Der Charakter Jean-Luc Picard war der Jungbrunnen für das Star Trek Franchise. Jungbrunnen klingt im Jahr 2022 wohl etwas seltsam, denn man sieht Patrick Stewart sein Alter deutlich an, aber es ist wahr: Der hochtalentierte englische Schauspieler rettete damals als Jean-Luc Picard Star Trek. Ohne ihn hätte es wohl kaum ein „Star Trek: Deep Space Nine“ oder „Star Trek: Voyager“ gegeben, ganz zu schweigen von mehreren Kinofilmen. Darunter auch einer der besten Star Trek Filme „First Contact“. Mit der Serie „Star Trek: Picard“ ist der geliebte Charakter im Jahr 2020 zurückgekehrt. Die erste Staffel hatte ein starkes Ende, war aber an vielen Stellen nicht ganz rund. Was für Star Trek Serien nicht ungewöhnlich ist. Viele Serien aus dem Franchise hatten Schwierigkeiten sich zu finden – auch und insbesondere „Star Trek: The Next Generation“. Umso gespannten bin ich – sind alle Star Trek Fans, ob die neue Staffel 2 von „Star Trek: Picard“ direkt vom Beginn an ein Feuerwerk startet. Übrigens, wer nicht mehr genau weiß was in der ersten Staffel passierte, der kann es hier nachlesen.
Die ersten Minuten von „Die Stargazer“ haben mich sofort abgeholt. Man sieht ein Föderationsraumschiff von innen, der Alarm schrillt, alles wackelt und die Korridore sind in rote Farbe gehüllt. Der Zuschauer verfolgt eine Gruppe von Sternenflottenoffizieren, die bewaffnet in einen Turbolift steigen und auf dem Weg zur Brücke sind. Als die Tür sich öffnet fallen Schüsse – gegen diesen Gegner hat die Crew keine Chance. Dann sehen wir Picard, Seven of Nine und Agnes, die der Bedrohung ohne Idee zur Gegenwehr gegenüberstehen. Der Befehl zur Selbstzerstörung kommt und zerstört das Schiff, wir sehen ein helles Licht und wir sind wieder auf der Erde, 48 Stunden vor diesen Ereignissen. Mein erster Gedanke war, dass die Serie doch eigentlich keinen Cliffhanger am Anfang braucht? Oder hatte man, dass die Zuschauer im Intro (welches übrigens genial ist) abschalten? Wie dem auch sei, diese Folge nutzt dieses Stilmittel und es funktioniert. Mir ging in diesem Moment ein Wow durch den Kopf und war sofort in der Folge gefangen.
Nach dem Intro können alle erstmal durchatmen. Jetzt sehen wir Picard, wie er die Erntesaison auf seinem Château abschließt. Diese Szene ist extrem spannend: Wir werden Zeugen von einem Hauch Romantik. Picard und Laris Gefühle hegen Gefühle füreinander. Laris ist eineinhalb Jahre nach dem Tod ihres Mannes Zhaban in Staffel 1 bereit für neue Gefühle. Aber Picard kann nicht über seinen Schatten springen. Ich finde diese Thematik super interessant, denn man fragte sich häufiger, warum hat Jean-Luc sich nie gebunden? Laris spricht diese Frage an und durch Erinnerungen erfahren wir zumindest teilweise, warum dies so ist. Und damit hat mich diese Folge schon begeistert, weil wir mehr über das Innenleben von Picard erfahren. Später trifft Picard auf Guinan und sie formuliert ganz treffend: Seine Reise war nie die nach den Sternen, sondern nach seinem Herzen bzw. vielleicht auch das Weglaufen davon. Seine Kindheit war schwer, seine Eltern haben sich gestritten und es gab Gewalt zwischen den beiden. Ob auch er Gewalt erfahren hat ist unklar, aber seine Mutter gab ihm mit, dass wenn es wieder heftig werden sollte, dann müsse er nur zu den Sternen schauen, denn dort oben ist alles ganz klein was hier unten geschieht und nicht mehr so schlimm. Eigentlich hätte es die Szene mit Guinan, nach der mit Laris und seinen Erinnerungen, für diese Erkenntnis gar nicht gebraucht. Aber als Fanservice ist das natürlich trotzdem genial, die inzwischen auch gealterte Guinan wiederzusehen. Die aber, wie sie selbst sagt, nur der Menschen zuliebe gealtert sei, denn richtig altern kann sie eigentlich nicht. Man fragt sich, ob Guinan in den weiteren Folgen noch einmal zu sehen sein wird. Ich würde mich freuen, aber tragend für die Geschichte scheint sie nicht zu sein.
Was mich auch sehr freut ist, dass nach der ersten Staffel „Star Trek: Picard“ Jean-Luc wieder im Dienst der Sternenflotte als Admiral steht. Er leitet die Sternenflotten Akademie und hält dort eine Rede. Raffi, Rios und jetzt auch Elnor als Kadett, alle sind Teil der Sternenflotte. Auch wenn ich anhand des Trailers weiß, dass bald eine Zeitreise ansteht und wir vielleicht gar nicht in dieser Zukunft verbleiben, tut das Sternenflotten-Flair einfach nur gut. Uniformen zu sehen und die Namen von Raumschiffen zu hören; Elnor und Raffi dienen beispielsweise auf der Excelsior; ach ist das schön. Endlich wieder etwas klassisches Star Trek mit dieser etwas übertriebenen Befehlsstruktur, Technik und vielen Raumschiffen – ja, das macht Freude.
