Serien Reviews Trailer Programm Über uns
Auf Facebook teilen Auf Twitter teilen Teilen abbrechen... Auf Pinterest teilen In Pocket speichern Per Mail versenden
Beitrag teilenBeitrag teilen
WERBUNG

Zurück im Spiel

Review: „Squid Game“ – Staffel 2

30. Dezember 2024, 09:39 Uhr
Squid-Game-Staffel-2-Review-01

Über drei Jahre nach dem überraschenden Welterfolg der ersten Staffel von „Squid Game“ haben wir zu Weihnachten endlich die Fortsetzung der koreanischen Dramaserie geschenkt bekommen. Ich habe die sieben neuen Folgen angeschaut und möchte euch in diesem Spoiler-armen Review (konkrete Bezüge zu wichtigen Inhalten werden entsprechend markiert bzw. versteckt) beschreiben, weshalb diese gefühlte Halb-Staffel nicht an das Debüt heran kommt, aber dennoch durchaus sehenswert ist.

„Nummer 456: Willkommen zurück im Spiel.“

Die Basis der Geschichte sollte soweit bekannt sein, da sie ja auch am Ende der ersten Staffel bereits angerissen worden ist: Spieler 456 konnte nach seinem Gewinn der Spiele und einem Vermögen von 45,6 Milliarden Won (etwa 33 Millionen Euro) nicht von den Machenschaften der Insel loslassen und entschied sich gegen eine Reise zu seiner in den USA lebenden Tochter und dazu, das Spielsystem zu sprengen. Also nutzt er sein Vermögen, um seine früheren Kredithaie zu engagieren, Zugriff zu den Leuten hinter den Spielen zu erhalten.

Die ersten Folgen der neuen Staffeln handeln einzig von Geschehnissen, die sich abseits der Spiele in der realen Welt zutragen. Hier hätte ich erwartet, dass man früher Szenen aus Spielen zeigt, um das eigentlich zentrale Stilmittel der Serie direkt wieder ins Gedächtnis zu rufen (es hätte sich ja um eine andere Spielrunde handeln können). So zieht sich alles ein bisschen in die Länge. Das Vorhaben ist dennoch interessant anzuschauen, hätte aber verschachtelter und vor allem kürzer erzählt werden können. Einzig wirkliches Highlight der ersten zwei Folgen sind Szenen mit dem Recruiter der Spiele.

Squid-Game-Staffel-2-Review-02

Was mich dagegen eher (nicht nur zum Auftakt) genervt hat, ist die extreme Verbissenheit, die Hauptfigur Gi-hun an den Tag legt. Tatsächlich wird sein enormer Charakterwandel auch von einem Kindheitsfreund sowie dem Spielleiter angemerkt, wobei Letzterer ihm eine verbesserte Rhetorik bescheinigt. Die lockere Unbekümmertheit des Staffel-Eins-Gi-hun ist gewichen, was durch die traumatischen Ereignisse absolut erklärbar ist, aber eben auch Leichtigkeit nimmt und die Figur deutlich unnahbarer erscheinen lässt. Hinzu gesellen sich auch leider kleinere Ungereimtheiten, wie die Tatsache, dass sein Vermögen mir größer gemacht zu sein scheint, als es wirklich sein kann.

Irgendwann geht es dann aber natürlich doch wieder zu den Spielen. Leider schafft die Staffel es nicht sonderlich gut, zwischen Spiel- und Außenwelt-Plot hin und her zu wechseln. Es wirkt, als hätte man zwei Episoden komplett fernab und fünf Episoden beinahe komplett in den Spielen. Ein zwischendrin eingezogener B-Plot wirkt leider nicht sonderlich werthaltig, zumal das Timing immer wieder hinkt.

WERBUNG

Das neuerliche Aufwachen im Schlafraum hatte aber was. Allgemein kommt der nostalgische Spirit der Spiele direkt wieder auf, wenn man die Leute in den grünen Trainingsanzügen sieht und die klassische Musik hört. Die enorm fordernde neue Generation an Spieler:innen ist erfreulicherweise keine komplette Kopie der Charaktere aus Staffel Eins, auch wenn es natürlich einige Rollenfiguren zu sehen gibt. Aber eben auch einige interessante Charaktere wie Verwandte oder eine Transperson. Vermutlich liegt es an der geringeren Episodenzahl, aber man bekommt es in dieser Staffel bei Weitem nicht so gut hin, eine emotionale Bindung zu Spielenden aufzubauen. Dazu fehlt teilweise die Zeit, teilweise sorgt aber auch die Handlung dazu, dass sich Figuren plötzlich anders verhalten und nicht genug Substanz zeigen können.

Squid-Game-Staffel-2-Review-03

Interessant anzuschauen ist aber schon, wie Spieler 456 versucht, die anderen vom Sterben abzuhalten, und wie er von ihnen wahrgenommen wird. Glücklicherweise hat man auch Neuerungen im Spielablauf sowie neue Spiele eingeführt, so dass es – nicht etwa wie „Squid Game: The Challenge“ – keine komplette Kopie der ersten Staffel ist. Auch ist das Escher‘sche Treppenhaus deutlich größer geworden. Vor allem führt ein neues Abstimm-Prinzip zu einer Gruppenbildung unter den Teilnehmenden, was eine neue Brisanz mit sich bringt. Das hat mir gefallen, auch wenn einige Entwicklungen dann doch recht klischeehaft vonstatten gehen, aber das liegt vermutlich in der Natur des Menschen.

