Wir befinden uns in der heißen Phase. Mit der aktuellen Folge 12 „Tal der Schatten“ sind es nur noch drei Episoden in dieser zweiten Staffel „Star Trek Discovery“. Inzwischen sind viele Fragen gelöst. Insbesondere, wer der Bösewicht ist – die böse Föderations-KI namens Control – und auch, wer der rote Engel ist – Michaels Mutter. Ungeklärt bleibt noch, von wem oder was die Signale erzeugt werden. Weder Control noch der Engel sind laut Aussagen der Charaktere dazu in der Lage. Pike, Spock und Co. spekulieren, denn ein weiteres Signal ist über einer klingonischen Welt erschienen. Pikant daran: Es ist nicht nur die Welt, auf der die ominösen Zeitkristalle versteckt gehalten werden, sondern auch der Ort, an denen Voq und L‘ell ihren Sohn versteckt halten.
Ein kleiner Kommentar zu den Zeitkristallen: Die Kristalle tauchen in keiner späteren Star Trek Episode oder Film auf, zumindest mit diesem konkreten Namen und Erscheinungsbild. Allerdings gibt es doch eine Referenz, die man in den Zusammenhang stellen könnte. In dem „Star Trek Voyager Finale“ benutzt Janeway ein Gerät, um in die Vergangenheit zu reisen. Dieses Gerät erwirbt sie von Klingonen; insofern kann man mit Wohlwollen die klingonischen Zeitkristalle aus Discovery in diese Verbindung setzen und hat damit einen weiteren Beweis, dass wir uns in der guten alten Star Trek Zeitlinie befinden.
In der Folge dreht es sich dann auch um die Zeitkristalle: Captain Pike hat sich zur Aufgabe gemacht, einen Kristall zu ergattern, damit man die Datenbank, auf die es Control abgesehen hat, in die Zukunft schicken kann. Die folgenden Sequenzen auf dem entlegenen klingonischen Planeten erinnern mich teilweise an den Herrn der Ringe; denn wir sehen alte Gewölbe, schmale Brücken über Lawaströmen und prunkvolle klingonische Mönche, die auch gut Orks oder sonstige Fabelwesen sein könnten. Man könnte meinen, in der nächsten Sekunde schaut ein Drache um die Ecke. Was mich dann aber wieder mit diesem Teil der Folge versöhnt, ist, dass wir Captain Pikes grausames Schicksal sehen. Die Zeitkristalle fordern damit ihren Tribut. Wenn Pike den Kristall nicht nehmen würde, so hätte er eine Chance, seiner grausamen Zukunft vielleicht zu entfliehen. Pike opfert sich dem Großen und Ganzen und zementiert damit die Ereignisse, welche ihm bevorstehen. Er wird also bald an einen Rollstuhl gefesselt werden und schwer von Strahlenschäden gezeichnet sein. Diese Tatsache ist natürlich nicht schön, aber als alter Trekkie freut es mich, dass man der Geschichte aus Star Trek Classic treu bleibt. Damit bereitet man offenbar auch den geplanten Ausstieg von Pike vor, siehe hier.
Auch wenn es nur wenige Minuten in Folge 12 sind, freut mich die Darstellung der Kollegialität und Freundschaft unter der Crew in der Schiffskantine; obwohl dies nur als Aufhänger für das gebrochene Herz von Stamets genutzt wird. Aber diese wenigen Augenblicke sorgen für mehr Tiefe in der Serie und verstärken die Spannung. Denn nur wenn man mit den Charakteren mitfühlt, sie mehr als nur jemand am Kontrollpult wahrnimmt, kann man sich um sie sorgen. Nach wie vor macht das Discovery leider nur in homöopathischen Dosen, während frühere Star Trek Serien ganze Episoden für Beziehungsprobleme, Freundschaften oder Hobbies geopfert haben. Aber jedes kleine Bisschen hilft sich etwas mehr in die neue Star Trek Serie zu verlieben.
Der Kampf Control, den Michael und Spock durchstehen müssen, leitet direkt in den Cliffhanger der Episode über. Ich verglich Control mit Skynet aus Terminator in einem vorangegangenen Review. Wie sich jetzt zeigt, ist dieser Vergleich leider nicht so weit hergeholt. Control kann mit Naniten die Kontrolle über Menschen übernehmen, das haben wir bereits bei Leland gesehen. In dieser Folge wird ein ehemaliger Kollege von Michael zu einer Art T-1000 verwandelt; also ein menschlicher Roboter, den man mit Waffen nicht stoppen kann. Das Ende ist bedrohlich: Obwohl Michael und Spock es schaffen, der Falle von Control zu entfliehen, schickt die böse KI alle Sektion 31 Schiffe zum Kampf gegen die Discovery. Sehen wir also eine große Schlacht am kommenden Freitag? Aber die Discovery wird allein keine Chance haben, selbst wenn die von Pike gerufene Enterprise zur Hilfe kommt. Wahrscheinlich wird dann endlich der Hintergrund der Signale bekannt und eine dritte Partei wird sich dem Konflikt anschließen. Das ist zumindest meine Vermutung.
Diese Spannung, das Herumraten darum, wie es weitergeht, zeigt, dass auch „Tal der Schatten“ eine starke Episode ist.
Bilder: Netflix / CBS
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