Es ist endlich so weit. Er kehrt zurück. Sir Patrick Stewart in seiner Paraderolle als Jean-Luc Picard. Denn morgen, am 24. Januar 2020, geht die erste Folge der neuen CBS-Serie „Star Trek: Picard“ bei Amazon Prime Video online. Ab dann wird es wöchentlich eine neue Folge der etwas anderen Fortsetzung von „Star Trek: The Next Generation“ zu sehen geben. Vergangenen Freitag fand die Deutschland-Premiere in Berlin statt, bei der ich zugegen sein durfte. Nebst rotem Teppich, einigen Darstellenden aus dem Cast sowie den Produzenten der Serie gab es auch die ersten drei(!) Episoden vorab zu sehen. Ab jetzt darf ich auch öffentlich darüber sprechen und möchte euch einen spoilerfreien Ausblick auf das geben, was da auf euch zugeflogen kommt. Quasi als Nicht-Trekkie, der zwar „Star Trek“-Erfahrungen hat, aber eh nicht sonderlich tief in die Materie eingehen wird (das wird dann unser Experte Jonas mit dezidierten Einzelepisoden-Reviews hier im Blog übernehmen, der euch auch bereits hier einen ausführlichen Überblick mit allen Fakten rund um das TV-Comeback Picards gegeben hatte).
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Einen ausführlicheren Bericht zum Premieren-Event inklusive Bilder vom Red Carpet (und Sir Patrick!) habe ich auf meinem Blog bereits erstellt, hier soll es ausschließlich um die ersten drei Folgen und einen allgemeinen Ersteindruck gehen. Nach vielversprechenden Trailern und allerlei weiterem Promo-Kram wurde es auch Zeit, dass es endlich los geht! Immerhin mussten die Fans lange warten. Die letzte reguläre Folge „Star Trek: The Next Generation“ lief im Mai 1994 in den USA, seinen letzten Auftritt auf der Leinwand hatte Jean-Luc Picard im Jahr 2002 im Film „Nemesis“.
Rund zwanzig Jahre später ist einiges passiert. Nicht nur die TV-Landschaft als solche hat sich verändert, auch die Welt drumherum. Und Sir Patrick Stewart. Im Juli wird der begnadete Schauspieler und Mensch stattliche 80 Jahre alt. Das merkt man ihm bei öffentlichen Auftritten natürlich auch ein bisschen an, ebenso ist Jean-Luc in der Serie „in die Jahre gekommen“, wie man so unschön sagt. Damit wird aber charmant umgegangen. Bei Action-Szenen kommen natürlich eh Stunt-Doubles zum Einsatz, aber man sieht eben auch eine glaubhaft ältere Figur, die beim Ansatz einer rasanteren Szene eben auch mal innehält und „ich kann nicht mehr“ sagt. Eine von vielen kleinen Momenten, die „Star Trek: Picard“ trotz des Sci-Fi-Settings recht glaubhaft wirken lässt. Die Serie ist mit der Zeit gegangen und hat an notwendiger Authentizität und Nähe zum Zuschauer gewonnen. Es ist eine andere Serie, die eine persönlichere Geschichte erzählt, als es das klassische „TNG“-Format damals tat.
Irdische Unterhaltung
Dabei hilft auch die Tatsache, dass der Großteil der ersten Episoden hier auf der Erde spielt. So werden nicht nur wir Zuschauer, sondern vor allem auch die Figur des Jean-Luc Picard langsam abgeholt, um in dieses neue, aufregende Abenteuer losstarten zu können. Dabei fällt mir ein: Wie sprecht ihr „Jean-Luc Picard“ eigentlich aus, wenn ihr den Namen lest? Ich lese ihn französisch aus, weil ich von früher auch nur die deutsche Synchronisation gewohnt bin. Doch statt „Dschohn-Lük Piehkar“ wird der Name (grob) lautmalerisch in der englischen Originalfassung eher „Dschon-Luck Pikart“ gesprochen, was sich zu Beginn etwas seltsam anhört, wenn man es nicht gewohnt ist.
Abseits des Namens, wie man ihn nun ausspricht oder nicht, gibt es aber auch viel weiteres Altbekanntes für die Zuschauer. Seien es bekannte alte Figuren, wie zum Beispiel Android Data, oder Referenzen auf die alte „TNG“-Zeit. Viele davon waren selbst für mich als jemand, der zwar etliche Folgen damals (lose) geschaut hat, aber kein wirklicher Trekkie ist, erkennbar, bei den anderen hat das Premieren-Publikum im Kinosaal ausgeholfen, das in entsprechenden Momenten mit Jubel-Arien einsetzte. Fan-Service wird bei dieser Comeback-Serie jedenfalls durchaus groß geschrieben.
