Wenn „Star Trek: Discovery“ nur „Discovery“ hieße und eben keine Star Trek Serie wäre, dann hätte ich wohl in der letzten Staffel mit der Serie aufgehört. Und auch die erste Folge der vierten Staffel hat mich nicht überzeugt, dass die Serie die Kurve kriegen kann. Mit der zweiten Folge keimt aber wieder etwas Hoffnung auf, dass die Serie noch nicht komplett verloren ist. Warum das so ist, könnt ihr im folgenden Review lesen:
In „Anomaly“ geht es nahtlos weiter. Booker ist am Boden zerstört und kann es nicht fassen, dass sein gesamter Heimatplanet zerstört wurde. Immer wieder schaut er sich die letzten Aufnahmen an, die er vor der Katastrophe in seinem Raumschiff gemacht hat. Selbst Michael kommt nicht an ihn heran, er ist komplett im Schmerz gefangen und vermag nicht einmal zu weinen.
Aber neben dieser Trauer gibt es auch Hoffnung, denn Saru kehrt auf die Discovery zurück. Obwohl er ein anderes Schiff hätte haben können, möchte er lieber wieder erster Offizier werden. Er tritt also in die Fußstapfen von Commander Riker, der auch lieber Jean-Luc Picard dienen wollte, als ein eigenes Kommando zu übernehmen. Da fragt man sich schon, wie hierarchisch die Sternenflotte eigentlich ist, wenn am Ende die Offiziere ständig das tun, was sie wollen. Aber egal, ich freue mich, denn Saru gibt der Mannschaft (und der Serie) Stabilität zurück.
Mit Saru ist die Discovery bereit, der neuen Bedrohung gegenüberzutreten. Es stellt sich heraus, dass eine riesige Verzerrung Grund für die Katastrophe in der ersten Folge ist. Aber was genau der Ursprung ist und was sie als nächstes zerstören wird, all das ist unklar. Das Schiff macht sich also auf den Weg, Antworten zu treffen.
Die nun folgenden Ereignisse, Booker fliegt in die Anomalie, um Daten zu sammeln, und parallel wird die Discovery fast von den Gravitationswellen zerstört, werden von vielen emotionalen Ausbrücken der Crew untermalt.
Da wäre zum einen Stamets, der zwar nur als Hologramm Booker auf seiner Selbstmordmission begleitet, aber dennoch Gefühle zeigen kann. Er öffnet Michaels trauerndem Freund, dass er nach wie vor nicht darüber weg ist, dass er seinen Partner in der letzten Staffel fast ein zweites Mal verloren hätte. Dann haben wir Adira, die ihren Partner Gray bald in einen neuen Körper transferieren wird. Dass das möglich sein soll, finde ich etwas übertrieben, andererseits können sie diese Geschichte, dass Gray ständig für alle unsichtbar neben Adira steht und mit ihr ein Pläuschen hält, wohl kaum weiter durchziehen. Interessanterweise ist die Technik zu diesem Transfer aus „Star Trek: Picard“ entsprungen, denn sie nennen explizit unseren liebsten Star Trek Captain als Beispiel. Adira denkt in Folge dieses kommenden Transfers erneut über den Verlust von Gray nach und wird an den Schmerz erinnert. Und dann haben wir noch Tilly, die über die letzte Folge nicht hinwegkommt. Der Verlust von Personal auf der Raumstation, das sie nicht retten konnte, macht sie fertig. Doch sie kann sich am Ende Culbert öffnen und alles ist wieder gut (voraussichtlich).
Ach ja, und da wäre auch noch Booker. Der würde zwar am liebsten die Mission nicht lebend beenden, da er seine gesamte Heimatwelt verloren hat, aber er schafft es durch das gute Zureden von Michael dann doch wieder, Lebensmut zu fassen.
Vier emotionale Geschichten, alle rund um Explosionen und eine noch nie da gewesenen Bedrohung – total übertrieben und kitschig, ABER irgendwie unterhaltsam. Zum einen haben wir die spannende Geschichte um die Anomalie und zum anderen lernen wir die Charaktere besser kennen. Warum Tilly nicht mit dem Tod eines ihr unbekannten Stations-Captains klar kommt und warum Adira auf einmal so emotional wird – so ganz versteht man es nicht. Trotzdem ist es auch nicht total daneben und das schöne ist, der Fokus der Folge wird dadurch nicht verloren. Die emotionalen Geschichten bilden so einen angenehmen Ausgleich zum adrenalingeladenen Ausflug von Booker – ein schöner Kontrast.
Am Ende der Folge bleibt bei mir tatsächlich ein positives Gefühl. Ich habe wirklich Lust, mehr über diese Verzerrung zu erfahren und freue mich, dass Saru zurück ist. Allerdings habe ich auch etwas Angst, dass die Autoren zu diesem Phänomen wieder eine dumme Geschichte ausgedacht haben. Beispielsweise, dass ein weinendes Kind die Explosion von allen Warp Kernen auslöst, aber was rede ich hier, sowas bescheuertes denkt sich ja keiner aus *hust*. Sofern das nicht der Fall ist, dann könnte diese Staffel doch noch ganz unterhaltsam werden. Diese zweite Folge der vierten Staffel ist auf jeden Fall eine bessere Discovery Episode.
Bilder: CBS / Paramount+
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