Folge 9 der zweiten Staffel. Im Gegensatz zur ersten Staffel bekommen wir dieses Mal mehr Episoden, um genau zu sein 14 statt 11. Trotzdem wird in der 9. Folge, „Project Deadalus“, schon viel vom übergreifenden Geheimnis gelüftet – oder macht es nur den Anschein?
In Star Trek gibt es Elemente, die immer wiederkehren. Böse Zungen mögen dies als Schwäche und Einfallslosigkeit werten, Fans aber sehen das deutlich gelassener und freuen sich sogar über diese Konstanten. Ich möchte auf die Star Trek Folgen hinaus, in welcher ein Charakter nicht mehr Herr seiner Selbst ist. Es gab beispielsweise eine Data Folge, in welcher er das ganze Schiff in „Star Trek The Next Generation“ übernahm und keiner ihn stoppen konnte. In „Star Trek Voyager“ drehte Seven Of Nine durch und stahl den Deltaflyer und wollte im Wahn fliehen. Dann haben wir Folgen, in denen ein Charakter ausgetauscht wird, Captain Picard beispielsweise, und die Crew diesen Doppegänger stoppen muss und so weiter.
Jetzt ist endlich „Star Trek Discovery“ an der Reihe dieses Stilelement einzusetzen. Der Discovery Data bzw. die Discovery DatarIn mit dem Namen Airiam, wurde in einer vorherigen Folge mit einer Art Computer-Virus infiziert. Bisher hatte dieser noch nicht komplett die Kontrolle über die Offizierin übernommen aber in dieser Folge ist es nun so weit. Und endlich erfahren wir etwas mehr über Airiam. Sie ist halb Mensch und halb Androide. Durch einen Shuttleabsturz gab es offenbar keine andere Möglichkeit ihr Leben zu retten, als sie im Wert von 6 Millionen Dollar mit Bionic auszurüsten – ach nee, das war ja eine andere Serie; aber es läuft auf das Gleiche hinaus. In jedem Fall ist sie deshalb kein reiner Androide wie Data und hat deswegen Gefühle, teilt die Gesellschaft der Crew und scheint eine sehr gute Freundin der Brückencrew zu sein.
Doch es kommt wie es kommen muss, sie stellt sich, durch den Kontrolle der fremden Macht, gegen das Schiff und ihre Freunde. Auch Tillys Intervention, an ihre Gefühle zu appellieren, helfen nicht. Am Ende stirbt sie und ich bin schon etwas traurig, da ich finde, dass dieser Charakter – sofern man ihn denn entsprechend eingebaut hätte – viel Positives in die Discovery-Welt eingebracht hätte. Ich glaube diesmal auch nicht daran, dass sie Airiam wie noch zuvor Culber zurückholen; falls das jemand insgeheim hoffen sollte. Wäre das in The Next Generation passiert, hätte sie O’Brien sie aus dem Raum sofort in die Krankenstation gebeamt und gerettet, aber in Discovery geht das offenbar nicht. Trotzdem ist dieses Ende stark und mitreißend. Auch wenn wir Airiam eigentlich nur in dieser Folge kennengelernt haben, verlieren wir doch ein bekanntes und beliebtes Gesicht der Crew. Man fühlt mit Michael und den anderen an Board der Discovery, wenn diese Tränen vergießen. Besonders herzzerreißend sind die letzten Sekunden, in denen Airiam im All schwebt und noch einmal ihre Erinnerungen anzapft, um mit einem leichten Lächeln zu sterben.
Die große Offenbarung in dieser Folge ist, wer hinter den Attacken auf die Discovery und der Übernahme von Ariam steckt, sowie laut der Prophezeiung des roter Engel plant, alles Leben in der Galaxy zu vernichten: Es ist die Föderations-KI „Control“. Ein durchaus spannender Twist. Zunächst freue ich mich, dass wir es nicht mit einer mystischen Fantasy-Saga zu tun haben, sondern mit etwas Greifbaren. Dass es aber eine KI ist, quasi das Skynet aus Terminator nur in Star Trek, wundert mich etwas. Und um es deutlich zu sagen, es macht mich auch nicht glücklich. Andererseits erfüllt „Star Trek Discovery“ damit eine sehr wichtige Funktion einer Science-Fiction Serie. Denn im Kern hat Science-Fiction die Aufgabe, heikle Themen der Gegenwart durch die Zukunfts-Brille in einem anderen Licht zu vermitteln. In Star Trek Classic aus den 60er Jahren war das beispielsweise der Rassismus oder der kalte Krieg. In Discovery hat man sich für die künstliche Intelligenz und die damit einhergehende Gefahr entschieden und das finde ich gut, vom Standpunkt der Relevanz unserer heutigen Gesellschaft gesehen. Doch im Sinne einer spannenden Story müssen sie meiner Meinung nach schon etwas mehr liefern als einen Terminator-Abklatsch, sonst laufen wir in ein enttäuschendes letztes Drittel der Staffel. Aber vielleicht kommt da ja wirklich noch mehr, schließlich haben wir keine tote Georgiou und Leland sehen; also steckt da doch noch ein anderes Komplott dahinter?
Nicht unerwähnt soll das Intermezzo zwischen Michael und Spock bleiben. Sie liefern sich ein hitziges Duell in 3D Schach. Diese Szene wirkt eher wie ein Lückenfüller; beide sind verbohrt und zickig, naja, Geschwister eben. Ich vermute, dass dieses Aufeinandertreffen das letzte Aufbäumen darstellen soll, bevor sie sich wieder vertragen.
Meiner Meinung nach ist dies wieder eine sehr gute Folge. In der B Note gibt es von mir aber Abzüge, da ich die „Skynet“-Auflösung nicht so spannend finde. Außerdem finde ich es schade, dass sie Airiam so verheizt haben.
Bilder: Netflix / CBS
Was?! Magst du dir den Satz grammatikalisch bitte nochmals anschauen? ;-)
„Ich deute das so, dass beide die Feindschaft bald aufgeben hat und wiedervereintes das All retten werden.“
Danke für den Hinweis! Ich hoffe, der Absatz macht jetzt mehr Sinn.
Find’s auch total verschenkt, dass man Airiam einen so kurzen Auftritt gönnte. Da hätte ich mir viel mehr Story um diese Figur gewünscht. Allein ihre Verwandlung hätte schon guten Inhalt für eine Episode geboten. Schade.
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