Körperliche und seelische Heilung machen den Auftakt der aktuellen Folge „Snowpiercer“ aus, das Ende geht da eher in eine andere Richtung. Dabei zeigt „Keep Hope Alive“ vor allem in Puncto Dynamik und Pacing eine ungewohnt starke Leistung.
Es beginnt damit, dass Josie in die Wundersalme getunkt wird, so dass sie wieder laufen und geheime Nachrichten verschicken kann. Zunächst unbemerkt, dann bekommt Icy Bob Wind davon, hilft ihr aber mehrere Male und widmet sich lieber der dieswöchigen Aufgabe des Bücherklubs auf der „Big Alice“. Oder vielleicht dem ein oder anderen Blick nach draußen, denn diese Folge gab es gleiche mehrere sehenswerte Außenaufnahmen zu sehen, was mir sehr gefallen hat.
Der Besatzung weniger gefallen hat die Tatsache, dass Melanie erstmals einen Uplink-Ping verpasst hat. Ein schlechtes Zeichen, aber ein gutes Vehikel, um zu demonstrieren, was Hoffnungs-Management ausmacht. Denn um die Lage ruhig zu halten, wird einfach mal gelogen, was den elften Wetterballon anbelangt.
„People need to realize, I wasn’t born yesterday.“ (Ruth)
Wie LJ sich freut, Pike K.O. geschlagen zu haben, hat mich entzückt. Ich glaube, ihre Person wird noch eine gewichtige(re) Rolle in der Zukunft spielen. Mit diesem kleinen auf die Glocke(n)-Schlag wird die deutlich bessere zweite Hälfte der Folge eingeläutet, bei der nicht nur Till ein anderes Tempo vorlegt. Nach ihrer Boxeinlage erhalten wir eine kleine Ansprache von Pastor Lucas zu hören, die gekonnt mit vielsagenden Szenen im Zug gegengeschnitten worden ist. Die Spannung steigt und Pike lässt seinen Worten Taten folgen und schenkt seinem Opfer Terence eine kleine Chance in Form einer Stichwaffe, damit es sich auch um einen ehrwürdigen Kampf und kein plumpes Attentat handelt. Guter Mann! Die letztliche Mordart ist dann aber doch um einiges origineller ausgefallen und wird eigentlich nur noch durch die Radikalrasur Pikes getoppt. Ein neuer Mensch?
„Today is about Audrey.“ (Wilford)
Aber ja, eigentlich geht es ja heute ausschließlich um Miss Audrey, ich vergaß. Die wagt den Schritt hinüber zur „Big Alice“, auch, um einen sehr gelegen kommenden Fehler der Kommunikationsanlage auszunutzen. Ihr Manipulationsversuch schlägt jedoch fehl, was Wilford mitbekommt. Spätestens jetzt haben wir ein gelungenes Misstrauens-Spielchen, bei dem auch wir Zuschauer mitwirken. Wer der beiden traut dem jeweils anderen wirklich und ergibt sich Audrey Wilford wieder, oder bleibt sie der Sache im Kampf gegen ihn treu? Die finale Szene lässt zumindest ein paar Deutungen zu. Entweder, sie will in Loyalität zu „Snowpiercer“ ihren Auftrag durchführen und weiterhin gegen Wilford vorgehen, vielleicht hat sie auch Angst vor ihm und will ein Zeichen setzen, indem sie nicht zurück geht, oder aber, sie ist ihm wieder verfallen und beginnt, zu brechen. Wobei ich nicht daran glaube. Ebenso kann man Ruths vorläufiges Ablehnen der Einreise-Einladung nicht vollends als Wertung gegen Wilford sehen, da sie schlicht dem Zug gegenüber loyal ist und ja erstmal checken muss, was da los ist. Und das ist so einiges, denn die Breachmen wurden doch anders „eingesetzt“ als gedacht…
Die erste Hälfte verlief noch etwas schleppend, hinten raus wurde es aber deutlich packender und es wurde einiges in Gang gesetzt. Vielleicht waren das 3,5 Kronen für den Auftakt und 4,5 für das Finale der Folge, so dass ich im Schnitt mal auf vier gehe. Insgesamt hat mir wie eingangs geschrieben vor allem der Tempowechsel gefallen. Man hat es geschafft, nachvollziehbare und konsequente Handlungsvorgänge aufzuzeigen, die trotzdem eine gewisse Dynamik mitgebracht haben.
Fraglich ist natürlich noch immer der Status von Melanie. Eigentlich mag ich, dass wir im Grunde genommen die gleichen Informationen (oder eben keine) haben, wie die Besatzung des Zuges. Ich bin mir aber sicher, dass wir spätestens nach ihrer Rückkehr, nochmal einen erzählerischen Exkurs zu sehen bekommen werden, vor allem, was da mit Wetterballon Elf los war. Bis dahin gönne ich mir ein paar Blaubeeren…
Bilder: TNT / Netflix
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