The Snow must go on! „Snowpiercer“ ist zurück, ziemlich exakt ein Jahr nach dem Auftakt von Staffel 2 (eine solche Pünktlichkeit ist man von der Bahn ja gar nicht gewohnt…). Die dritte Staffel (Trailer) wartet grundsätzlich mit dem Setting auf, das wir zuletzt gesehen hatten, aber wir machen einen kleinen Zeitsprung.
Sechs Monate später lebt Sean Bean noch immer und die Menschheit befindet sich noch immer auf zwei Zügen. Die stoische Schildkröte mit 1.023 Waggons Länge und der wendige Hase, wenn man dem Folgentitel nachgeht. Auf der lang(sam)en Schildkröte stehen Tipeditop Ruth und Pike an der Spitze des versteckten Widerstandes. Kleine Informationsfetzen wie Lebenszeichen der Snowpiercer werden argwöhnisch gesammelt und auch mal gegen Badegutscheine getauscht.
„Sarah! How are you feeling?“ – „Enormous.“ (Wilford & Sarah)
Sarah ist mittlerweile eine Kugel auf zwei Beinen geworden und scheint für ihr Kind eine ganz besondere Impfstrategie zu verfolgen. Ich tippe mal auf eines dieser Enteisungsmittel, die den kleinen Menschen Kälteresistent lassen werden sollen.
Durch die Energie des fehlenden Hauptmotors werden langsam etliche Dinge knapp. Unter anderem fehlt Energie zum Heizen, so dass man die erste klasse abgeschottet und hat einfrieren lassen. Dort flüchtet Ruth hin, nachdem das mittlerweile an der Bar arbeitende Chaos-Pärchen zur Entdeckung ihres vorherigen Versteckes beigetragen hat. Zwischenzeitlich wurde bereits angedeutet, ob man nicht die erste Klasse abkoppeln wolle, mal schauen, wie viel Foreshadowing in dieser Aussage lag. Wäre auch eine interessante Art und Weise, Ruth zum anderen Zug zu bringen.
Ach ja – Ingenieur Javi sitzt übrigens mit Narben in Gesicht und Seele bei Wilford auf dem Steuerstuhl. Ich hatte mir ja bereits gedacht, dass der nicht unbedingt tot sein muss.
„Minus an arm or two, we keep everyone as alive as possible.“ (Wilford)
Die wichtigere Haupthandlung hat jedoch auf der Snowpiercer stattgefunden. Wobei – eher bei der Snowpiercer. Der Zug hat nämlich gehalten, damit Ben ein paar Eisproben entnehmen kann. Während er das tut freue ich mich darüber, dass jemand „Professor Layton“ sagt, und wundere mich (A) über den Erwachsenenstatus von Alex und (B) darüber, wieso Ben so weit weg von den Schienen raus muss?
Die Antwort zu dieser Frage fällt uns dann recht schnell ins Haus… Also, Ben in eines. Auch wenn ich die Inszenierung drumherum etwas komisch fand, immerhin hatte er ein paar losere Schritte, fällt dann rein und später gibt es drumherum gar keine Probleme mehr, bringt das mehr Bewegung in die Geschichte, als man zunächst meinen mag.
Layton und Josie gehen raus, um Ben zu retten. Das funktioniert soweit auch ganz gut und man meint, das wäre alles nur dazu da, um Laytons Selbstlosigkeit zu demonstrieren und ein paar halb-philosophische Geschichten zu hören.
„You encouraged me to be a leader…“ (Layton)
Aber nein, Layton sieht ein rotes Leuchten und recht frische Fuß- und Blutspuren in dem Gebäudetrakt. Die Atmosphäre verdichtet sich anschließend ziemlich gut und man hat das Gefühl, in einem Survival-Horror-Videospiel zu stecken. Diese Momente haben mir sehr gefallen. Der Kampf selbst war etwas undurchsichtig und dass Layton da so einen Anschluss für seinen Anzug findet könnte man zumindest mal als zufällig erachten, aber das war eine willkommene Abwechslung zu den Kämpfen in engen Zugabteil-Korridoren.
Vermutlich wegweisend dürfte auch noch die kleine Nahtod-Erfahrung gewesen sein. Layton sieht eine Art Lebensbaum, der draußen in einer Schnee-freien Natur steht. Dass dieser Baum noch wichtig werden würde, zeigt alleine die Tatsache, dass er im (meiner Meinung nach nicht wirklich stimmig) abgeänderten Vorspann auftaucht. Vermutlich dürfte es sich daher weniger um eine Erinnerung, sondern vielmehr um eine zukunftsgerichtete Vision handeln.
Layton bringt nach einem kurzen Power Napping die andere Person mit zum Zug, wo Audrey sich gerade impulsiv darüber beschwert hat, dass das Thai Vegetable aus ist. Der Mini-Aufstand war insgesamt etwas komisch, finde ich. Erst macht sie eine auf knallhart, dann ergibt sie sich ohne wirkliche Gegenwehr. Vermutlich war ihr einziges Ziel, diesen kleinen Funken Zweifel in Alex‘ Kopf zu pflanzen.
Am Ende bekommen wir dann noch einen netten Kameraflug vom einen zum anderen Zug zu sehen, der nochmal daran erinnert, dass „Snowpiercer“ einen erfreulichen Qualitätsanstieg in Sachen Cinematography gemacht hat.
Allgemein muss man der Serie zugutehalten, mittlerweile auf einem anderen Niveau als noch zum wackeligen Serienstart bewertet zu werden. Damals wäre das hier noch eine besonders gute Folge gewesen, so bliebt es hohes Mittelmaß. Ich habe zugegeben etwas gebraucht, um wieder rein zu kommen, das alte „Snowpiercer“-Gefühl hat sich dann aber doch nach einer kurzen Orientierungsphase einstellen können. Der Zeitsprung hat ein paar Entwicklungsschritte ermöglicht, so dass wir direkt auf eine Grundlage mit viel Dynamik-Potenzial gestoßen sind.
Natürlich gibt es aber auch einige nicht ganz so optimale Elemente. Die Tatsache, dass man da gerade in das eine Häuschen mit jemand Lebendem reinfällt, ist vermutlich noch der größte Zufall. Wobei, wer weiß, vielleicht leben da ja noch Millionen an Menschen nebst kleinen Generatorräumen…
Insgesamt war das ein okayer Auftakt, der für mein Empfinden jetzt recht wenig Spektakel entfachen konnte. Dass Javi noch lebt sollte wohl der große Twist sein, hat mir aber ähnlich viel Emotion ins Gesicht gezaubert, wie es bei ihm selbst der Fall war. Dennoch bin ich gespannt, wie sich die angedeuteten Handlungsstränge in den nächsten Wochen entwickeln werden.
Bilder: TNT / Netflix
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