Die ersten Szenen der Folge sind überraschend anders inszeniert. Die Discovery bekommt den Auftrag in einen Riss im Raum zu reisen, welcher von dem planetenverschlingenden Phänomen erzeugt wurde. Statt in schnellen Schnitten die Crew zu zeigen, wie sie ihre Stationen besetzen und die Mission beginnen, bedient man sich einer Art Übergang, der mich zwangsläufig an Guy Ritchie Filme erinnert. Mit einer schwarzen dicken Linie werden verschiedene Szenen voneinander getrennt und schieben sich gegeneinander weg, so dass man die Ereignisse zum Teil gleichzeitig sieht. Diese für die Serie neue Schnitttechnik wird von gut gelaunten Offizieren begleitet, die beflügelt von dem Gedanken sind, endlich in die Offensive gehen zu dürfen, um das Rätsel von dieser künstlich erzeugten Massenvernichtungswaffe zu entschlüsseln. Gut gelaunte Offiziere, die sich in das Abenteuer stürzen? In „Star Trek: Discovery“? Jap, passiert tatsächlich und irgendwie fühlt sich das seltsam, aber auch gut an.
Aber natürlich wäre es nicht „Star Trek: Discovery“, wenn diese gute Laune nicht sofort wieder verfliegen würde, denn das von Euphorie strotzende Schiff kommt nicht weit. In dem Riss bleiben sie stecken und drohen vernichtet zu werden. Ähnliche Folgen kennen wir aus „Star Trek: Voyager“ oder auch „Star Trek: The Next Generation“. In diesen Serien setzte sich am Ende Technik durch. Oder im Fall von Voyager die Diplomatie, denn dort war so ein Riss mit mehreren gestrandeten Raumschiffen bevölkert. In Discovery liegt die Lösung ganz anders. Und zwar in Gefühlen, die der Schiffscomputer entwickelt hat. Diesen Satz muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen. Dass der Schiffscomputer durch die Sphären-Daten aus Staffel 2 mehr als nur eine Rechenmaschine ist, wurde mehrfach angedeutet. Aber dass wir jetzt eine Art fühlende Alexa oder Siri als Computer erleben, nein, das ist neu und das ist… ich weiß es nicht? Einerseits ist die Idee cool, aber wie sie umgesetzt wurde, ist doch etwas fragwürdig. Aber zumindest bietet dies einen großen Vorteil, denn Gray bekommt endlich einen Sinn in der Serie. Denn er kann den Computer mit den neu gewonnenen Gefühlen beraten, durch ein Spiel beruhigen und damit zurück zur Konzentration verhelfen. Und so kann der Computer die Sensoren wieder richtig bedienen und der Crew helfen, einen Ausweg zu finden.
Und diese Stelle ist doch ziemlich dämlich. Denn das bedeutet doch, wäre die Discovery mit einem normalen Computer in den Riss geflogen, hätten sie den Ausgang viel schneller gefunden. Aber weil Zora (so nennt sich der Computer) Angst hat, kamen sie erst in die bedrohliche Lage. Noch dümmer ist dann das Ende. Die Lösung der Flucht liegt darin, dass man die gesamte Crew in den Musterpuffer lädt und erst bei der erfolgreichen Rettung wieder materialisiert, denn das Schiff wird bei diesem Manöver so heiß, dass die Menschen an Bord sterben würden. Folglich soll Zora das Schiff steuern. Diese Idee ist ja nicht dumm, aber warum, ich frage mich, warum muss Michael auf der Brücke sitzen bleiben und fast sterben? Warum kann der Computer es nicht allein machen? Vordergründig, weil der Computer sonst Angst hätte, aber spätestens an dem Punkt, an dem Michael das Bewusstsein verliert, und vorher noch fragt, ob der Computer bitte auch daran denkt, die Crew zu retten, spätestens da hätte Michael doch auch in den Musterpuffer gehen können? Ach ja, und ganz vergessen, damit Michael die Schmerzen aushält, singt der Computer ein Lied. Ja, ein Lied. Ganz ehrlich, dieser Plot ist sowas von blöd. Computer mit Gefühlen, ja ok, meinetwegen, ABER dann doch sinnvoll eingesetzt und nicht so? Wenn das so weiter geht, dann dreht sich eine der nächsten Folgen um Verdauungsprobleme im Datenspeicher.
Insgesamt ist die Folge aber recht kurzweilig, weswegen man beim Schauen wenig Zeit hat, sich über diese komische Geschichte Gedanken zu machen. Und etwas geht es auch bei der Suche zum Ursprung des Phänomens weiter, insofern ist die Folge kein kompletter Reinfall. Aber ein weiteres Mal wurde versäumt, die Crew einzusetzen. Denn am Ende ist es erneut Michael mit der genialen Idee zur Rettung und auch der Umsetzung, die ihr erneut fast das Leben kostet… Wird den Autoren das nicht langweilig? Oder bezahlen sie Sonequa Martin-Green so viel Geld, dass sie maximale Screentime bekommen muss, weil es sich sonst nicht rechnet? Am Ende bleibt sich „Star Trek: Discovery“ damit aber leider treu.
Bilder: CBS / Paramount+
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