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Eisiges Tauschprogramm

Review: Snowpiercer S01E03 – Access Is Power

2. Juni 2020, 14:14 Uhr
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Kennt ihr noch die Geschichte von dem Mann, der eine Büroklammer gegen ein Haus getauscht hat? Also, natürlich nicht direkt, sondern mit etlichen Zwischenschritten. Doch jedes Mal aufs Neue hat er für sich eine Verbesserung ertauscht. Daran musste ich zu Beginn der neuen Folge „Snowpiercer“ denken, als der Arzt über das durchaus interessante Modell an Bord referiert hat. Alle tauschen Gegenstände, um Erwünschtes zu erhalten, was hier und da triviale Gegenstände sein können, letztlich aber immer der Verbesserung oder dem Erhalt des sozialen Standes dienen soll. Simpel ausgedrückt: Ich tausche meine Bahn-Bonus-Programmpunkte ja auch immer mal für ein Erste-Klasse-Ticket um…

„This train was designed to seperate us. From our posessions. From our loved ones. Now every last shred of us is worth something for someone. Everything’s rare.“ (Arzt)

Leider wird im Laufe der Folge deutlich, wie instrumentell dieser Aspekt des Zuglebens ist. Zwar gab es zuvor bereits mal Andeutungen für gewisse Austausche (Stichwort „Blowjob“), dennoch wirkt es sehr aufgebunden, wie in dieser Episode herumgetauscht wird, und ich wette, dass das aber der nächsten wieder kaum thematisiert werden dürfte. Zunächst gibt es aber vor allem eines: Befragungen. Das hat mich gerade zu Beginn der Episode aber eher gelangweilt.

Neben einem mit vielleicht nicht ganz realistisch dargestelltem Heilungsverlauf im Gesicht gekennzeichneten Layton (aber die Beleuchtung war auch suboptimal…) bekommen wir in diesem Zuge auch Shaun Toub als „Hausmeister Terrence“ zu sehen, den man aus „Homeland“ kennen könnte. Unter anderem ist er Zeuge der „Fight Night“. Die stellt nicht nur ein formidables Beispiel für die berechnende Führung des Zuges durch Melanie dar, sondern erstmals prallen die Klassen konzentriert aufeinander. Wie die dritte sich um einen Platz in der zweiten schlägt, erfreut die ZuschauerInnen der ersten. Nebenbei erhalten wir die Information, dass Tail und 3. Klasse etwa 70 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Ein durchaus realistisches Abbild der Realität und vor allem eine gesunde Voraussetzung für eine Revolution.

„You know, what I was in the old time? Before I was a janitor? A janitor.“ (Terrence)

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Interessant finde ich noch immer das Agieren und die Zeichnung der Figur Melanie. Zum einen war ihr Look in der schwarzen Garderobe mit heruntergelassenen Haaren nochmal eine Stufe sleeker als ihr eigentlicher Uniform-Look. Jennifer Connelly spielt die liebliche Arroganz einfach mit ungeheurer Konsequenz. Smart fand ich zudem auch, dass sie in ihrer Rolle nicht nur so tut, als habe Mr. Wilford ihr eine Nachricht geschickt, sondern gar auch eine Tonbandaufnahme von ihm fingiert, um zu tun, als würde er selbst reden. Fraglich ist natürlich noch, was mit dem echten Mr. Wilford los ist. Lebt er noch und ist er irgendwo verschachert oder ist er bereits gestorben und Melanie versucht lediglich, seinen Geist weiter aufrecht zu erhalten, um den Zug nicht ins Chaos zu stürzen? Fest steht, dass es Mr. Wilford vor Abfahrt noch gab, hat der Sicherheitsmann doch seine Hand geschüttelt.

Und fest steht auch, dass Layton dem Spiel auf die Schliche zu kommen scheint. Nicht nur hat er bei der Tonnachricht offensichtlich irritiert drein geschaut, auch bei der Konversation Melanies mit dem Arzt gab es spekulative Blicke. Mir ist das allgemein zu viel Foreshadowing gewesen, ist es doch wenig subtil, wie da lauter Charaktere offensichtlich und wiederholt andere anschauen. Gleiches galt auch mehrfach für die Tochter des reichen Ehepaars aus der ersten Klasse.

„I got my own fork!“ (Miles)

Miles kann das behaupten, was die wenigsten Kinder in der Realität aktuell von sich sagen können. Nein, damit meine ich nicht die Gabel, sondern die Tatsache, dass er in der Schule ist. Gut für ihn! Gut für Nikki ist, dass sie aus ihrem fälschlicherweise untergeschobenen Schubladen-Schlaf erwacht, auf die Beine kommt sie jedoch erstmal schleppend. Stellt sich heraus, dass ihr Arzt eine Substanz weitergereicht hat, aus der eine billige Droge produziert wird. Also, im Tausch, versteht sich.

Der erstklassige Bodyguard hat seine recht langweilige Kindersitting-Aufgabe gegen ein deutlich düsteres Setting getauscht und verwischt ein paar Spuren. Die letzte Sequenz hatte ob des Lichtflackern schon gehörigen Horror-Charme. Und einen ganz kleinen, mundgerechten Erfolg konnte der Tail auch noch für sich behaupten, als Josie und Layton nicht nur Speichel miteinander ausgetauscht haben…

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Ein bisschen komme ich mir vor, wie ein Zuschauer zweiter Klasse. Denn das richtig große Unterhaltungsprogramm scheint mir bislang verwährt worden zu sein. Und doch bleibt das Setting für mich sowas von interessant und voller Potenzial. Meine Neugier ist ungebrochen und auch interessante Aspekte wie das prominent eingeführte „Tauschprogramm“ bieten ihren Reiz. Aber so richtig durchstarten will es leider noch immer nicht bei mir. Keine Ahnung, woran das wirklich liegt, schauen doch auch die Aufnahmen größtenteils gefällig aus, das Schauspiel passt auch in den meisten Fällen, aber irgendwie fehlt mir noch die Bindung zu einzelnen Figuren und die Tragweite ihrer Handlungen. Das wirkt insgesamt noch zu sehr zusammen gepuzzelt, in vielerlei Hinsicht. Und so gehe ich nochmals eine halbe Krone runter, auch wenn das etwas hart wirkt. Aber insgesamt fühle ich mich an eine SyFy-Serie erinnert, die wie bspw. „Helix“ mit viel Potenzial daher kommt, aber zu viele kleine Fehler und zu wenig große Dinge begeht.

Bilder: TNT / Netflix

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Dienstag, 2. Juni 2020, 14:14 Uhr
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