Eine weitere hochpolitische Folge beschert uns „Star Wars: Andor“ mit Episode 9. Wir sehen zu, wie sich der Widerstand immer stärker formiert und wie die rücksichtslosen Maßnahmen des Imperiums immer mehr Nährboden für eine Rebellion bieten. Dabei finden die Hauptaktivitäten in dieser Folge im Arbeitslager auf Narkina 5, auf Coruscant und auf Ferrix statt. Für die Folge ist wieder Autor Beau Willimon verantwortlich, der wie schon in seinem Meisterwerk „House of Cards“ wieder einmal demonstriert, wie großartig er das politische Strippenziehen und das Anprangern von gesellschaftlichen wie politischen Missständen erzählen kann.
Allein die Dynamik, die er auf Narkina 5 erzeugt, ist unbedingt hervorzuheben. In der Unterdrückung im Arbeitslager ist kein Platz für Widerstand, glauben die Insassen, zumal alle Sicherheitsvorkehrungen perfekt angelegt zu sein scheinen. Aber Andor sieht da etwas – er sagt, dass man untereinander kommunizieren und offen über alles reden müsse – und könne, weil das Imperium sowieso nicht zuhöre. Ein Fakt, der schon mehrfach in „Star Wars“ gespielt wurde (unter anderem in „Rogue One“ und „The Rise of Skywalker“) und der auch George Lucas in seiner Idee von „Star Wars“ immer wichtig war. Dabei wird’s richtig beklemmend, wenn sich über Zeichensprache von Röhre zu Röhre das Gerücht verbreitet, dass eine komplette Arbeitsebene ausgelöscht worden sei. Und offensichtlich braucht eine Nachricht von der untersten Röhre nach oben mehrere Tage, da immer nur wenig Zeit bleibt, die Zeichen weiterzugeben.
Dass das Gerücht stimmt, wird später klar, wenn Dr. Rhasiv Ulaf aus dem Gefängnisteam sozusagen einschläfert, weil dieser zu krank ist, um gerettet werden zu können. Dass er nur noch wenige Tage auf Narkina 5 hätte, spielt offensichtlich keine Rolle, denn – es ist wohl sowieso nicht daran gedacht, jemans jemanden von Narkina 5 zu entlassen. Und die Insassen auf der unteren Ebene wurden wohl deswegen vollständig ausgelöscht, weil durch einen Fehler ein eigentlich Entlassener auf der dortigen Ebene landete. Um das zu vertuschen, griff das Imperium zu dieser Maßnahme. Das ist dann auch zuviel für Kino, der die Arbeitsebene organisiert. Nachdem er zu Beginn der Folge noch abwiegelte und Widerstand keine Option für ihn war, ist er jetzt soweit und gibt Andor die Informationen, die dieser haben wollte. Und das ist stark erzählt am Ende der Folge, wenn man die Wut und das Misstrauen in Kino aufsteigen sieht.
Ein kleines Geheimnis wird derweil auf Coruscant gelüftet – Rebellenkämpferin Vel ist offensichtlich die Cousine von Mon Mothma. Derweil die eine in den militanten Kampf eingestiegen ist, versucht Mon Mothma weiterhin auf politischer Ebene, gegen das Imperium anzukämpfen. Ihre Rede im Senat findet allerdings kein Gehör. Auch der Plan, Geld für die Finanzierung der Rebellen zu sammeln, gestaltet sich schwieriger als gedacht. Offensichtlich ist sie demnächst dazu gezwungen, mit zwielichtigen Personen Allianzen einzugehen, um gegen das Imperium weiter ankämpfen zu können.
Meero setzt derweil ihre Untersuchungen fort und setzt bei Bix eine Foltermethode ein, die Bix aber (noch) nicht zu brechen scheint. Auch der Moment der Folter ist stark erzählt und inszeniert von Regisseur Toby Haynes. Bix bekommt eine Art Kopfhörer aufgesetzt, über den sie unerträgliche Schreie und Geräusche zu hören bekommen soll, die sie zum Reden bewegen sollen. Haynes lässt die Kamera von der Seite direkt zum Gesicht von Bix fahren, und wir alle warten, wie sich diese Schreie wohl anhören, mit denen Bix gefoltert werden soll. Doch erst hören wir nur Stille, dann Bix‘ beschleunigte Atmung, und schließlich – nur Bix‘ Schreie. Ein starker Moment der Folge.
Ich muss sagen, ich mag den Blick auf das „Star Wars“-Universum, den uns „Andor“ bietet, ungemein. Mich hat schon in „The Bad Batch“ der Blick auf den Moment fasziniert, als das Imperium die Kontrolle übernommen hat – gefeiert von den Menschen in der Galaxis, dass man endlich von der Last der behäbigen, schwerfälligen Politik befreit worden zu sein scheint, die vom Senat der Republik ausgegangen ist. Endlich klare Regeln, stringentes Durchgreifen, eine neue Ordnung. In „Andor“ sind wir etwas weiter, und die Menschen erkennen, wie fatal dieser Schritt gewesen ist. Das Imperium erweist sich nicht als der Heilsbringer, sondern als faschistoide Struktur der Unterdrückung und Gängelung, mit rücksichtsloser und willkürlicher Auslegung der eigenen Regeln.
Und jetzt blicken wir einmal auf unsere Welt.
Bilder: Lucasfilm
Sehr, sehr gut beschrieben. Und auch der von dir hervorgehobene Blick auf unsere Welt. Absolut. So ist es.
Danke Dir, war auch eine wirklich starke Folge, muss man sagen. :-)
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