Die neue Folge beginnt gleich sehr intim. Spocks Frau möchte mehr über seine menschliche Seite erfahren und deswegen Literatur der Erde über Sexualität lesen. Während ihm das offensichtlich peinlich ist bzw. unangenehm ist – wohl der passendere Ausdruck für einen Vulkanier – hat T’Pring kein Problem damit. Krankenschwester Chapel, mit der Spock über diesen Moment spricht, merkt an, dass er sich doch sehr glücklich schätzen kann, dass seine Frau sich so für ihn einsetzt. Und gleichzeitig ist es nicht zu verheimlichen, dass Chapel auch auf Spock steht.
Wie macht er das nur? Er ist kälter als ein toter Fisch und dennoch fliegen die Frauen auf ihn. Denn in dieser Folge gibt es noch eine weitere Dame, Dr. Aspen, die ihn umgarnt, zwar mit Hintergedanken, aber auch sie fährt voll auf ihn ab. Ist da etwa noch ein Spin-Off fällig, Sexgott Spock? Dann für die erwachsenen Sektion von Paramount+?
Aber zurück zur Geschichte: Der Gast in der Folge, Dr. Aspen, lockt die Enterprise in die Falle. Alle glauben ihre herzzerreißende Story, aber in Wahrheit ist sie Anführerin von Piraten, welche das Schiff entwenden möchten. Und das gelingt ihnen. Wie immer in dieser Art von Episoden geht das meistens zu leicht, da der Fokus auf dem Zurückerobern liegt. Und auch hier ist es etwas zu leicht, aber nicht komplett unglaubwürdig, insofern habe ich damit keine Probleme.
Infolgedessen ergeben sich zwei Handlungsorte: Zum einen die gefangene Crew an Board des Piratenschiffes mit Pike, Una und Co. sowie Spock, Chapel und Captain Angel (formerly known as Dr. Aspen) an Bord der Enterprise. Fast schön komödiantisch ist, wie Pike die Gefangenschaft „lebt“. Er macht Späße, wird dafür zwar verprügelt, aber schert sich nicht drum, denn er hat einen totsicheren Plan in der Tasche, wie er aus dieser Situation herauskommt. Unter anderem kocht er für die Piraten, da sie kein gutes Essen haben und wendet Grundschulpsychologie an, um eine Meuterei auszulösen. Ich kann mir vorstellen, dass das für viele übertrieben ist, ich für meinen Teil finde diesen Humor großartig. Pike steht einfach über den Dingen und ist ein unverbesserlicher Optimist.
Auf der Enterprise ist es nicht ganz so kuschelig und am Ende muss Spock sogar schauspielen, um die Situation zu retten. Er spielt die angebliche Liebe zu Chapel, dass Captain Angel glaubt, er habe T’Pring damit überzeugt. Leider spielt er es auch für Chapel zu gut, die doch sehr getroffen ist, dass sie ihn nicht haben kann.
Der große Cliffhanger oder besser gesagt Reveal in dieser Folge ist, dass Angel mit der Enterprise und der Geisel Spock Spocks Halbbruder aus dem Gefängnis befreien will, welches von T’Pring geleitet wird. Da kündigt sich also eine größere Story an. Wer den schrecklichen Film Star Trek 5 gesehen hat, wird wissen, dass Spocks Bruder eine Art Guru mit seltsamen Ansichten ist.
Aber das alles ist eigentlich völlig egal, denn auf dem Flug nach Hause, nachdem alle gerettet wurden und die Welt wieder heile ist, kommandiert Pike mit einem lauten Piraten „ARRRRR“ den Kurs seines Schiffes. Allein für diese zwei Sätze, die Una mit einem kalten „please stop“ kommentiert, hat sich diese Folge schon gelohnt.
„Star Trek: Strange New Worlds” hat sich für mich zu dem fröhlichen Serienfreund entwickelt, auf den ich mich jede Woche freue, denn er beschert mir eine sehr schöne Stunde an Unterhaltung.
Bilder: Paramount+ / CBS Studios
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