Ohne auf Details einzugehen, möchte ich das Karussellspiel positiv hervorheben. Hier gibt es zwei richtig starke Momente zu sehen, die die Staffel nochmal nach Oben ziehen und demonstrieren, zu was „Squid Game“ imstande ist. Auch enorm interessant empfand ich, dass wir Einblicke in die Arbeit auf Seiten der Soldat:innen erhalten, auch wenn diese natürlich ein wenig eine Kopie zum in der ersten Staffel untergetauchten Polizisten darstellen. Eine meiner Meinung nach komplett verpasste Möglichkeit liegt im Zeigen der VIP-Leute. Wir wissen bereits von ihrer Existenz und dennoch werden sie kein einziges Mal gezeigt. Das hätte aber Raum für bissige Kommentare zum Spielgeschehen und somit eine gewisse Auflockerung samt gesellschaftlicher Kritik (und letztlich Motivations-Legitimation für Spieler 456) geliefert. Außerdem hätte man so smart einige Twists in die Staffel einbinden können. Es gibt nämlich auch etliche Unzulänglichkeiten zu beobachten, die wie Schwächen des Drehbuches erscheinen, aber ja auch einfach ein abgekatertes (und entsprechend kontrolliertes) Spiel sein könnten, das bewusst so erlaubt wurde, um dem Publikum des Spektakels etwas Neues und Aufregendes zu liefern. Vielleicht folgt diese Offenbarung aber ja noch.

Einige dieser Sachen, die ich meine sind (ACHTUNG: SPOILER!!!): Wieso hat der Rapper seinen Kreuzanhänger im Spiel behalten dürfen? Ist das etwa – wie vielleicht auch bei der Haarnadel der alten Dame – bewusst gemacht worden, um mehr Show zu bieten? Auch dass es beim späteren Aufstand keine alles im Keim erstickenden Kontrollmuster gibt, wirkt zumindest mal anzweifelbar. Die Spieler:innen können mit viel zu wenigen viel zu viel anrichten. Und wo wir gerade unter uns sind: 456 müsste wissen, wie wichtig Essen und Schlaf sind, benimmt sich aber bereits in den ersten Tagen des Spieles seltsam anders. Schade, dass man keinen One-Shot-Durchlauf beim Sechs-Beine-Spiel gemacht hat. Schön aber dafür, dass man bereits von Beginn an weiß, dass jemand vom Spiel in Doppelfunktion im Teilnehmendenfeld ist.

Squid-Game-Staffel-2-Review-04

Letztlich gibt es eine intensive Finalfolge zu sehen, die an sich in Ordnung ist, aber auch enorme Probleme offenbart. Die Geschehnisse hätten meiner Meinung nach bereits smarter in die Folge(n) zuvor eingeflochten werden können. Gleichsam gibt es ziemlich plumpe Situationen zu sehen, die sich unnatürlich in die Länge ziehen. Dennoch ist es spannend, bis… es einfach vorbei ist?! Bei der Länge von lediglich sieben Episoden (Staffel 1 hatte immerhin derer neun) war bereits klar, dass da irgendwas faul ist. Vor allem nach den ersten zwei Episoden, die komplett ohne die Spiele ausgekommen sind. Letztlich handelt es sich bei Staffel 2 eher um eine erste Hälfte einer Fortsetzung. Der Cut ist wie ein Midseason-Finale. Nur dass es nicht in wenigen Wochen, sondern eher in einigen Monaten weitergehen wird. So könnte man schon fast empfehlen, die neuen Folgen erstmal auf Halde zu lagern und zu warten, bis Staffel 3 auch erschienen ist.

Kleiner Hinweis: Es gibt noch eine kurzer Post-Credit-Szene nach der finalen Folge.

Leider kann die zweite Staffel von „Squid Game“ nicht an die erste herankommen. Das liegt zum einen in der Natürlichkeit der Dinge, dass die Frische fehlt, da uns einige Figuren sowie vor allem die Grundhandlung bereits bekannt sind. Vor allem aber weiß die Fortsetzung nicht, ihre Stärken auszuspielen. Die Figuren sind weniger zugänglich, es gibt weniger Twists und allgemein fühlt sich die Handlung nicht mehr so überraschend und durchkalkuliert an. Es passiert zu wenig in zu langer Zeit und letztlich wird man dann mit einem Midseason-Finale abgespeist, muss aber mitten in der Handlung erst auf die nächste Staffel warten. Das fühlt sich leider so an, als hätte man die Staffel aufbläht und aufgeteilt, um daraus zwei zu machen. Damit wird Netflix natürlich letztlich mehr Aufmerksamkeit und Geld generieren, aber der Qualität der Produktion (sowie vor allem des Seherlebnisses) dürfte das akut geschadet haben.

So bleibt es bei einer Staffel, die man zwar super anschauen kann und die einige tolle Momente liefert, sowie den Grund-Charme der Spiele durchaus wieder auferleben lassen kann, aber darüber hinaus nicht in die Qualität der großartigen ersten Staffel heranreichen kann, da sie etliche Fehler macht und Möglichkeiten liegen lässt.

3. Staffel von „Squid Game“?

Eine Fortsetzung wurde natürlich bereits von Netflix geordert. Die dritte Staffel von „Squid Game“ soll im kommenden Jahr erscheinen.

Bilder: Netflix / No Ju-han

Deine Wertung?
Beitrag von:
Montag, 30. Dezember 2024, 09:39 Uhr
ReviewSquid Game
Beitrag teilenBeitrag teilen

Kommentiere

Verfasse einen neuen Kommentar


Abo ohne Kommentar

Hinweis: Bei Kommentar-Abgabe werden angegebene Daten sowie IP-Adresse gespeichert und ein Cookie gesetzt (öffentlich einsehbar sind - so angegeben - nur Name, Website und Kommentar). Alle Datenschutz-Informationen dieser Website gibt es hier zu sehen.