Etwas spöttisch nannte ich das neue Crewmitglied Adira im letzten Review „den neuen Wesley“. Vielleicht bin ich da etwas gemein, aber jung, schlau und etwas vorlaut weckten diese Assoziation. In einem Punkt gibt es aber einen sehr deutlichen Unterschied zu Wesley; Adira trägt einen Trill-Symbionten in sich. Warum sie als einziger (bekannter) Mensch sich vereinigt hat und in wem der Symbiont vor ihr war, all das wurde nicht geklärt. In Folge 4 „Vergiss mich nicht“ geht es genau darum, das Geheimnis rund um Adira aufzuklären. Also fliegt die Discovery zum Heimatplaneten der Trill und bittet um Hilfe. Die Trill sind auch im ersten Moment sehr freundlich – fast schon ungewöhnlich für „Star Trek: Discovery“. Ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht mit einem herzlichen Willkommen.
Doch die Freundlichkeit bleibt natürlich nicht lange bestehen. Die Trill sind mit der Vereinigung eines Menschen und eines Symbionten nicht einverstanden und Michael muss Adira davor beschützen, dass der Symbiont gegen Adiras Willen entfernt wird. Am Ende finden sie dann aber doch einen netten Trill und können die Erinnerung von Adira zurückbringen. An dieser Stelle taucht der vor dem Start der dritten Staffel angekündigte Transgender-Charakter in „Star Trek: Discovery“ auf. Gray war mit Adira zusammen und von Gray hat Adira den Symbionten übernommen, da dieser starb. Die Transgender-Thematik wird in dieser Staffel noch gar nicht behandelt. Hätte ich die News dazu nicht gelesen, würde ich diesen Punkt auch gar nicht erwähnen. Es fällt zwar schon auf, dass man Gray nicht als Mann oder Frau einordnen kann, aber in einer Science-Fiction Serie ist das auch nicht wirklich überraschend. Wir müssen also noch warten, wie das Thema Transgender in der Serie behandelt wird.
Die Darstellung, wie Adira ihre Erinnerungen aktivieren kann, ist – wie für „Star Trek: Discovery“ üblich – sehr schön anzusehen, aber auch etwas langgezogen. Adira traut sich nicht und nur durch Michael lässt sie sich überreden. Vielleicht liegt das auch an mir, aber ich konnte auch in „Star Trek: Deep Space Nine“ nicht viel mit den Trill-Folgen anfangen. Diese Höhle mit milchigem Wasser, dann dieses übertriebene spirituelle Gehabe, die komischen Symbionten-Würmer; nein, mein Fall war das nie. Ebenfalls komisch finde ich, dass man sich entschieden hat, dass Adira nach der Aktivierung der Erinnerungen Gray von nun im Geiste neben sich stehen sieht. Wenigstens kann sie durch die gewonnenen Erinnerungen am Ender der Crew die wichtige Koordinaten mitteilen, wo die Reste der Föderation zu finden sind.
Insgesamt finde ich den Teil um Adira in der Folge etwas lahm, aber wenigstens bringt uns das in der Geschichte weiter. Etwas spannender ist dagegen der Teil, in dem es um die Moral und die psychische Belastung der Crew geht. Ich hätte gedacht, dass man das schon mit dem Gespräch zwischen Tilly und Michael in Folge 3 abgehakt hätte, aber dem ist offenbar nicht so. Für unseren Captain ist es auf jeden Fall eine große Herausforderung, die Crew aus ihrem perspektivenlosen Stressloch herauszuführen. Ein reinigendes Gewitter beim gemeinsamen Abendessen und ein Schwarzweißfilm retten die Moral. An diesem Teil stört mich, dass man sich entschieden hat, dem Computer durch die allmächtige Sphäre aus Staffel 2 quasi ein Eigenleben zu verpassen. Für mich ist das etwas zu viel des Guten, wahrscheinlich müssen wir uns in einer der kommenden Folgen auch noch um verletzte Gefühle des Computers kümmern? Ich weiß, es gab in Star Trek mit Data oder dem Doktor aus „Star Trek: Voyager“ viele menschliche Computer – aber der Schiffscomputer bzw. das ganze Schiff als Individuum (falls es so weit kommt)? Mir fehlt noch die Phantasie, wie das die Serie weiter bringen soll.
Alles in allem bleibt für mich eine eher durchwachsene Folge. Die Adira-Trill-Geschichte haut mich nicht um, das hätte man auch mit weniger Sendeminuten lösen können. Insbesondere die Entscheidung, neben Adira auch Gray als imaginären Charakter der Serie hinzuzufügen, macht zumindest aus Sicht dieser Folge noch keinen Sinn. Sich mehr der Crew zu widmen, ist grundsätzlich eine gute Idee, aber mit dem neuen Eigenleben des Computers überzeugt mich das auch nicht ganz. Ich verbleibe also mit einem neutralen Rating und hoffe auf überzeugendere Geschichten in der nächsten Woche.
Bilder: Netflix / CBS
Mich hat besonders die komplette Trennung der beiden Handlungsstränge gestört. Was mit Adira und Michael passiert, hat die Crew nicht verfolgt und anders herum waren die beiden in die Gruppenfindung überhaupt nicht eingebunden.
Die gute Nachricht: dieses Mal keine Tränen bei Michael. Die schlechte Nachricht: Das hat die Folge auch nicht gerettet. Bis jetzt bleibt die Staffel leider deutlich hinter den Staffeln 1 und 2 zurück. :-(
Gut gesprochen, Herr Jonas! ;)
Nach der ärgerlich, schwachen ersten Staffel und der leicht besseren zwoten, nun die dritte mit schwachem Start und einer dumpfen 4. Episode, die ich gerne etwa ab der Mitte ausgemacht habe. Ich setze nun doch auf The Mandalorian –
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