Nachdem Cassian Andor und Melshi am Ende von Episode 10 von „Star Wars: Andor“ dem imperialen Arbeitslager entkommen sind, haben wir uns natürlich schon gefragt, wie sie von diesem Planeten wieder herunterkommen und wie sich so noch rechtzeitig die Story für die letzten beiden Folgen der 1. Staffel entwickeln soll. Doch das geht überraschend schnell: Die beiden treffen auf zwei Keredianer, die selbst keine Fans des Imperiums sind und die beide einfach mitnehmen – obwohl Andor und Melshi ganz andere Pläne mit dem Schiff der Keredianer hatten. Apropos Keredianer: Hier steckt auch schon eines von gleich mehreren Easter Eggs in dieser Folge: Einer der beiden ist Cycyed Ock, der seinen Weg zu den Partisanen finden und in „Rogue One: A Star Wars Story“ auftauchen wird. Er ist dann auch einer der wenigen Partisanen, die die Zerstörung von Jedha überlebt haben. Laut „Star Wars: The Smugglers Guide“ wird er bald darauf im Gefängnis landen.
Von den Partisanen bekommen wir in dieser Folge noch ein bisschen mehr zu sehen: Luthen besucht mal wieder Saw Gerrera, der sich nun doch entschlossen hat, Kreegyrs Angriff zu unterstützen – wovon ihm Luthen allerdings abrät, da er ja die Pläne der ISB kennt. Daraus entwickelt sich ein ganz spannender Dialog zwischen Saw und Luthen, der sich viel darum dreht, welche Rolle Luthen eigentlich spielt, wieviel er wirklich weiß und wo er überall seine Spione sitzen hat. Luthens Charakter ist über die erste Staffel hinweg wirklich toll entwickelt worden, und an ihm lässt sich sehr gut das Dilemma der Treiber der Rebellion erkennen, die über ihre eigenen Grenzen gehen müssen und sich der Mittel des Imperiums bedienen müssen, um das Imperium selbst besiegen zu können.
Klasse ist danach Luthens Flucht vor dem Imperium: Sein Schiff wird von von einem Arrestor-Kreuzer der Cantwell-Klasse aufgespürt. Und das ist wirklich mal ein fettes Easter Egg: Der Kreuzer wurde ursprünglich von Colin Cantwell für den ersten Star Wars-Film entworfen – und verworfen, doch einige Elemente seines Designs wurden in den Todesstern integriert – insbesondere die Schüssel, die Cantwell sich vorgestellt hatte, um den Traktorstrahl zu fokussieren. Cantwells Skizzen wurden dann aber von der Produktionsmannschaft von „Solo: A Star Wars Story“ wiederentdeckt, die das Schiff in ihren Film einbauten und es nach Cantwell benannten. Die Kreuzer sind mit Ionenkanonen ausgestattet, die Luthens Schiff Fondor lahmgelegt hätten, aber sie erkannten nicht das Potenzial von Luthens Schiff.
Und dieses Schiff ist wirklich so eine Art „James Bonds Aston Martin“, transformiert für Star Wars: Es ist mit einer Reihe gefälschter Transponder-IDs ausgestattet. Das Signal, das Luthen auswählt, ist ebenfalls ein feines Easter Egg: die letzten vier Ziffern – 2505 – beziehen sich auf das Erscheinungsdatum des ersten veröffentlichten Star-Wars-Films, den 25. Mai. Und: Die Transponder-ID ist bei der Alderaan Trade Alliance registriert, ebenfalls ein Hinweis auf den ersten Star Wars-Film. Der Arrestor-Kreuz wird schnell außer Gefecht gesetzt mit Schrapnellwellen, die Luthen in Richtung Traktorstrahl-Schild los lässt. Die seitlichen Plasmawellen-Waffen kann Luthen auch die TIE Fighter zerstören und entkommen – eine der wenigen Weltall-Szenen in „Andor“ überhaupt, und es war für mich das Highlight der Folge.
Derweil gehen auf Coruscant die Ermittlungen der ISB und die Vorbereitungen der Rebellion weiter: Mon Mothma hat sich offensichtlich entschieden, ihre Tochter tatsächlich zu verheiraten, um an die finanziellen Mittel zu kommen. Das ist wieder extrem stark gespielt von Genevieve O’Reilly. Auch Vel ist weiter auf Coruscant aktiv, trifft Luthens Assistentin Kleya im Antiquitätengeschäft – wieder eine schöne Vorlage für ein weiteres Easter Egg: Vel und Kleya stehen vor einer Scheibe, die sich als Maya-Kalender entpuppt. Dieser endete am 21. Dezember 2012, für nicht wenige damals ein Hinweis auf das Ende der Welt. Das trat nicht ein, aber es war dennoch ein wichtiger Zeitpunkt für die Star Wars-Welt: Wenige Wochen vor dem 21. Dezember 2012 hat Star Wars-Schöpfer George Lucas seine Firma Lucasfilm samt dem Star Wars-Franchise an Disney verkauft.
Vel informiert Kleya, dass Andors Mutter Maarva gestorben ist – was uns wieder auf Ferrix zurückführt, wo sich nicht nur Rebellen und Imperium in Stellung bringen, sondern wo wir auch einige sehr herzzerreissende Szenen mit dem Droiden B2EMO erleben, der sich mit Maarvas Tod nicht abfinden möchte. Das ist wirklich sehr nett gemacht und ein schöner Moment in der Folge, die dann zur Krönung noch in einer Parallele zu „Rogue One“ endet: Andor ist wieder auf Niamos zurückgekehrt und kann sich seine dort gebunkerten Sachen schnappen. Dann erfährt er jedoch von Maarvas Tod, und am Ende steht er traurig am Strand auf Maarva und blickt in Richtung Horizont über das weite Meer – ganz so, wie er es am Ende von „Rogue One“ tut, bevor er stirbt. Eine spannende Parallele, da es jetzt so wirklich, als erinnere sich Andor in „Rogue One“ an diesen Moment auf Niamos zurück, als er selbst kurz vor seinem Tod steht, obwohl diese Szene in „Andor“ ja erst jetzt gedreht wurde. Wirklich geschickt inszeniert von Regisseur Benjamin Karon und Autor Toni Gilroy, die für die letzten beiden Folgen das Ruder übernommen haben.
Bilder: Lucasfilm
Kommentiere