Da fliegt sie endlich wieder: Die Enterprise darf in der zweiten Staffel von „Star Trek: Strange New Worlds“ Captain Pike und Commander Spock auf neuen Abenteuern begleiten. Seit den goldenen Star Trek 90ern habe ich mich nicht so auf eine neue Staffel aus dem Gene Roddenberry Universum gefreut. Die große Frage lautet: Kann die Serie ihre Qualität halten?
Das erste, was mich an der neuen Folge „Der durchbrochene Kreis“ freut, ist, dass sie direkt an die erste Staffel anknüpft. Kein Zeitsprung, kein Rückblick, nein, einfach die gute alte Enterprise und Captain Pike, der sich darum kümmert, Una als erste Offizierin zurück zu bekommen. Doch darum geht es in dieser Folge noch nicht. Pike macht sich auf den Weg, seine Freundin aus dem Gefängnis zu befreien und macht damit die Bühne frei für eine Spock-Folge. Zusammen mit der Brückencrew macht er sich auf den Weg, einem Hilferuf von La‘an zu folgen. Um das Ganze interessanter zu gestalten, muss er dafür die Enterprise aus dem Raumdock entführen. Dabei bekommt er Hilfe von Pelia, die Leiterin der Reparaturmaßnahmen am Schiff und Teil eines mystischen Volkes, zu dem wir wahrscheinlich in der Staffel noch mehr erfahren. Dass die Entführung des Flaggschiffs der Föderation so einfach funktioniert, Spock und seine Crew dazu noch unerwartet Hilfe bekommen – und das alles mit einem Lachen im Gesicht, ja, das ist der Ton dieser Serie, den wir auch schon in Staffel 1 gesehen haben. Die Freunde der ernsten Unterhaltung und logisch schlüssigen Drehbüchern werden damit ihre Probleme haben, doch wer sich darauf einlässt, der wird großartig unterhalten. Das Widersetzen gegenüber Befehlen hat ja auch Tradition in Star Trek, mal mehr, mal weniger, aber jeder Captain hat sich schon einmal Befehlen widersetzt und Spock – obwohl er hier nur Commander ist – macht diese Fußstapfen gleich in der ersten Folge noch etwas größer.
Die Enterprise macht sich auf den Weg, um auf einem von Klingonen und Föderation beanspruchten Planeten ihre Sicherheitsoffizierin La’an zu helfen – wobei sie noch nicht wissen, was genau sie dort erwartet. Die erste Szene mit La’an erinnert stark an Indiana Jones‘ Freundin, die sich als Frau in Saufwettbewerben durchsetzt. Ob man hier der ergrauten Star Trek Zielgruppe etwas Gutes tun wollte? Ich könnte es mir tatsächlich vorstellen. Wie es sich herausstellt, ist La’an einer Verschwörung auf der Spur. Klingonische Separatisten wollen mit einem Föderationsschiff ein klingonisches Schiff angreifen, um so den Krieg zwischen den zwei Mächten wieder zu entfachen.
Doktor M‘Benga und Schwester Chapel bekommen im Finale der Episode ihren großen Auftritt. Dank Zaubertrank – oder besser gesagt, irgendwelchen Drogen – verprügeln sie wie Bud Spencer und Terence Hill einen Klingonen nach dem anderen. Warum diese ohne Phaser oder Disruptoren versuchen, die beiden zu stoppen, wird mir nicht klar. Das, zusammen mit der Superdroge, ist dann wieder so ein Moment, an dem man sein Hirn ausschalten und sich einfach drauf einlassen muss. Und am Ende wird es dann auch ganz knapp. Spock stehen schon die Tränen in den Augen, da er seine heimliche Liebe, Schwester Chapel, glaubt getötet zu haben, als er auf das feindliche Föderationsschiff feuert. Aber hier stirbt kein Hauptcharakter, Doktor M‘Benga und Schwester Chapel können aus dem Weltall gebeamt werden.
Spock hat am Ende mit Glück alles richtig gemacht und kann sogar zur Völkerverständigung mit den Klingonen beitragen. Obligatorisch bekommt er von der Föderation einen Rüffel, aber ohne Konsequenz. Denn der große Konflikt kommt erst noch: die Gorn scheinen das Problem dieser Staffel zu werden.
Hach, die Folge gibt einem das warme Gefühl der guten Star Trek Zeiten zurück. Alles ist vielleicht ein bisschen zu übertrieben, aber das mindert den Spaß nicht. Dazu kommt eine hohe Dichte an Ereignissen, man hätte diese Folge auch gut als Kinofilm mit 90 Minuten vorstellen können.
Bilder: Paramount+ / CBS Studios
Ich fand’s ok, muss aber sagen, dass ich schon enttäuscht war, dass Pike praktisch gar nicht zu sehen war. :-/