Ich bin etwas traurig, denn das hier ist schon die fünfte Folge der ersten Staffel „#Star Trek: Strange New Worlds“ von nur 10 insgesamt. Die Serie könnte definitiv mehr Folgen pro Staffel vertragen, aber dazu später mehr.
In der vorangegangenen Folge wurde die Enterprise unter Feuer genommen und hat schwere Schäden erlitten. Ich fragte mich noch, ob sie das in dieser Folge aufgreifen oder einfach weiter fliegen? Und tatsächlich, sie greifen es auf, die Enterprise muss einen Boxenstopp an einer Raumstation einlegen. Bei den klassischen Star Trek Serien wurden diese Folgen genutzt, um mehr auf die Charaktere einzugehen und keine dramatische Story zu erzählen. Und auch hier geht „Star Trek: Strange New Worlds“ diesen Retro-Weg. „Spock Amok“ ist eine Folge, in der keine Zivilisation kurz vor der Ausrottung steht und nur durch die Enterprise gerettet werden kann, sondern wir lernen die Liebesbeziehung von Spock näher kennen. Innerhalb dieser Story gibt es gleich am Anfang einen großen Fanservice. Der Alptraum von Spock, in welchem sein menschliches Ich gegen sein vulkanisches auf dem Heimatplaneten der Vulkanier kämpfen muss, erinnert sehr stark an das originale Star Trek aus den 60er Jahren. Nicht nur die Kulisse wird dem ein oder anderen bekannt vorkommen (wenn auch jetzt etwas aufwändiger gestaltet) – insbesondere die dramatische Musik wurde übernommen. Ich finde diese Hommage an das Franchise großartig.
Spock verliert in seinem Traum den vulkanischen Ritualkampf gegen sich selbst und muss sich dann auch in der echten Welt mit sich selbst und seinen zwei Seiten auseinandersetzen. Denn so wie er sein Leben führt, ist er für eine Beziehung anscheinend nicht kompatibel. Seine Verlobte T‘Pring lässt ihn das deutlich spüren, aber Spock bekommt einen guten Rat von der Krankenschwester Chapel und bereitet ein vulkanisches Ritual vor, so dass sich beide besser verstehen. Das Problem – und hier wird es dann etwas obskur – ist, dass bei diesem Ritual Spock und T‘Pring die Körper tauschen und es nicht mehr rückgängig machen können.
Dass Vulkanier besondere Fähigkeiten im Bereich des Geistes haben, ich erinnere an die Gedankenverschmelzung, ist klar. Aber dass sie auch die Körper tauschen können, war mir nicht bekannt. Als Pike das erfährt, muss er grinsen, aber seltsam findet er es nicht, wie auch die gesamte Crew es irgendwie nicht wirklich seltsam findet. Ich meine, dass diese vielleicht etwas infantile Geschichte trotzdem sehr unterhaltsam ist. Natürlich kann man das nicht ganz ernst nehmen, das will die Folge eh nicht. Denn parallel sehen wir Una und La‘an, die statt eines Ausflugs außerhalb des Schiffs lieber Teenager-Streiche spielen. Insgesamt ist das alles sehr kurzweilig – und das absolut im positiven Sinne. Wenn man an die große Star Trek Geschichte denkt, dann ist mir die Charakterentwicklung von Spock etwas zu viel. Im klassischen Star Trek der 60er Jahre war er bei weitem nicht so reflektiert; denn man darf nicht vergessen, diese Serie spielt vor Captain Kirk, Scotty, Chekov und Co.
Am Ende der Folge ist alles wieder gut. Es gibt sogar noch den diplomatischen Erfolg durch T’Pring, die es im Körper von Spock mit Pike schafft, die Fremden zu überzeugen, der Föderation beizutreten. Und damit versteht sie Spock besser und alles zwischen den beiden ist wieder in Butter – sie springen direkt ins Bett und nun ja.
In den früheren Network Serien mit 26 Folgen pro Staffel war diese Art von Episode oft eine Art, um Geld zu sparen und einen Gang runterzuschalten. In der neuen Streaming-Welt fühlt sich so eine lockere Folge erst befremdlich, aber für mich sehr befreiend an. Oft ist bei 10 Folgen, dem typischen Streaming-Setup, keine Zeit, sich auch mal kleineren Themen zu widmen, alles muss bedeutungsschwanger sein. „Star Trek: Strange New Worlds“ nimmt sich das einfach raus, ganz so wie bei früheren Star Trek Serien.
Bilder: CBS Studios / Paramount+
Ich hatte den Eindruck, dass sich die Köpfe hinter „Strange New Worlds“ ein große Scheibe von dem Humor, den man von „The Orville“ kennt, abgeschnitten haben, und ich hab‘ es einfach nur genossen.
Der Humor ist oft so subtil, dass man ihn leicht verpassen kann. Ich hoffe so sehr, dass davon nicht all zu viel in der deutschen Synchro verloren geht. Diese Folge hat in meinen Augen das Potential eine der, wenn nicht sogar die beliebteste Folge der Staffel zu werden, gerade weil sie so gelungen anders ist.
Interessanter Vergleich und treffender Vergleich. Bei Orville haben sie ja auch den Haudrauf-Humor etwas zurück gefahren und sind teilweise fast schon ernst unterwegs; aber eben alles mit Augenzwinkern. Und dieses sich selbst nicht zu ernst nehmen, das zeichnet SNW wirklich aus. Wenn sie das von Orville abgeschaut haben, dann bitte weiter so :-)
Also, ich mag von den neuen Star Trek Serien ja „Lower Decks“ und „Prodigy“ wirklich gerne, weil die für mich äußerst überraschend das „Star Trek Feeling“ super rüberbringen. Aber – Strange New Worlds toppt das für mich einfach unglaublich. Dass es diese Serie überhaupt gibt, ist ja schon einfach nur cool. Die ganze Darsteller:innen sind einfach toll und man hat nach 5 Folgen schon viel mehr Bezug zu den einzelnen Personen, als zu denen in den anderen aktuellen Realserien von Star Trek, die ich mir aber dennoch als Trekkie anschaue, auch wenn es manchmal(?!) schmerzt, was da abgeht (zum Glück gibt es Saru und Seven!). Wer sich jetzt aber bei SNW über manche Ungereimtheiten im Canon (#### the canon) aufregt – ok, ist verständlich, aber ich bin einfach nur happy über die aktuelle Besatzung der Enterprise NCC1701. Und ja – the Orville mag ich auch.
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