Schon die dritte Folge der zweiten Staffel „Star Trek: Picard“. In dieser Episode finden wir uns im Jahr 2024 wieder. Also kurz nachdem die Crew Sevens Ehemann aus der falschen Zeitlinie und seine Sicherheitsoffiziere vaporisiert hatte. Einmal mehr zeigt die Serie, dass sie es ernst meint und die Freiheiten der Streaming-Welt nutzt. In der guten alten 90er Jahre Welt des linearen Fernsehens hätte wohl Phaser-Schuss auf Betäubung reichen müssen, aber hier werden keine halben Sachen gemacht.
Auf dem Weg – oder besser gesagt Flug – ins 24. Jahrhundert zeigt sich auch Q noch einmal. Schlau werde ich nicht aus seinen wenigen Worten. Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, hat man als Zuschauer nicht und auch die Crew hat andere Probleme, denn das Schiff taumelt in Richtung Erde. Nach der Bruchlandung stirbt Elnor. Seine Wunde, die er dem Sicherheitstrupp zu verdanken hat, war zu heftig. Dabei fällt mir auf, die Phaser der Offiziere aus der falschen Zeitlinie waren ja gar nicht auf Vaporisieren eingestellt, sonst wäre Elnor ja schon längst gestorben und Raffi könnte sich nicht weinend auf seine Leiche lehnen. Seven, Raffi und Rios müssen also bewusst die stärkste Stufe der Handfeuerwaffen eingestellt haben, nachdem sie sich die Waffen in einem Handgemenge angeeignet hatten – diese Schlingel!
Dass Elnor stirbt, kommt bei Raffi gar nicht gut an, denn man hätte ihn wohlmöglich retten können; aber Picard will die Energie für die Borg Queen nicht abdrehen (bzw. sie töten). Denn nur die Queen kennt den Schlüssel; nur sie weiß, was im Jahr 2024 zu tun ist. Traurig ist das schon, aber wenn man aus der Geschichte herauszoomt, muss man feststellen, dass Elnor einer der schwächsten Charaktere in der Serie war.
Nachdem die Tränen über Elnors Ableben getrocknet sind, trennt sich die Crew: Rios, Seven und Raffi dürfen sich auf die „Außenmission“ begeben und auf die Suche nach irgendetwas, was nicht in diese Zeit passt, während Agnes und Picard sich um die Borg Queen kümmern.
Ich muss an dieser Stelle festhalten, dass Annie Wersching eine sehr gute Queen abgibt. Das Konzept der Borg Queen finde ich zwar nach wie vor gewöhnungsbedürftig, denn mir gefielen die Borg besser, bevor sie einen stellvertretenden menschlichen Charakter bekamen und damit weitaus unberechenbarer waren. In Picard ist die Queen gemein, hinterhältig und gerissen. Und damit eine sehr schöne Gegenspielerin zu Picard und seiner Crew. Trotz dessen vermag Agnes die erste Konfrontation mit der Queen zu bestehen und ihr das Geheimnis zu entlocken, wo und wen sie in dieser Zeit suchen müssen. Das beeindruckt auch die Queen selbst – aber hier ist sicher noch nicht alles gesagt und getan, wir können gespannt sein, welche Rolle die Borg in Picard spielen werden.
Der Teil im Jahr 2024 ist… nun ja, mich reißt das noch nicht mit. Ich kann verstehen, dass „Star Trek: Picard“ die Missstände unserer Welt aufzeigen will. Trotzdem ist mir der Bruch von kaputter Zeitlinie zu illegaler Immigration in den USA etwas zu groß. Aber dieser Umstand hat zur Folge, dass Rios verhaftet wird und dann – wer den Trailer gesehen hat, wird es wissen – dazu führen wird, dass Seven und Raffi ihn in den nächsten Folgen befreien müssen. Und auch wenn ich noch Zeit brauche, um mit dieser Story warm zu werden, geben Raffi und Seven ein großartiges Team ab. Für mein Gefühl kann Raffi etwas zu schnell ihre Trauer um Elnor ablegen, aber ansonsten macht es Spaß, den beiden zu zusehen. Und ich wette, die beiden kommen wieder zusammen – ich würde mich freuen.
Am Ende ist die Folge leider sehr kurzweilig und eher als Brücke zu sehen oder Einleitung zu der Geschichte im Jahr 2024. Dennoch bleibt die Staffel spannend und meiner Meinung nach auf einem hohen Niveau, auch wenn Folge 2 (Buße) und jetzt 3 (Assimilation) bisher nicht an den genialen Auftakt (Die Stargazer) anknüpfen können.
Bilder: CBS Studios / Paramount+ / Amazon Prime Video
„Star Trek“ ist tot.
Paramount tanzt nur noch auf einem Grab.
Im Sinne von Discovery kann man es so sehen; Picard hat noch Chancen und mit der zweiten Staffel bin ich bisher sehr zufrieden.
Trotzdem würde ich auch gerne mal wieder mehr Entdeckung und klassisches Star Trek sehen; Strange New Worlds sollte da liefern :-)
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