Am vergangenen Freitag schlug die neue Staffel „Space Force“ bei Netflix auf (Trailer). Die reduzierte Episodenanzahl von gerade mal sieben Folgen macht die zweite Season zu einem idealen Binge-Material, aber lohnen sich die investierten rund drei Stunden wirklich? So viel sei vorab zum Start dieses Spoiler-armen Staffelreviews gesagt: Eigentlich macht „Space Force“ genau da weiter, wo es aufgehört hatte und es gibt wenig wirkliche Veränderung zu sehen.
Eigentlich kann ich mein Resümee aus dem Review zur ersten Staffel wiederholen. Der Cast ist super und allgemein birgt „Space Force“ massenhaft Potenzial, das leider nur ansatzweise umgewandelt werden kann. Alleine Ben Schwartz als F. Tony Scarapiducci sowie vor allem John Malkovich als Dr. Adrian Mallory sind das Anschauen der Staffel bereits wert.
Und doch bleibt das Gefühl eines zusammengewürfelten Haufens, der mit angezogener Handbremse ein paar nette Anekdoten erzählt. Erhält die Story Brisanz und Dramatik, wirkt es künstlich und meist inkonsequent umgesetzt. Der Humor bleibt zudem wankelmütig zwischen angenehmer Subtilität und eher plumpen Einlagen, wirklich witzig wird es nur sehr selten. Meine vor Start der Serie angedachte „The Office“-Parallele bleibt also weiterhin fern.
Hinzu kommt ein nicht geringer Anteil an Vorhersehbarkeit, wenn es dann wirklich mal etwas origineller zugehen möchte (Stichwort: Streiche). Wenn dann auch noch inhaltliche Fehler dazu kommen, wird es halt schwer… In einer Folge wird mehrfach betont, dass man kein Weihnachten feiern könne, weil doch März sei, dann wird aber in einem Gespräch davon gesprochen, ein Team würde „zum Super Bowl“ gelangen, der bekanntlich jährlich im Februar stattfindet.
Es ist aber nicht alles schlecht. Nur weil „Space Force“ nicht haudrauf-witzig ist, ist die Serie gleich langweilig. Als nicht wirklich ernst zu nehmendes Format muss da auch keine authentische Nägelkau-Spannung aufkommen. Das ist halt Dramedy. Zwar leider nicht mit dem Besten aus beiden Lagern, aber eben verständlich, dass man da etwas Eigenes schaffen möchte.
Innerhalb der meiner Meinung nach im Vergleich zu Staffel Eins etwas geschliffeneren Handlung (General Mark R. Naird ist deutlich weniger generalig zugange, Geschehnisee außerhalb der Basis finden mittlerweile kaum noch nennenswert statt und es geht deutlich mehr um Zwischenmenschliches als irgendwelche konkreten Missionen und Experimente) gibt es durchaus einige gelungene Elemente. Bürokratie-Kritik kommt immer mal wieder auf. Auch allgemeine Gesellschaftskritik, zum Beispiel im Umgang mit Sponsoring oder Social Media, sind Bestandteil. Vor allem hat mir aber die gelungene Diplomatie-Episode (S02E03, „The Chinese Delegation“) gefallen, die gekonnt mit Vorurteilen und dem komplizierten Umgang im Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen spielt. Meiner Meinung nach die beste Folge der Staffel.
Allgemein ist zudem hervorzuheben, wie man auch mit kleineren Nebenfiguren umgegangen ist. So ziemlich alle Charaktere haben zumindest mal eine tiefergehende Zeichnung ihrer selbst erhalten, einige auch signifikante Veränderungen erleben dürfen. Und obwohl wir uns hier in einem für viele von uns eher distanzierten Militärprogramm-Setting befinden, dürften etliche Zuschauer:innen ihre emotionalen Anknüpfungspunkte zu Figuren erhalten haben können.
Insgesamt hat man nicht viel an der aus Staffel Eins bekannten Formel geändert, entsprechend dürften die Reaktionen auch ähnlich ausfallen. Ich gehe ganz minimal höher in der Wertung, was an niedrigeren Erwartungen im Vorfeld oder der allgemeinen Gewöhnung an Setting und Figuren liegen könnte. Insgesamt fühlte sich das konzentrierter an, was aber natürlich auch an der geringen Anzahl von lediglich sieben Episoden liegen dürfte. Das hat dann leider auch zum Problem geführt, dass man nur wenige übergeordnete Stränge wirklich glaubhaft erzählt bekommen hat. Einige Dinge sind am Ende mal wieder im Abarbeitungs-Tempo vonstatten gegangen, da hätte eine Länge von zehn Folgen vermutlich besser funktioniert. Aber alleine, dass ich nach diesen sieben Folgen kein Problem damit gehabt hätte, noch drei weitere zu schauen, demonstriert ja ganz gut, dass es dann doch kein Zeitvertreib ist, sich „Space Force“ anzuschauen. Weggetreten!
Bilder: Netflix / Diyah Pera
Warum der Plural von Zuschauer und Zuschauerin Zuschauer ist.
In der deutschen Sprache gibt es ein natürliches Geschlecht (Sexus) und ein grammatisches Geschlecht (Genus). Beides wird von feministischen Linguistinnen gerne verwechselt, um nicht zu sagen: wild durcheinandergeworfen. Dabei können auch sprachwissenschaftliche Laien, wenn ihr Blick nicht ideologisch getrübt ist, den Unterschied leicht erkennen.
Erstens nämlich gibt es drei Genusformen (maskulin, feminin, neutrum), aber nur zwei biologische Geschlechter (männlich und weiblich). Zweitens wird das Genus auch für Objekte ohne jede erkennbare Parallele zum natürlichen Geschlecht verwendet: der Herd, die Straße oder das Buch. Auch dass der Busen maskulin, die Eichel feminin und das Glied neutrum sind, beruht ganz offensichtlich nicht auf irgendwelchen biologischen Hintergründen.
