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Keine Schweine, dafür Diamanten

Review: Snatch Staffel 1

11. April 2017, 16:59 Uhr
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Vor etwa drei Wochen lief „Snatch“ – die Serie zum Film – bei Crackle an. Das Review zur Pilotfolge fiel noch durchmischt aus, aber alleine die Tatsache, dass ich dann doch relativ kurzfristig sämtliche zehn Episoden angeschaut habe, dürfte nicht das schlechteste Zeichen sein. Wäre da nicht dieses unsagbare Staffelfinale gewesen…

Ich bleibe größtenteils spoilerfrei und deute Hinweise auf Handlungsdetails entsprechend an.

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Zunächst der Elefant im Raum: Was hat die Serie mit dem Film gemein? Tatsächlich finden sich immer wieder direkte oder indirekte Anspielungen auf das Guy Ritchie-Original. Durchgeknallte Rabbies, Diamanten, Überfallmasken aus Gummi, (leider nicht ganz so stark) nuschelnde Zigeuner, einen Hund und ab Episode Zwei sogar hier und da ein bisschen echtes „Snatch“-Feeling. Leider bleibt es insgesamt bei netten Anspielungen, denn die Serie versucht schon ihr eigenes Ding durchzuziehen.

Das ist an sich ja auch komplett richtig. Leider wirkt es dabei aber oft zu verspielt, entsprechend zum Mitzwanziger-Cast zu jugendlich, zu flippig. Das Film-Original kommt mit einer gewissen Ausstrahlung daher. Die schnellen Schnitte sind dort ein ausgewähltes Handwerk, das immer mal zum Einsatz kommt, wenn es Sinn macht. In der Crackle-Serie dürfte der Cutter auf Koks gewesen sein, so nervig wird es zwischendrin mit all den Stills und Jump Cuts. Manchmal ist weniger mehr. Aber das ist eben „cool“ heutzutage, im Zeitalter der YouTube-Stars. Entsprechend benehmen sich auch die Hauptcharaktere. Allesamt Bubis und Mädchen, die mal bei den Erwachsenen mitspielen wollen – und das Schlimmste daran: Irgendwie funktioniert es sogar. Da beginnt dann auch der erste Teil der Logik abzuschmieren. Im ach so düsteren Gangster-London würde vermutlich jeder Halbstarke, der meint, den Larry raushängen zu lassen, keine drei Sekunden überleben.

Aber das ist ja nur eine Serie. Und so haben wir den auf Übercool getrimmten Albert, der vom Minenspiel leider arg limitiert rüber kommt, einen Womanizer-Boxer, der so oft das Sixpack demonstrativ in die Kamera rückt, wie die Damen des Casts ihre Vorzüge, und einen immerhin unterhaltsamen Adels-Jüngling mit schicken Schlappen. Das ist schon irgendwie eine lustige Truppe, man kann sie aber schlicht nicht ernst nehmen. Zum Vergleich noch einmal die Erinnerung an den Main Cast von „damals“:

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Im Serien-Snatch sind die wirklichen Charakterköpfe die alten Hasen. Die Gegenspieler, die Eltern, die Schuldeneintreiber. All die, die uns zeigen sollen, dass es ein wirklich ernst zu nehmendes und gefährlicher Gangster-Milieu ist, in dem wir uns befinden. Wenn dann aber so etwas wie im Staffelfinale passiert, möchte ich die Macher an die Wand nageln…

(JA, SPOILER!)

Auch wenn nicht ganz wie im Film geschafft wird, alle Stränge und Figuren auf originelle Art und Weise zusammen zu führen, gibt es einen entsprechenden Showdown. Doch statt genialem Plan oder aberwitzigem Shoot-Out gibt es massenhaft Logikfehler und Hollywood-Klischees zu sehen. Theoretisch müssten ALLE Hauptfiguren tot und/oder von der Polizei gefasst worden sein. Aber nein, nur ein vernachlässigbarer Rentner-Sidekick kommt zu Tode, wird aber bereits auf dem Boot Richtung Spanien vergessen. Ist ja jetzt ganz viel Geld da. Das man händisch(!) in ein Polizeiauto(!) verfrachtet hat. Selbst der Hund mit Granatenweste (die Idee war ja noch okay) überlebt. Nein, das war stumpf. Hier wird nicht nur Coolness über Logik gestellt, sie springt von derer Schultern und macht einen Salto, natürlich mit anschließender Drei-Punkt-Landung.

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Ich hatte tatsächlich überlegt, auf 3,5 Kronen zu gehen, was aufgrund des Unterhaltungserlebnisses vermutlich fairer gewesen wäre. Aber gerade dieses Final-Debakel und auch der Blick auf das obige Filmcast-Foto haben mir offenbart, dass einfach eine gewisse Distanz zum großartigen Film gegeben sein muss. Der war halt auch einfach ein Gesamtkunstwerk, an dem alles, aber wirklich alles – von Cast über Story bis hin zum genialen Soundtrack – gepasst hat. Fiese Benchmark, aber die hat man sich halt ausgesucht.

„Snatch“ (die Serie) war unterhaltsam und hatte durchaus seine Momente. Ich mag den britischen Akzent und den Humor, einige Figuren hatten durchaus Potenzial und es gab tatsächlich ungemein gelungene Szenen. Und doch bleibt es ein kindisches Spiel. Es fehlt die Rauheit, das Krisseln im Bild, es fehlt irgendwie das Gewicht. Und Gewicht ist ein Zeichen für Qualität.

Anschauen könnt ihr euch die Serie (auch in deutscher Fassung) ab 23. Mai immer dienstags ab 21:50 Uhr in Doppelfolgen auf AXN. Noch gibt es keine Meldung bzgl. einer möglichen zweiten Staffel (zumal das Ende inhaltlich ja durchaus final sein könnte). Abschließend der Trailer.

Bilder: Crackle

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Dienstag, 11. April 2017, 16:59 Uhr
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