Die neue Folge „Snowpiercer“ beginnt mit einem netten Rückbezug zu den unkomplizierteren Anfangsphasen der Serie. Es ist interessant zu sehen, wie Wilford seine Durchsagen durchführt, zumal wir bei seiner kleinen Vorführ-Parade endlich weitere Passagier*innen in „Big Alice“ zu sehen bekommen. Vor allem bekommt „Icy Bob“ aber eine ordentliche Eis-Impfung. Er kann bereits eine Dreiviertelstunde bei sehr niedrigen Temperaturen aushalten – es soll aber noch länger und noch tiefer werden. Schnell. Da wird ein Monster für den Außenkampf vorbereitet.
Was mir diese Episode mal wieder besonders aufgefallen ist, ist die deutlich verbesserte Cinematography. Es gibt mittlerweile in Regelmäßigkeit auch mal weite Shots zu sehen, die Abwechslung in die visuelle Struktur der Serie bringen. Dazu hat sich das Spiel mit der Tiefenschärfe deutlich gesteigert. Schön!
„Yes, I have three Volt sets. But if I give you one, I’d only have two…“ (Wilford)
Die Ausgangslage der beiden Zugteile wurde nochmal zementiert. Während die „Big Alice“ mit 27 Lager-Waggons voll nützlicher Gegenstände daher kommt, kann „Snowpiercer“ vor allem mit frischer Nahrung aufwarten. Der Plan lautet, die ausgehungerte Crew der Gegenseite Appetit zu machen. Gelingt vorerst eher schlecht als recht, aber ich bin mir sicher, das wird untergründig gären. Alleine die blonde Passagierin wurde ja sehr präsent als zukünftige Komplizin in Stellung gebracht. Und auch, dass Ben irgendwann trotz Verbotes die „Big Alice“ betreten dürfte, darf zumindest als möglich erachtet werden.
Die eigentliche Haupt-Mission lautet jedoch Bergerklimmung. Neben einer enormen Steigung hat da vor allem eine scharfe Kurve ihr Gefahrenpotenzial. Ob man die Strecke hätte sinnvoller legen können? Keine Ahnung. Für Spannung ist in dem Moment jedoch gesorgt.
„This is the old Rockie Mountain test track.“ – „Aka ‚Neckbreaker’…“ – „I assure you, it’s much more dangerous than it sounds.“ (Ingenieure & Wilford)
Vor allem haben mir mal wieder die Darstellenden der „Ekelrollen“ imponiert. Wie souverän Alison Wright die ordnungsfanatische Bürokratin Ruth spielt, ist einfach immer wieder klasse. Ebenso Sean Bean als selbstverliebter und manipulativer Arsch, der Alex vor ein kleines Dilemma stellt.
„That’s the last tear, I’ll allow.“ – „That’s the last one you get.“ (Wilford & Alex)
Zentral ist diese Woche jedoch vor allem die Restaurierung eines vereisten (pun intended!) Mutter-Tochter-Verhältnisses. Wie Melanie im Schlafwagen stolz verkündigt, Alex‘ Mom zu sein und die Teenagerin nur beschämt „Melanie…!“ sagt – Klassiker. Alex lässt sich jedenfalls merklich fallen. Wie in der letzten Folge geschrieben, geschieht mir das alles etwas schnell, aber man hätte es im Zuge der allgemeinen Story-Entwicklung wohl kaum anders lösen können. Am Ende gibt es dann auch noch die innige Umarmung. Ein „I love you“ kann Alex zwar noch nicht zurück sagen, aber erstmals sagt sie „Mom“ statt „Melanie“, ehe selbige die neuerliche Reise nach Draußen beginnt.
Es konnte in etwa das Niveau der Vorfolge gehalten werden. Weiterhin macht die Sendung zwar wenig verkehrt, aber die ganz großen Momente fehlen noch. Dennoch bergen neben der gefährlichen Außenmission vor allem „Icy Bob“ sowie die jeweils auf den Zügen verteilten (potenziellen) Anhänger*innen der jeweiligen Gegenseiten eine spannende Basis für kommende Entwicklungen. Etwas weniger bin ich von der Side-Story um die entstellte Josie geflasht, die mich noch nicht so recht hat emotional involvieren lassen. Aber insgesamt ist die verwobene Erzählweise (fernab der noch immer ultraschnellen Reisen über die komplette Zuglänge hinweg) erfreulich gelungen.
Bilder: TNT / Netflix
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