Ähnlich verhält es sich z. B. mit der Leser oder der Kunde. Während der Genus übergeschlechtlich verwendet wird (der Gast, der Mensch, die Person, die Waise, das Kind, das Individuum), stellt der Sexus eine weitere Aufsplitterung in männlich und weiblich dar.
Wir haben es hier mit etwas zu tun, was man in der Sprachwissenschaft „Synonymie“ nennt. Synonyme sind gleichlautende Wörter, die aber unterschiedliche Dinge meinen. Ein „Flügel“ kann beispielsweise der Teil eines Vogels sein, der Teil einer Fußballmannschaft oder ein Klavier. Manchmal sind diese Synonyme nicht so leicht auseinanderzuhalten, und da kommt es dann zu Missverständnissen wie in der feministischen Sprachwissenschaft. „Kunden“ kann nämlich ebenfalls zweierlei bedeuten: „Menschen, die einkaufen“ ebenso wie „Männer, die einkaufen“. Indem Sprachkritiker*innen behaupten, mit „Kunden“ seien nur Männer gemeint, erzeugen sie den Eindruck, Frauen würden sprachlich unterdrückt. Sie richten sich nicht danach, was Menschen meinen, wenn sie etwas sagen, sondern danach, was sie ihnen unterstellen, was sie meinen: „Sie reden ja nur von den Männern! Uns Frauen lassen Sie mal wieder unter den Tisch fallen!“
Aber das ist ebenso Nerv tötend wie falsch.
Auch sorgt der Artikel im Singular mit dem grammatischen Geschlecht für den Unterschied zwischen der (frohen) Kunde und dem Kunden sowie der Leiter und dem Leiter…
Aus eben den soeben erklärten Gründen sind 99 Lehrerinnen und ein Lehrer zusammen hundert Lehrer: Es wird nämlich der grammatikalische Oberbegriff verwendet, sobald eine auch nur irgendwie gemischte Gruppe besteht. Ohne einen solchen Oberbegriff, der für beide Geschlechter gilt, würden sich bestimmte Sachverhalte auch überhaupt nicht formulieren lassen (etwa „Jeder dritte Unternehmer in Österreich ist eine Frau.“ oder „Wir kennen nicht mal das Geschlecht des Verdächtigen.“) Ein „Tag“ mit seinen 24 Stunden besteht aus Tag und Nacht, genauso wie „der Kunde“ männlich oder weiblich sein kann – unabhängig von seinem grammatischen Geschlecht. Ähnlich verhält es sich mit „die Katze“: Die weibliche Form steht als Oberbegriff sowohl für das weibliche Tier als auch für das männliche, das wir, wenn wir es genauer spezifizieren möchten, als „der Kater“ bezeichnen (so wie „der Kunde“, wenn weiblich, zu „die Kundin“ wird). Zu behaupten mit „der Kunde“ seien nur Männer gemeint, allein weil „der“ davorsteht, ist grammatisch ungefähr so durchdacht wie es die Argumentation ist, mit „die Kunden“ seien offenbar nur Frauen gemeint, weil „die“ davorsteht. In Wahrheit drückt natürlich keiner der beiden Artikel den Sexus aus: „die“ bezieht sich auf die Pluralform, „der“ auf den Genus. Erst durch die konsequente Doppelbenennung in der feministischen Sprache „die Kunden und Kundinnen“ wird der Sexismus in die Sprache eingeführt, wo er vorher durch den geschlechtsunabhängigen Oberbegriff nicht vorhanden war.
Im Übrigen bin ich öfter mal „die Vertretung“ für einen Kollegen. Ist kein Problem für mich.
Aber ich kenne auch den Unterschied zwischen Genus und Sexus. Und ehrlich gesagt, möchte ich nicht so gerne ein Vertreter, ein Klinkenputzer sein… Aber ein Mann, der allen Frauen mit Respekt auf Augenhöhe gerne begegnet und hofft, dass alsbald keine Lohn-/Gehaltsdifferenz zwischen den Geschlechtern mehr besteht. Denn nur damit unterstützen wir die Emanzipation – nicht aber mit umständlichem Gender-Sprich-und-Schreib-Stil.
Kurzform: mimimi. 🤡
Nee, lieber Maik. Das hat nichts mit mimimi zu tun. Dein Review ist wirklich klasse, man hat richtig Freude beim Lesen, denn die Serie hat sehr viel Potenzial und nutzt davon viel zu wenig. Man muss aber auch als Autor nicht jeden neumodischen Quark mitmachen. Es heißt Zuschauer. Und damit ist der Prügel auch jut bezaaaahlt. :P
Schau an, noch mehr „mimimi“ – lass doch Wandel zu und die Leute schreiben, wie sie wollen, statt krampfhaft zu versuchen, eine Pseudo-Begründung dafür zu suchen Intoleranz als richtig darzustellen. Dich zwingt niemand, so zu schreiben, aber wir haben als Team einheitlich beschlossen, diese inkludierende Weise zu benutzen, die sogar von Duden und Co. ausgegeben wird. Gewöhn dich dran und lass das Oberlehrer-Dasein weg, steht dir nicht.
„Nee“ ist irgendwo zwischen Standardsprache und Dialekt angesiedelt.
„Potenzial“ und „muss“ ist ebenfalls „neumodischer Quark“.
„Review“ ist kein deutsches Wort.
„Jut“ stammt aus einem Dialekt…
Was war jetzt noch mal dein Punkt? ;)
Autor:innen gesucht!
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