Können die zwei letzten Episoden der dritten Staffel mich noch versöhnen? Diese Frage ist mir nach der letzten Folge im Kopf geblieben. Der Auftakt von „Es gibt Gezeiten“ ist auf jeden Fall dramatisch. Die Discovery, gesteuert von Osyraa, rast auf das Föderations-Hauptquartier zu, während das Flaggschiff der Smaragd-Kette darauf schießt. Der Plan lautet, dass der Schutzschild herunter gelassen wird und so die Discovery als trojanisches Pferd in das Herz der Föderation eindringen kann.
Und das klappt sogar?! Ich erinnere mich noch an die guten alten „Star Trek: The Next Generation“ Episoden, in denen derartige Manöver durch Geordi ohne Probleme aufgedeckt wurden: „Captain, das Verfolgerschiff verringert absichtlich die Geschwindigkeit – es ist bestimmt kein echter Angriff“. Nun ja, man muss dem Admiral, der den Befehl zum Öffnen gibt, zugutehalten, dass die Zeit sehr knapp ist, diese Finte zu entlarven. Trotzdem stört es mich etwas, dass es Osyraa so leicht fällt. Aber bevor ich mich wirklich aufregen kann, kommt eine interessante Wendung ins Spiel. Osyraa möchte mit der Föderation verhandeln. Was? Verhandeln? Ich war wirklich überrascht und auch erfreut, denn damit habe ich nicht gerechnet. Und tatsächlich, Osyraa scheint es ernst zu meinen. Dazu wird keiner Geisel ein Haar gekrümmt und ein Großteil sogar entlassen.
Was mir richtig gut gefällt, ist das Spiel zwischen Real-Politik und Moral. In der Real-Politik ist der vorgeschlagene Deal von Osyraa, dass die Kette und die Föderation zusammenarbeiten, tatsächlich nicht schlecht. Warum weiter einen Konflikt führen, wenn man gemeinsam Frieden schließen kann und sich auch aushelfen? Dazu willigt die Kette ein, wenn auch mit mehreren Jahren Verzögerung, die Gesetze der Föderation anzuerkennen und sich den gleichen moralischen Prinzipien zu unterwerfen. Die moralische Seite der Medaille lässt uns an die ganzen Verbrechen der Kette erinnern. Admiral Vance hat das auch nicht vergessen und besteht darauf, dass Osyraa für ihre Vergehen angeklagt wird. Das bringt die Verhandlungen zum Abbruch und Osyraa verhält sich genauso, wie man es eigentlich von ihr gewohnt ist. Sie tötet Ryn, ohne mit der Wimper zu zucken, und will nur noch mit der Discovery weg. Dass sie, auch wenn sie die ganze Zeit nur gelogen hat, so schnell aus ihrer Rolle der Friedensstifterin fällt, tja, vielleicht verlange ich hier zu viel. Bis hierhin ist es eine super Folge. Michael trägt etwas dick auf und macht einen auf Rambo. Aber in Ordnung, sie ist tough und schafft es, Stamets vom Schiff zu bringen.
Die Brückencrew kann parallel auch ihre Wächter überwältigen und sich bewaffnen. Kurz bevor die Episode endet, kommt aber mal wieder so ein dämlicher Moment. Roboter, die aussehen wie Minions oder Wall-E und dazu von den Sphären-Daten gesteuert sind, wollen der Crew helfen. Warum machen die Autoren sowas? Es ist eine ernste Story und dann tauchen diese Comicfiguren auf. Ganz zu schweigen von diesen Sphären-Daten; die sind mir ohnehin ein Dorn im Auge. Ich finde, dass man das Finale der 3. Staffel auch ohne diese Pixar-Figuren hätte lösen können. Vielleicht sollte ich auch in das Schneide-Business einsteigen und die Jonas-Edition fabrizieren. Dieses Ende würde definitiv herausgeschnitten werden. Ob das aber noch mit der kommenden Folge kompatibel wäre, ist die Frage….
Bilder: Netflix / CBS
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