Folge 6 „Star Trek: Picard“: Die Handlung knüpft direkt an „Flieg mich zum Mond“ an. Picard, Raffi, Seven und Rios wollen sich auf den Empfang für Picards Vorfahrin schleichen. Den Eintritt muss Agnes deichseln. Sie hat sich gefangen nehmen lassen und ist im Sicherheitsraum – bis dahin hat der Plan funktioniert. Aber sie wurde festgekettet und kommt nicht von ihrem Stuhl. Doch die Borg Queen, deren Geist sich in Agnes befindet, kann helfen. Bzw. etwas mehr von der Queen steckt schon in Agnes, denn sie vermag der schlauen Wissenschaftlerin übermenschliche Kräfte zu verleihen, so dass sie die Fesseln einfach brechen kann. Spätestens jetzt würde ich mir an Agnes Stelle denken, hm, vielleicht stelle ich eine Gefahr da? Es erinnert ein wenig an die ganzen Zombie Filme, in denen die Gebissenen es nicht wahrhaben wollen oder es verheimlichen, bis es dann zu spät ist. Und Agnes ist leider auch von dieser Sorte. Die Borg Queen übernimmt langsam, aber sicher bis zum Ende der Folge die Kontrolle.
Abseits von diesem „Zombie-Komplex“ ist die Interaktion von Agnes Jurati und der Borg Queen sehr amüsant. Agnes wird durch die Borg Queen zu einer Wahnsinns-Show-Einlage angestachelt. Das ist unterhaltsam und beeindruckend (singt sie das tatsächlich selbst?), aber hat auch eine Funktion. Dadurch kann die Queen Agnes komplett „übernehmen“ – was irgendwas mit den Glückshormonen zu tun hat?! Egal, wichtiger ist die Frage, ob Jurati jetzt zur neuen Borg Queen mutiert? Ich glaube schon. Denn damit löst die Staffel auch das Problem, dass sie ja die Borg Queen benötigen für die Heim- bzw. Zeitreise.
Neben dieser Handlung sehen wir viel Picard und Renée Picard. Dabei fällt mir ein, dass ich den Aufhänger der Folge nicht erwähnt habe: Wir sehen Picard am Boden blutend liegend und dann springt die Handlung zeitlich vor dieses Ereignis. Dieses Manöver haben wir schon in der ersten Folge gesehen und auch jetzt funktioniert der Kniff; der Zuschauer (inklusive meiner Wenigkeit) will natürlich wissen, was dort passiert ist.
Alles in allem ist mir die Folge aber viel zu irdisch. Dass Soong am Ende mit dem Auto Q’s Willen nachkommt und versucht Picards Vorfahrin einfach mit dem Auto zu überfahren, ist doch wohl wirklich etwas platt. Keine Strahlenwaffe? Keine Drohne? Keine „was auch immer Technik“? Er benutzt ein schnödes Auto? Rios sagt in der Folge, dass er diese „rohe Zeit“ liebt; ich liebe sie im Kontext mit Star Trek nicht wirklich. Es sollte für mich wieder etwas moderner zugehen. Aus diesem Grund finde ich auch, dass wir hier die schlechteste Folge der aktuellen Staffel gesehen haben. Das heißt nicht, dass die Folge ist sie für sich genommen nicht schlecht, aber deutlich dünner von der Handlung und der Umsetzung als die anderen.
Aufgewertet wird die Folge durch Picards einfühlsame Ansprache an seine Vorfahrin. Man spürt die Erfahrung und die Wärme eines gealterten Picards. Und ich denke, warum hat man die Serie nicht komplett in diese Richtung ausgerichtet? Eine ruhige Serie, eine, in der wir die Erfahrung von Picard erleben dürfen. Er löst die Probleme des Universums mit Gesprächen, mit Diplomatie und Einfühlungsvermögen. Aber das ist nicht der Fall. Stattdessen wird Soong als Gegenspieler aufgewertet, der schreckliche Gen-Experimente vollzieht und eine Tochter nach der anderen sterben hat lassen. Warum er nun an der aktuellen so stark hängt? So ganz kann ich deshalb seine Motivation nicht nachvollziehen. Aber vielleicht fügt sich dieses Konstrukt später zu einem stimmigen Gesamtbild.
Ich setze noch einmal zum Fazit an: Es ist die schwächste Folge der zweiten Staffel, die aber trotzdem unterhält. Dennoch muss es in der kommenden Episode wieder etwas aufwärts gehen, denn so viel Zeit haben wir nicht mehr in der Staffel.
Bilder: CBS Studios / Paramount+ / Amazon Prime Video
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