Während die Helden aus der ersten Staffel alle ihren Dienst verrichten macht Seven of Nine ihr eigenes Ding. Und so wie Picard hat sie keine Zeit und Lust für die Liebe, was Raffi traurig stimmt. Doch diese Folge kümmert sich nicht komplett um den Seelenzustand unserer Protagonisten, es gibt auch das große Unbekannte und den Konflikt. Aus einer Spalte im Raum wird eine Audiobotschaft aufgenommen, in welcher nach Picard gerufen wird. Rios, der auf einer neuen Stargazer dient – Picards erstes Kommando – untersucht dieses Phänomen. Am Ende entscheidet sich die Föderation Picard selbst zu schicken, um den Kontakt herzustellen, denn offenbar will man nur mit ihm reden. Schnell wird klar es sind die Borg, welche nach Picard rufen und Hilfe verlangen. Die Borg wollen Hilfe und sogar in die Föderation aufgenommen werden? Das ist schwer vorstellbar, insbesondere für Seven of Nine. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es natürlich etwas unlogisch ist, dass auf einmal Seven of Nine, Picard, Agnes und Rios gemeinsam auf einem Schiff sind.
Die Borg Queen beamt sich gegen den Willen der Crew rüber und fängt an das Schiff zu assimilieren. Sie feuert gleichzeitig aus allen Rohren und die Offiziere fallen wie die Fliegen – hier schließt sich der Kreis zur Szene vor dem Intro. Aber die Offiziere werden nur betäubt. Hat die Queen also doch nichts Böses im Schilde? Zeit darüber nachzudenken gibt es aber nicht, denn sie übernimmt fast das Schiff und damit auch fast die ganze Flotte, die neben der Stargazer vor dem Spalt im Raum zur Verteidigung bereitsteht. „Battlestar Galactica“ lässt grüßen – warum sind die Schiffe auch alle vernetzt? Um zu verhindern, dass die Queen die ganze Flotte übernimmt, wird die Selbstzerstörung der Stargazer von Picard eingeleitet. Warum Rios das als Captain nicht tut, ist mir schleierhaft aber was solls. Achja, bevor ich es vergesse, warum muss Rios Zigarre rauchen? Im 24. Jahrhundert rauchen, als Captain auf der Brücke eines Föderationsschiffs?
Die Explosion der Stargazer infolge der Selbstzerstörung führt aber nicht zum Tod von Picard, sondern dazu, dass er zu Hause aufwacht. Also fast, denn er befindet sich in einer alternativen Zeitlinie. Q erscheint und die Bühne ist vorbereitet. Laut Q ist die Prüfung der Menschheit nicht beendet.
Fazit
Wow, was für ein Auftakt! Ich könnte nicht mehr begeistert sein. Diese erste Folge verbindet Spannung, das warme Gefühl des Wiedersehens aber auch Selbstoffenbarung; ein neuer Blick in Picards Innerstes. Mir wird schon fast bange vor den nächsten Episoden, denn diese können ja eigentlich nicht besser werden, oder etwa doch? Fest steht aber: Im Vergleich zur ersten Staffel ist dieser Auftakt um Meilen besser. Wer nach dieser Folge nicht gespannt ist und wissen will, wie es weiter geht, dem ist nicht mehr zu helfen.
Bilder: Amazon / CBS Studios / Paramount+
Ich kann dem nicht vollständig zustimmen. Picrad hatte ein vollständiges liebevolles Leben, auch wenn es nur eine Projektion war. Daher konnte ich es nicht nachvollziehen und es hat mich abgelenkt.
Einen Zeitsprung mit Q ins 21. Jahrhundert erscheint mir als Fan zu diesem Zeitpunkt eher langweilig zu sein – ich sehe lieber die Sterne und Schiffe in Aktion.
Ja, der Start war hervorragend. Aber ich bin auch enttäuscht, dass soviel Zeit vergangen ist nach dem Geschehen aus Staffel 1. Da war doch noch viel zu erzählen. Aber wir lassen uns überraschen.
Eingefleischte Trekkies werden das Lied wiedererkennen ;)
https://www.youtube.com/watch?v=pXZwGnqQYzs
Ja, er hatte ein komplettes Leben in der besagten TNG Folge aber ich habe es mehr so verstanden, dass es ein gutes Leben sein sollte – die Projektion war darauf ausgelegt. Er sollte die Gesellschaft dort liebevoll kennen lernen, so dass er das Andeken bewahrt. Insofern steht das für mich nicht als Kontrast zur jetzigen Folge.
Ansonste gebe ich dir Recht Alex, ich würde auch lieber in dieser Zeit bleiben und etwas Action mit Uniformen sehen ;-) Aber vielleicht funktioniert der Plot, ich drücke die Daumen.
Picard hatte doch auch eine Liebelei mit Cash, die er auf Risa kennenlernte. Und die Beziehung zu Guinan geht auch über Freundschaft und liebe hinaus.
Ich glaube die hieß Vash, aber das war ja nur eine Urlaubsbeziehung. Meiner Meinung nach war er mit „Nella Daren“ am nächsten an einer echten und langfristigen Beziehung dran (S06E19). Am Ende stellt er aber fest, dass er nicht mit jemand zusammen sein kann, der unter seinem Kommando steht -> für ihn ist die Pflicht (zumindest) damals wichtiger als eine Beziehung.
Insofern finde ich die Story darum, dass er ein Bindungsproblem hat, nicht abwegig. Zumal sich die Prioritäten auch ändern können. Damals hat es ihn nicht gestört aber jetzt im Alter eben schon.
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