Platz 7 der besten Star Trek Episoden und wir bleiben noch einmal bei Star Trek The Next Generation. Das ist sicher wenig überraschend, was aber viele überraschen wird, ist die Wahl, die ich für diesen Platz getroffen habe. Und zwar gehen wir in die erste Staffel, die eigentlich wenig bis gar nicht überzeugen konnte. Folge 6 (bei Netflix ist es Nummer 5, da der Serienauftakt mit zwei Folgen als eine gezählt wird) mit dem Namen „Der Reisende“ sticht dann aber doch aus der durchwachsenen Auftaktstaffel heraus.
Mit dem Reisenden in unbekanntes Terrain
Ich gebe zu, vieles an dieser Folge ist ganz im Unterschied zu vielen anderen späteren Episoden dann doch nicht gut gealtert. In der ersten Staffel setzte man unter anderem noch auf sehr eng anliegende Uniformen, die, wenn man sie trägt, mehr an Wettkampfturnen erinnern als an eine hochoffizielle Weltraumuniform. Viel schlimmer ist dann aber der seltsame Pullover vom kleinen Wesley Crushers. Während die ganze Crew mit ihren Sportanzügen umhertollt, muss der geliebte/gehasste Junge mit einem Ugly Christmas Sweater herumlaufen, als ob er sich in einer anderen Klimazone bewegen würde. Aber ich schweife ab, denn wegen dieser ulkigen Kostüme habe ich die Folge sicherlich nicht ausgewählt.
In der Episode sehen wir einen geheimnisvollen Reisenden, der zusammen mit einem arroganten Offizier der Sternenflotte mit dem Auftrag an Bord kommt, den Antrieb zu verbessern. Während alle die Modifikationen für Humbug halten und sich mit dem Offizier mit dem Namen Kosinski vortrefflich streiten, entdeckt Wesley, dass der Reisende der eigentlich interessante von den beiden ist. Kurz angemerkt sei hier auch, dass Wesley in dieser Episode gar nicht so nervig ist wie in vielen anderen. Er ist aufgeweckt und passt einfach in die Geschichte.
Während des Tests des Antriebs, der eigentlich harmlos und wirkungslos nach der Analyse der Crew der Enterprise sein sollte, passt der Reisende nicht auf und die Enterprise gerät in eine unbekannte Region der Galaxy. Und das ist einfach nur faszinierend. In fast allen Folgen im Star Trek Universum bewegt man sich innerhalb der bekannten physikalischen Grenzen. Es gibt vielleicht neue Aliens, mal ein Wurmloch oder sogar Wesen, die es vermögen, die Kontrolle über Körper und Geist zu erlangen. Aber all dies läuft innerhalb unserer Erwartungen ab; bspw. verhalten sich diese mächtigen Wesen wie Menschen, die einfach nur zu viel Kraft haben. In „Der Reisende“ geht es aber nicht darum, nur auf eine anders verformte Nase zu treffen – Randnotiz: Die meisten Aliens in Star Trek haben einfach nur eine andere Nase – nein, hier ist es etwas wirklich anderes. Keine Mächte oder bekannte Planetenformationen.
Die Enterprise gelangt in eine Region, in der Gedanken und Realität verschmelzen. In der das Gedachte wahr wird. Und diese Tatsache, auch die Erkenntnis von Wesley, als er im Gespräch mit den Reisenden ist, dass Gedanken eben nicht von Materie getrennt sind, das macht den Charme dieser Episode aus. Es ist diesmal wirklich etwas anderes, etwas mystisch, sicher auch etwas kitschig, aber gleichzeitig auch erfrischend. Auch der Reisende, der das Schiff zwar in Gefahr bringt, aber trotzdem nur Gutes im Sinn hat. Das merkt man und muss sich als Zuschauer nicht über eine gemeine Absicht kümmern, sondern kann sich voll auf das Unbekannte konzentrieren.
Ich schaue diese Folge immer wieder gerne. Auch wenn am Ende Wesley, wie in einem Disney Film, von Picard mit dem Fähnrich ehrenhalber geehrt wird – geschenkt. „Der Reisende“ ist eine Folge, die man sehr gut jemandem zeigen kann, der vorher nie Star Trek geschaut hat. Denn die Folge steht für sich, ohne dass man Vorwissen über die politische Lage im Alpha Quadranten haben muss. Science Fiction für große und überraschte Augen, das ist „Der Reisende“ und ein verdienter 7. Platz.
Bilder: CBS / Netflix
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