Bergfest! Mit „Flieg mich zum Mond“ haben wir schon die Hälfte der aktuellen Staffel hinter uns gelassen. In der fünften Folge aus Staffel 2 darf Rios endlich seinen Status als Gefangener ablegen. Raffi und Seven befreien ihn und die anderen Einwanderer aus einem gefangenen Bus. Seltsamerweise spielt Rios aber ansonsten noch keine Rolle in der Handlung – aber vielleicht kommt das ja noch. Viel wichtiger sind Picard und die Wächterin, die zwar aussieht wie Laris, aber nicht Laris ist – oder noch nicht Laris ist? Dieses Mysterium löst sich in der Folge leider noch nicht auf. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Ähnlichkeit zufällig ist. In der Zukunft, in welcher sie als Laris bekannt ist, hat sie sicher nur eine neue Aufgabe bekommen und soll dort auf Jean-Luc Picard aufpassen.
Im Jahr 2024 ist ihre Aufgabe, auf eine Vorfahrin von unserem ehemaligen Captain achtzugeben. Diese muss einen Weltraumflug absolvieren. Falls sie das nicht tut, ändert sich die Zeit und die Erde verfällt einem totalitären System. Die Wächterin glaubt Picard – vielleicht etwas zu schnell für meinen Geschmack. Am Ende der Folge wird sie sogar fast Teil der Crew. Aber richtig in Aktion erleben wir sie noch nicht.
Während sich Picard und Crew in Stellung bringen, arbeitet auch Q an seinem Plan. Was mich daran am meisten verwirrt, ist der Status von Q. Er ist offenbar nicht mehr allmächtig; ist er also mehr Mensch als etwas anderes? Aber trotzdem kann er einfach so den Computer von Doktor Soong hacken? Ich verstehe es noch nicht. Früher hat Q sich jedenfalls nicht so viel Mühe gegeben, aktiv einzugreifen; er hat es einfach mit einem Schnipser geschehen lassen. Andererseits macht es auch Spaß, Q als menschlichen Gegenspieler zu erleben, John de Lancie macht seine Sache wirklich gut. Ein gefallener, aber dennoch gefährlicher Q, ja, das ist etwas Neues. Und eigentlich ist es schade, dass John nicht schon früher so eine komplexere Rolle spielen durfte.
Neben John de Lancie als Q ist auch Brent Spiner wieder als ein Soong zu sehen. Ja, auch das macht mir große Freude. Und damit keine Verwirrung auftritt (war bei mir der Fall): Dieser Soong ist nicht der Schöpfer von Data. Brent Spiner spielt mit Adam Soong in „Star Trek: Picard“ Staffel 2 bereits den vierten Soong im Star Trek Universum. In der ersten Staffel „Star Trek: Picard“ war er Altan Inigo Soong, in „Star Trek: The Next Generation“ spielte er den Schöpfer von Data mit dem Namen Noonien Soong, in „Star Trek: Enterprise“ einen Vorfahren mit dem Namen Arik Soong und jetzt Adam Soong. Ein bisschen bekloppt ist das schon, wenn man sich das mal so vor Augen führt. Der jetzige Adam Soong ist auch derjenige, der eine Tochter hat, deren Ebenbild später Dahj übernehmen wird.
Aber genug von den Hintergründen. Egal, welcher Soong hier auch gezeigt wird, im Prinzip ist die Rolle immer die gleiche: Ein selbstsüchtiger, egoistischer, aber auch genialer Wissenschaftler. Q weiß, wie er ihn für sich gewinnen kann, was Soong aber für Q tun soll, erfahren wir noch nicht. Soll er Q etwa heilen? Aber das würde wenig Sinn machen, denn Q übergibt Soong das von ihm gesuchte Heilmittel für seine Tochter. Also weiß er mehr über menschliche Genetik als Soong. Scheinbar braucht Q einen irdischen Verbündeten für seinen Plan, den er in Handarbeit umsetzen muss.
Mit am spannendsten finde ich aber die Elemente um Anges und die Borg Queen. Ich finde ich es zwar seltsam, dass die Borg Queen so einfach das Schiff anzapfen kann, indem sie ganz einfach die Stimme von Rios imitiert. Hätten sie das nicht vorhersehen können? Und überhaupt, warum darf sie am Computer hängen? Aber das ist am Ende unwichtig, viel interessanter ist es, dass Agnes die Queen mit einer Flinte erlegt. Zuerst wundere ich mich, warum das nicht mehr thematisiert wird, aber später erfahren wir, dass dieses Ende der Queen noch nicht das echte Ende sein wird. Sie hat Agnes teilweise assimiliert oder eher infiltriert? Diese Symbiose ist spannend und wird sicher noch für Überraschungen sorgen. Wobei mir Agnes auch etwas leid tut, nicht dass sie schon wieder jemanden, den sie eigentlich liebt, ermorden muss wie in Staffel 1.
Die Szene am Ende, die sicher in Folge 6 fortgesetzt wird, erinnert mich an Mission Impossible. Picards Crew soll sich in eine Abendveranstaltung schmuggeln mit Sicherheitskameras und Identitätschecks. Irgendwie ist das lustig, aber fällt aus der Story raus. Denn man könnte meinen, dass es doch etwas einfacher für Agnes oder Raffi (oder Seven) sein sollte, sich in die Systeme zu hacken. Stattdessen muss Agnes sich festnehmen lassen, um dann an den Computer zu gelangen? Warum scannen sie nicht alles und beamen sich in den Sicherheitsraum?
Deshalb bin ich etwas gespalten. Die Folge ist nicht ganz so rund wie die anderen und mir teilweise etwas zu „irdisch“. Viele Pluspunkte sammelt die Episode aber durch Q und den neuen Soong. Insofern macht auch diese Folge Spaß, auch wenn man einige Abstriche machen muss.
Zumindest in einem Punkt ist sich „Star Trek“ bis heute treu geblieben.
In allen bisherigen Serien (bei „Discovery“ zweifel ich noch) ging es um die Verteidigung des philosophischen Konzepts des „Humanismus“ (Gene Roddenberry war glühender Humanist und wurde 1991 mit dem „Humanist Arts Award“ ausgezeichnet).
Und auch „Star Trek: Picard“ soll vor dem Verlust „der Menschlichkeit“ warnen:
Rios Story warnt vor dem Verlust der Menschlichkeit durch Rassismus und Intoleranz.
Anges Story warnt vor der Vereinnahmung des Menschen durch Technik.
Soongs Story warnt davor, nicht jeden denkbaren Weg zu gehen, nur weil er gangbar wäre (Oppenheimer lässt grüßen)
„Q“ warnt vor der Korruption durch Macht (auch wenn er kein Mensch ist)?
Und sicherlich könnte man noch so einige weitere Warnungen „heraus hören“.
Aber auf welche Warnung wird Piccards Story hinauslaufen?
Hoffentlich ergibt „die Moral von der Geschichte“ am Ende auch einen Sinn!
Oh, Tatsache, das macht Sinn 🤔
Guinan hat das ja auch schon in der letzten Folge artikuliert. Aber die anderen Geschichten der Crew damit zu verbinden, das ist mir noch nicht gelungen. Danke :-)
Freut mich, wenn dir der Genanke nicht völlig abwegig erscheint. ;)
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