In der letzten Episode habe ich darüber geschrieben, wie stark Amande Plummer als Vadic in „Star Trek: Picard“ Staffel 3 als Bösewicht spielt. Auch in „Unterwerfung“ kann sie sich als glaubhaft hinterlistig inszenieren, während die Crew verzweifelt versucht, die Kontrolle des Schiffs zurückzugewinnen. Vadic lässt keinen Zweifel an ihrer Entschlossenheit und treibt die Crew zusammen; viele sterben. Die Autoren wollten eine bedrückende Situation erzeugen, und damit haben sie vollen Erfolg. Der Titel „Unterwerfung“ passt hervorragend zu dem, was wir zu sehen bekommen. Kurz Luft holen dürfen wir bei der Unterhaltung zwischen Riker und Deanna, die auf Vadics Schiff in einer Zelle sitzen und dort wieder zueinander finden. Meine Lieblingsstelle ist, als sie sich über ihr abgelegenes Haus aufregen und feststellen, dass sie viel lieber modern in einer Stadt mit vielen Menschen leben würden. Am Ende glänzt diese Staffel von „Star Trek: Picard“ damit, dass wir diese Gespräche erleben dürfen. Denn jeder Fan hat sich doch gefragt, was aus seinen Helden geworden ist; genau dieses Bedürfnis erfüllt diese Staffel. Und ich muss sagen, endlich, denn die erste und zweite Staffel können gerne vergessen werden.
Vadic spielt die Klaviatur der Ultrabösen in Perfektion. Ein Crewmitglied wird getötet, damit Jack sich endlich aus dem Versteck bewegt. Sie kennt keine Gnade. Dazu diese Mimik, das Lachen, welches aber nur den Schmerz verdecken soll, den dieses Wesen erlitten hat. Einzig ihre Vasallen fallen aus dem Bild. Was sollen das für Wesen sein? Egal, sie hat das Zepter in der Hand – sie glaubt es zumindest. Wichtig anzumerken ist, dass aber nicht nur Vadic über Leichen geht. Worf tötet nicht nur, nein, er pulverisiert den Leichnam seines Gegners. In früheren „Star Trek“-Episoden wurde die stärkste Stufe des Phasers nur in absoluten Notfällen genutzt, und wenn, dann wurde es eine Folge lang thematisiert.
Obwohl die Folge „Unterwerfung“ heißt, hat Picard einen Joker, und der heißt Data. Doch es muss eine Hürde genommen werden, denn Data muss gegen Lore im Geiste „kämpfen“. An dieser Stelle fühlt sich die Folge etwas wie der letzte TNG Kinofilm an. Es gibt etwas zu viel Kitsch und zu viel „Data will Mensch werden“-Thematik, denn wir hatten das alles schon. Natürlich ist es schön zu sehen, dass Geordi und Data ihre Bromance wieder aufleben lassen können, aber dass dieser Data anders sein soll als der Data aus TNG oder der Data aus Staffel 1 von „Picard“, das glaubt wohl niemand. Der kritische Fan muss hier also darüber hinwegsehen, um das große Geschenk zu erhalten: die komplette Führungscrew der Enterprise D gemeinsam am Tisch. Man muss auch stark sein und Kitsch aushalten, aber hier ist er angebracht. Emotionen und humorvolle Momente (Worf wollte in der Vergangenheit die Köpfe seiner getöteten Feinde an seine Freunde schicken, sah aber davon ab) bilden den Kern dieses Zusammenseins.
An dieser Stelle möchte ich kurz auf den Besprechungstisch in „Star Trek: The Next Generation“ eingehen. Meiner Meinung nach ist dieses Element nicht hoch genug zu würdigen. Es ist der Kern des besonnenen Handelns in der 90er Jahre Science Fiction Serie. Nicht gleich drauf losballern, sondern nachdenken, was die richtige Lösung ist. Eine Eigenschaft, die in der heutigen Zeit nicht immer aktuell sein könnte, aber auch dieser Folge sehr guttut.
Und damit habe ich schon über das absolute Highlight gesprochen. Der Rest geht fast unter diesem Eindruck unter, was sehr schade ist, denn Vadic muss schon den Hut nehmen. Aber wie sie stirbt, ist schon fast auf dem Niveau von „The Expanse“. Seven of Nine öffnet den „Notausgang“ auf der Brücke und sie wird ins All gesaugt. Damit auch jeder versteht, dass sie damit tot ist, zerschellt ihr gefrorener Körper an ihrem eigenen Schiff, dem Würger. Aber nicht nur Vadic wird zerstört, auch der alte Körper von Picard wird mit der Explosion des Raumschiffs vernichtet. Und noch weiß keiner der Helden, warum die Wechselbälger den Leichnam gestohlen und Teile seines Hirns analysiert haben.
Der große Cliffhanger dagegen ist ein recyceltes Produkt: noch einmal wird die Jack-Karte gespielt. Vadic hat nicht enthüllt, was mit ihm los ist. Also ist nun Deanna dran und die Auflösung wird erneut verschoben.
Damit ist die achte Folge beendet. Es stehen nur noch zwei aus und damit kann man vorsichtig ein Fazit ziehen, dass diese Staffel – selbst bei einem mittelmäßigen Finale – geliefert hat. Die alten Fans sind auf jeden Fall auf ihre Kosten gekommen, aber auch die junge Star Trek Generation sollte ihre Freude an den Ereignissen haben.
Bilder: Amazon Prime Video / Paramount+ / CBS Studios
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