Platz 24: Voyager S01E01/E02 – Caretaker
Und weiter geht es auf dem Weg zur besten Star Trek Folge aller Zeiten. Nachdem Star Trek Enterprise den Auftakt mit „In A Mirror, Darkly“ gemacht hat, geht es mit Voyager weiter. Platz 24 nimmt die Pilotdoppelfolge „Caretaker“ ein.
Rebellion gegen Cardassianer und Föderation
Wir schreiben das Jahr 1995. Nach der Enttäuschung des Deep Space Nine Piloten 1993 ist man sehr skeptisch, ob diese neue Serie aus dem Trek Universum auch nur halbwegs einen guten Start hinlegen kann.
Die Anfangsszene wird mit dem Kampf eines Maquis Schiffs gegen die Cardassianer eingeleitet. Obwohl die Maquis, welche gegen den Vertrag zwischen Cardassianern und Föderation rebellieren und seither ihre ehemaligen Planeten verteidigen, technisch weit unterlegen sind, schaffen sie es zu fliehen. Jedoch wird das Schiff von einem Energiefeld getroffen und, wie sich später herausstellt, an einen fernen Ort in der Galaxy geschleudert.
Danach wechselt die Perspektiv: Captain Kathryn Janeway macht ihr Schiff einsatzbereit. Es liegt angedockt an Deep Space Nine. Wir sehen einen kurzen Cross Over. Harry Kim wird von Quark, dem Ferengi Bartender der Station, fast aufs Kreuz gelegt und dann geht es los. Der Auftrag der Voyager ist, das Marquis Schiff aus der ersten Szene zu stellen und die Insassen zu inhaftieren. Doch auch die Voyager wird von einem Energiefeld erfasst und mehrere Lichtjahre vom aktuellen Ort entfernt.
Hauptcharaktere sterben
Das spannende: Der Energiestoß tötet den zuvor eingeführten ersten Offizier und Doktor des Schiffs, dazu diverse Crewmitglieder und ein schwer beschädigtes Schiff. Für Star Trek ein sehr extremer Auftakt. Hektisch sieht man die Überlebenden herumrennen. Der Doktor wird durch das MHN (medizinisch holografisches Notfallprogramm) ersetzt. Captain Janeway versucht stark angeschlagen, die Lage zu sondieren. Star Trek TNG, DS9 und selbst Classic hat sich viel mehr Zeit genommen, die Geschichte zu erzählen und langsam die Charaktere einzuführen. Hier wird der Zuschauer gleich in einer Extremsituation mit den Akteuren unfreiwillig verheiratet.
Schnell wird klar: Die heile Welt der Föderation ist erstmal passé. Weit entfernt von der Heimat durch eine fremde Raumstation hierher befördert, heißt es erstmal Wunden lecken.
Übermächtiges Wesen & neue Feinde
Die Raumstation wird von einem mächtigen Wesen bewohnt, welches Schiffe aus der ganzen Galaxy entführt. Sein Ziel ist es, kompatible Spezies zu finden, um sich zu reproduzieren, so dass seine Arbeit weitergeführt werden kann. Er will ein Volk beschützen, welches durch seine Schuld unter der Erde eines Planeten leben muss. Der „Caretaker“, oder auch Fürsorger in der deutschen Übersetzung genannt, ist weder gut noch böse. Dagegen trifft die Voyager schnell auf neue Gegner, die Kazon, welche sich den Okampa, die vom Fürsorger beschützte Rasse, unterjochen wollen. Technisch sind diese unterlegen, jedoch haben sie Nachschub und kennen die Umgebung. Die Voyager muss also in den Kampfeinsatz, um die eigene Crew, aber auch die Okampa zu schützen.
Neue Crew und moralische Fragen
Ebenfalls eine interessante Variante ist, dass Janeway die abtrünnigen Maquis, welche ebenfalls in diese ferne Region transportiert wurden, in die Crew eingliedert. Es gibt also nicht nur den Konflikt mit den Kazon und der Reise nach Hause, sondern auch einen internen Konflikt mit sehr unterschiedlichen Einstellungen innerhalb der Crew. Diese treten bei der Frage auf, wie die Voyager nach Hause kommen soll, denn der Fürsorger stirbt und man könnte die Station für die Rückreise einsetzen. Das wiederum würde aber das Todesurteil für die Okampa bedeuten – für einen echten Sternenflotten Captain gibt es also nur eine Entscheidung: Man tut das Richtige und rettet das fremde Volk, auch wenn man selbst Jahre nach Hause braucht.
Der beste Auftakt einer Star Trek Serie
Warum ist meiner Meinung nach „Caretaker“ eine der besten Star Trek Episoden? Ganz einfach, Star Trek TNG und DS9 haben beide einen sehr mäßigen Start hingelegt und konnten diesen Eindruck erst nach der ersten Staffel verwischen. Voyager schafft es mit dem Auftakt schnell, eine emotionale Bindung zu den Charakteren aufzubauen und eine packende übergeordnete Geschichte einzuleiten. Obwohl auch Voyager Einzelfolgen hat, so steht ab der ersten Folge klar, dass das Ziel der Weg nach Hause ist – eine sehr willkommene Neuerung. Man ist sofort dabei und will wissen, wie es weitergeht.
Das gelingt natürlich nur durch die Besetzung. Kate Mulgrew, das Gesicht von Captain Janeway, kann den toughen Captain, aber auch die einfühlsame Frau spielen. Auch der Rest der Crew ist hochwertig besetzt und bietet viel Variation. Der Schiffsclown Neelix, der zickige Doktor oder der junge und unerfahrene Harry Kim. Das alles macht auch kleinere Schwächen der Episode wett. Beispielsweise die Logiklücke, dass man die Raumstation des Caretakers nicht mit Zeitzündern versehen hätte können und so trotzdem sich nach Hause senden lassen, ohne dass die Station in die Hände der Kazon fällt.
Alles in allem bleibt dies der beste Auftakt einer Star Trek Serie und dazu noch eine der besten Folgen überhaupt.
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