Für uns eine Woche, für die Passagiere der „Snowpiercer“-„Big Alice“-Kombo drei Tage nach dem historischen Moment geht es in der neuen Folge sowohl um die große übergeordnete Entwicklung, die die Menschheitsgeschichte prägend definieren kann, als auch um eine ganz persönliche, die das Leben einer einzelnen Person bedingt. Während Melanie der ungewissen Draußen-Kälte frönt, feiert der Rest der Menschheit eine große Party.
Zugegeben, das war etwas reißerisch formuliert. Zum einen weiß man zu dem Zeitpunkt natürlich noch so überhaupt nicht (naja…), ob Melanie überhaupt noch lebt, zum anderen gilt die Feier ja ihr. Okay, und, um ein paar erste Samen der Intrige zu säen.
„Let’s put on a show!“ (Layton)
Im Rahmen des feierlichen Besuches hat das verrückte Ärzte-Duo den Verwundeten mit Kälteverbrennungen das magische Hydrogel mitgebracht. Hilft sofort und noch sind keine Ice-Bob-haften Nebenwirkungen zu erkennen. Bei Josie bin ich mir dagegen weniger sicher, ob das so blieben wird. Die wird nämlich zur Versorgung auf die „Big Alice“ gebracht und könnte ein zweites Kälte-resistentes Monster werden.
Das Briefgeheimnis ist auch nicht mehr das, was es mal war. Der Moment, in dem Ruth in den zuvor von Layton gelesenen und inhaltlich bewusst verschwiegenen Brief blickt, ist ein Element der gelungenen Verwirrungs-Taktik. Ist Ruth nun wirklich auf „unserer“ Seite oder doch auf Wilfords? Im Gespräch mit Zarah verneint sie in gewisser Weise beides und erhält in ihr eine neue Hospitality-Kollegin. Danach verwirrt sie weiter, indem sie ihr Haar offen trägt. Ach, und Miles ist einfach mal einen halben Meter gewachsen…
„I am loyal to the train.“ (Ruth)
Eine weniger unklare Situation entfaltete sich indes weiterhin mit Wilford, dem alten Charmeur… Von Folge zu Folge wird klarer definiert, was für ein selbstbezogenes Arsch er doch ist. Beans Spiel ist weiterhin formidabel, auch wenn hier und da die Reaktion meiner Meinung nach etwas zu öffentlich offensichtlich geschehen. Das hätte subtiler sein können. Mit seinen Ansprachen, wie vor dem Ausflug zur Feierlichkeit entgegen der glücklichen Los-„Gewinner“, wird klar, weshalb ein solches Angst-Klima auf der „Big Alice“ herrscht und was er seinem persönlichen (emotionalen) Erfolg unterzuordnen gewillt ist. Alles und jeden.
Wobei, die eingangs erwähnte persönliche Komponente bezieht sich nicht (ausschließlich) auf Wilford. Joseph, wie ihn gute Freundinnen nennen, unterwirft sich nämlich doch mal ganz gerne, nämlich Miss Audrey. Die hat sich Wilford bereits vor Jahren komplett verschrieben, um so einen Platz auf dessen Zug zu ergattern. Das neuerliche Aufeinandertreffen der beiden wurde beinahe episch inszeniert und war das Highlight der Folge. Alleine die visuelle Darstellung der dynamischen Machtverhältnisse während der Einzel-Session war sehr gelungen. Fraglich ist aber auch hier, wer letztendlich wen dominiert. Diese Beziehung dürfte noch interessante Entwicklungen für uns bereithalten.
„I never lose anything!“ (Wilford)
Ach ja, die Haupthandlung. Im Rahmen der Feierlichkeit sind sich einige Leute näher kommen. Ja, Till hat leidenschaftlich rumgemacht, ich meine aber vor allem Alex und LJ, die einen Wahnsinns-Ausblick genossen haben, noch mehr hat mir aber das Aufeinandertreffen der beiden letzten Australier gefallen.
Dann kam der große Höhepunkt. Lebt Melanie noch, so dass Kontakt zum Wetterballon hergestellt werden kann? Ganz ehrlich, in dem Moment dürfte wohl niemand ernsthaft um die gebangt haben. Die künstliche Spannung-Mache am Ende fand ich etwas daneben, zumal die Ingenieure direkt eine Sekunde nach Erreichen der Marke enttäuscht dreingeschaut haben. Gebt der Frau Zeit zu reagieren! Aber ja, es hat geklappt – darauf ein Bierchen!
Die Folge fühlte sich bislang am rundesten an in dieser Staffel. Das Pacing hat mir deutlich besser gefallen als zuletzt und auch die Verwebung der kleinen und großen Handlungen ist grundsätzlich gelungen. Man merkt so langsam, in welche Richtung die Reise weiter geht. Gespannt bin ich, ob wir in der folgenden Episode gezeigt bekommen, wie Melanie sich in der Außenwelt geschlagen hat, oder ob dann einfach nur irgendwann ihre Rückkehr zu sehen sein wird. Warten wir es ab.
Bilder: TNT / Netflix
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