minimalistische Intro. Untermalt von martialischer Musik sehen wir in einer langsamen Kamerafahrt eine riesige Pistole. Diese Pistole spielt fast schon eine eigene Hauptrolle in der Serie, denn mit „Susi“ spricht Sledge Hammer und zieht sie bei fast jeder Gelegenheit aus dem Halfter. Erst am Ende des Intros bekommt man eine Ahnung, dass es sich um keine ernstzunehmende Serie handelt: Der markante Spruch „Vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich tue“ zusammen mit dem irren Gesichtsausdruck des genialen Schauspielers David Rasche (der mit „Succession“ in seinen späteren Jahren noch einmal richtig abgeliefert hat), geben von nun an den Ton an.
Typisch für eine Comedy-Serie kommt auch „Sledge Hammer“ in sehr verträglichen 25 Minuten pro Episode daher. In der ersten Folge geht es deshalb auch sehr schnell voran; viel Zeit wird nicht darauf verwendet, den durchgeknallten Polizeibeamten mit dem Namen Sledge Hammer vorzustellen. Zunächst sieht man den Fall der Episode: Die Tochter des Bürgermeisters wurde entführt. Danach lernen wir den Protagonisten kennen: Sledge schießt auf eine Zielscheibe, allerdings nicht auf einem Schießstand, sondern zu Hause. Man hört die Schreie der Menschen in den anderen Wohnungen, und als das Telefon klingelt, fordert er Rücksicht und Ruhe ein. Genau dieser plumpe, aber meiner Meinung nach superlustige – wenn auch sehr einfache – Humor zieht sich durch die gesamte Serie. Sledge ist der stumpfe und nicht selbstreflektierende Macho, der glaubt, nur mit Gewalt ans Ziel zu kommen.
Gewalt zieht sich, wenn auch in FSK6-Manier ohne Blut, ebenfalls durch die komplette Folge und später die Serie. Bevor er im Fall der entführten Tochter ermittelt, soll Sledge einen Scharfschützen ausschalten. Wie macht er das? Indem er mit einem Raketenwerfer ein ganzes Haus in Grund und Boden schießt. Zuvor stößt beim Parken zwei Schilder um; das kennen wir doch aus „Die Nackte Kanone“.
Der Boss von Sledge ist ebenfalls völlig übertrieben – er erinnert mich an die Szenen aus „Last Action Hero“. Captain Trunk schreit eigentlich nur, lässt Hammer am Ende aber trotzdem gewähren. Um den eindimensionalen Charakteren etwas entgegenzusetzen, wird im Piloten Doro eingeführt, Hammers Partnerin, die von nun an mit ihm zusammenarbeitet.
In meiner Erinnerung war sie ihm gegenüber etwas kritischer, aber zumindest im Piloten ist sie zwar besonnen, himmelt ihn aber auch ein wenig an. Hammer und Doro sind eben kein Mulder und Scully aus „Akte X“. Der Humor ist tief in den 80er Jahren verwurzelt. Es gibt zum Beispiel einen Kommentar zu dem Namen „Avon“. Sledge fragt: „Hört ihr es klingeln?“ – eine Anspielung auf die Avon-Beraterinnen der 80er Jahre, die an Türen klingelten, um Parfüm zu verkaufen, und fast schon ein popkulturelles Phänomen waren – jeder kannte die Marke und das Vertriebsmodell.
Sledge und Doro, die übrigens ebenfalls kämpfen kann, was Sledge sehr beeindruckt, lösen den Fall. Der Bürgermeister macht mehrere fiese Kommentare über seine Frau – in Sachen Gleichberechtigung ist „Sledge Hammer“ definitiv kein Vorreiter.
Am Ende gibt es noch eine Actionszene. Sledge erschießt niemanden, er wirft eine Granate und bringt damit Kisten zum Einsturz, die die Bösewichte unter sich begraben. Mann kann sagen, dass der Entführungsfall eher als Hintergrundrauschen für die sketchartigen Szenen mit Hammer und Doro dienen.
Als Kind liebte ich die Serie, und auch heute, beim Rewatch für dieses Review, habe ich mich köstlich amüsiert. Wenn man sich allerdings nicht auf den etwas seltsamen Ton der Serie einlassen kann, könnten die 25 Minuten mehr Qual als Unterhaltung sein.
Aber wie gesagt, wenn euch „Die Nackte Kanone“ gefällt, funktioniert auch „Sledge Hammer“ heute noch hervorragend.
Herrlich – ich liebe die Serie. Ich glaube, bei mir wird’s auch mal wieder Zeit für ein Rewatch. Irgendwo muss doch noch die DVD-Box sein… *such*
Ein Rewatch der kompletten Serie ist bei mir noch gar nicht sooo lange her. War in der Tat sehr spaßig und konnte man sich immer noch gut anschauen.
Wobei ich sagen muss, dass ich die Franchise „Die nackte Kanone“ und vor allem die Vorgängerserie „Police Squad!“ besser – weil absurder – als „Sledge Hammer“ fand.
Und falls du die Serie nicht mehr finden kannst, ich habe – natürlich – alles hier bei mir. :-)
Interessanterweise ist die Serie sehr gut gealtert. War sie ursprünglich als Parodie auf Hollywoods Glorifizierung von (Polizei-)Gewalt konzipiert, hat sie in den letzten Jahren traurigerweise den Schritt zur Gesellschaftssatire gemacht.
(In einer Folge lamentiert Sledge etwa, dass er einen Verdächtigen würgen dürfte, weil „das Recht zu atmen“ nirgends erwähnt wird.)
Die zweite Staffel ist leider nicht so gut wie die erste. Zu viele Folgen werden auf Filmparodien verschwendet und wenn man uns in der letzten Folge plötzlich ernsthaft erzählen möchte, dass Sledge ein Herz hat und sich einsam fühlt, wirkt das schon etwas merkwürdig.
Trotzdem, die Serie bekommt immer noch eine eindeutige Empfehlung von mir!
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