Zeitgenössische Science-Fiction
Wie gesagt fühlt sich „Star Trek: Picard“ anders an als das vorangegangene „Star Trek: The Next Generation“ und es sieht auch anders aus. Nur logisch nach rund 25 Jahren, aber auch durch die Personen-zentrierte Ausrichtung führt sich das Format eher wie ein als Serial (also übergeordnet erzähltes) Drama denn eine als Series (also eher mit abgeschlossenen Wochenfällen behaftete) Sci-Fi-Serie an. Klar, sie spielt in der Zukunft, aber es wirkt alles persönlicher und gehaltvoller (ohne dem alten Setting zu nahe treten zu wollen, es ist eben eine andere Serien-Epoche).
Die Zukunftsvision hält einige interessante Gadgets und Gimmicks für uns bereit, die der Franchise-Geschichte folgend durchaus in sich schlüssig und nachvollziehbar sind. Dazu wird alles grafisch absolut State-of-the-Art inszeniert. Sowohl die CGI-Effekte als auch die klassischen Kamera-Aufnahmen sind erster Güteklasse. Wenige Shots stechen jetzt durch total originelle und experimentelle Einfälle und Szenen-Aufbauten heraus, aber das ist moderne Fernsehunterhaltung auf angemessen hohem Niveau. Das Schauspiel des Casts verhält sich ebenso entsprechend, auch wenn Sir Patrick Stewart hier und da doch etwas behäbig spricht, das geht aber meist als einfach nur bedachte Verhaltensweise durchaus in Ordnung, Jean-Luc war ja noch nie der aufgeregte Brabbeler vor dem Herrn.
Jetzt geht’s los!
Ohne zu viel vorweg nehmen zu wollen, aber die ersten drei Episoden sind eigentlich so etwas wie eine längere Einleitung. Sie stellt die Weichen für die eigentliche Handlung der Staffel. Wir wissen danach, welche Motivation die Figuren haben, worum es geht und danach wird es erst so richtig losgehen. Das schreibe ich euch vor allem, damit ihr nach der ersten oder zweiten Folge keinen falschen Eindruck bekommt. Für mich hätte man dieses Dreierpack auch gut und gerne direkt gemeinsam veröffentlichen können. Das sind rund zwei Stunden, die einen perfekten Start für die Serie abbilden. Nach der noch etwas langsam aber durchaus gefällig startenden ersten Folge, bleiben manche bestimmt noch für die zweite dran und könnten dann ggf. etwas abgeschreckt werden, da es sich doch in Sachen Tempo und Handlung noch zurück hält. In Folge Drei wird dann klarer, in welche Richtung es geht und danach möchte man am liebsten direkt weiter schauen. Doch Amazon verfolgt (auch aufgrund der CBS-Produktion und TV-Ausstrahlung in den USA) die von mir ja durchaus gemochte wöchentliche Veröffentlichungs-Taktik. Nur doof, dass ich da jetzt gleich insgesamt vier Wochen auf die für mich nächste Folge warten muss…
Ich finde es schwer, hier eine Bewertung abzulegen. Letztlich handelt es sich hierbei nur um eine Misch-Kalkulation aller drei Folgen und wie gesagt dem Ersteindruck von Jemandem, der zwar die alte Serie kennt, aber eben kein Fanboy ist. Aber ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Es gab zwar so seine Längen, aber letztlich vergingen die zwei Stunden wie im Flug (mit Warp-Antrieb). Jean-Luc Picard ist und bleibt einfach eine ungemein imponierende Figur, dessen Geschichte ein Weiterzählen verdient hat und dessen Weitererzählung wir Zuschauer verdient haben. Ob das jetzt auch etwas für Leute ist, die nie auch nur eine Folge irgendeiner „Star Trek“-Folge gesehen habe, weiß ich nicht. Sicherlich könnten sie auch so etwas damit anfangen, da auch die Serie versucht, viele (ja auch etliche Jahre her seiende) Verbindungen nochmal aufzufrischen, aber das ein oder andere Detail, das das Erlebnis für Fans nochmal erhöht, bleibt halt übersehen. Dennoch dürften die dann bei immer noch soliden 3,5 Kronen oder so landen. Und vermutlich habe ja auch ich einiges an Anspielungen und genialen Referenzen nicht mitbekommen, so dass Jonas vielleicht höher wertet. Oder niedriger, weil seine Erwartungen anders ausgerichtet waren. Ich bin gespannt. Genau wie auf die weiteren Folgen. Denn jetzt bin ich dann doch angefixt und möchte wissen, wie es weiter geht!
Bilder: von mir selbst / CBS / Amazon Prime Video
Hey danke für das Review. Schön spoilerfrei. Wie du schon geschrieben hast. Jetzt bin ich angefixed. Freu mich auf die wöchentliche Besprechung.
Wünsche viel Spaß! Und schreibt gerne mal, wie du es fandest. :)
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